Turkmenabad - Bukhara...

Liebe Alle

Ach, ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen - lasst mich nachdenken, was ich die letzten Tage auf der Strasse wieder alles erlebt habe...

02.07.2015

Bis und mit Turkmenabad und der Einladung zu Nara, welche ich dann ausgeschlagen habe, weil ich eine Einladung auf der Strasse zu einer "seriöser" wirkenden Turkmenin erhalten habe, deren Ehemann mich dann wieder ausgeladen hat und ich schlussendlich im Hotel landete, habe ich Euch ja bereichtet.

Ich habe mich dann entschieden, die letzte Nacht in Turkmenistan im Zelt zwischen Turkmenabad und Farab beim Badesee zu verbringen und dort wild zu campieren. Ich habe mir den Tag in der äusserst langweiligen Stadt Turkmenabad um die Ohren geschlagen und gewartet, bis es Abend wird. In einem Restaurant an der Ausfallstrasse nach Farab (Grenzort) habe ich Somsa gegessen - das sind Teigtaschen mit Fleich gefüllt. Die schmecken grundsätzlich sehr lecker - man darf sich einfach nicht vor Augen führen, wie hier Fleisch ungekühlt bei 50 Grad an der prallen Sonne auf dem Markt angeboten wird - nicht hinter Glas - überall hat es Fliegen dran. Aber das Fleisch wird ja nochmals gekocht und dazu trinke ich Cola - so kann mir nix passieren. Im Restaurant werde ich von einem ältern Hern angesprochen, der mir deutet, dass er mich in einer Stunde hier abholen werde und ich dann bei ihm schlafen könne - das ist natürlich was! Danke - ich warte gerne! Der ältere Herr ist auch nach knapp 2 Stunden nicht zurück und ich entscheide mich, mich auf den Weg Richtung Farab zu machen und mein Zelt irgendwo beim Badesee aufzustellen, einige Züge zu schwimmen und dann gut abgekühlt im Zelt zu schlafen und am nächsten Morgen früh los zur Grenze von Uzbekistan zu radeln.

Gestern hat mir die Verkehrspolizei ja bestätigt, dass ich da problemlos in ihrer Sichtweite zelten darf - das habe ich ja dann schlussendlich nicht gemacht. So mache ich halt heute Abend, was ich gestern schon tun wollte...

Am Posten der Verkehrspolizei sind heute Abend andere Männer im Dienst. Sie erklären mir, dass hier zu zelten eine schlechte Idee sei, es habe überall Schlagen  - das sei zu gefährlich. Hallo? Gestern war alles NO PROBLEM und heute Abend hat es Schlagen... Jungs, ihr wollt einfach nicht, dass ich hier schlafe - kein Problem, ich finde schon einen Platz.

Ich überquere die Brücke, die aus schwimmenden Teilen besteht, deren Übergänge sich um bis zu 10 cm unterscheiden. So muss ich sehr sorgfältig fahren mit Passpartu, zumal der Belag der Brücke aus rutschigen Eisenplatten besteht. Am anderen Ende der Brücke stelle ich mich bei den Verkehrspolizisten des dortigen Postens vor und frage, ob ich bei ihnen übernachten dürfe. NO PROBLEM - ich darf hinter dem Gebäude mein Zelt geschützt aufstellen und man bietet mir an, sogar die Toilette brauchen zu dürfen. SUPER - danke!

Ich stelle mein Zelt auf und suche den Ort auf, welcher den Polizisten hier als Toilette dient - und es ist der schlimmste aller Aborte, die ich auf meiner Reise gesehen habe. Nach dem Motto "rein und daneben geht viel" ist das Stehplumpsklo von Sumpf umgeben, dass es mich schüttelt. Damit man nicht im Sumpf über das Loch kauern muss, hat ein findiger Mensch einfach zwei Backsteine in den Sumpf neben das Loch gestellt, wo man sich raufstellen kann. Bravo. Nein, hier kann und will ich nicht - ich suche mir einen Busch - lieber lasse ich mich von einer Schlage in den Hintern beissen, als an einem solchen Ort... Stellt Euch vor, ich schlipfe auf den Backsteinen aus und falle hin.... Nein! Stellt es Euch nicht vor! Ich wollte die Welt sehen, wie sie ist - hier ist sie grad so, wie ich sie beschrieben habe.

Ich schnappe mir also meine 1.5-Liter-Petflasche mit Sprudelmineralwasser, meine Seife, mein Badetuch und mein Toilettenpapier und gehe mich in der Wüste duschen. Das geht ganz gut, weil hier eh niemand ist. Ich dusche im Sonnenuntergang und wenn ich haushälterisch mit dem Wasser umgehe, reichen 1.5 Liter aus der Petflasche recht weit. Und ich dusche mit Warmwasser - es hat ja tagsüber die Aussenteperatur von über 40 Grad angenommen...

Als ich von der Dusche zurück bin und schon mein Pyjama trage, kommt ein älterer Herr zu mir und bietet mir an, auf einem der alten Schiffe zu schlafen. Er sei der Captain dieser Schiffe - aber ich müsste im Freien schlafen, was ich wegen der Mücken nicht will...

Ich schlafe gut und tief - auch wenn es im Zelt heiss ist. Ich schlafe aber bewusst im Zelt - es dient mir als Schutz vor den aggressiven Mücken, die hier rund um den See in der "kühlen" Nacht aktiv werden...

03. Juli 2015

Heute wartet ein neues Land auf mich. Ich starte früh, wie geplant. Packe alles zusammen, sattle Passpartu und radle Farab entgegen. Ich bin erst einige Kilometer unterwegs, da stehen an einer Tankstelle doch tatsächlich zwei Tourenfahrer. Es sind Michaela und Oliver von www.radwild.de. Wir beschliessen, gemeinsam zur Grenze von Uzbekistan zu fahren und im nächsten Dorf Frühstück zu jagen. Gesagt getan - wir radeln gemeinsam, plaudern und haben es ganz gut miteinander. Die Ausreise aus Turkmenistan verläuft ohne Problem - für mich. Ich muss Formulare ausfüllen, die ich nicht verstehe - eine Usbekin hilft mir. Dann habe ich auch schon meinen Ausreisestempel im Pass und werde noch gefragt, ob ich Waffen dabei hätte - NEIN, habe ich noch immer nicht!

Michaela und Oliver haben ein 7-Tages-Visum bekommen - ja, man hat gehört, dass man ein solches Visum bekommen könne - aber wer es bekommt und wer nicht ist wenig nachvollziehbar. Michaela und Oliver können nicht ausreisen - sie sind, so der Zöllner, zu lange in Turkmenistan geblieben. Nein, sie sind nur 7 Tage geblieben, wie es im Visum vermekrt ist. In äusserst holprigem Englisch erklärt der Zöllner den beiden, sie hätten ihr Visum innerhalb Turkmenistan verlängern müssen - das versteht niemand, Ihr müsst Euch gar nicht erst Mühe geben, das zu verstehen - Grüsse aus Absurdistan...

Sie haben nun zwei Optionen: Eine Busse von 400 Dollar pro Person zu bezahlen - oder sich ausschaffen zu lassen... Die beiden entscheiden sich natürlich für die zweite Variante... Michaela hüpft vor dem Schalter des Zöllners auf und ab vor Freude wie ein Gummiball und ruft "Jupidu - ich werde zum ersten Mal in meinem Leben aus einem Land ausgeschafft - Jupidu...". Wir beraten uns kurz und entscheiden, dass ich alleine nach Uzbekistan einreise. Ich mache mich also auf den Weg durch das Niemandsland. Aber bevor ich die bescheidene Strasse befahren kann, wird mein Pass mehrfahr von turkmenischen Beamten kontrolliert - und JA, ich habe den Ausreisestempel im Pass und habe das Visum für Uzbekistan. Dann erreiche ich den ersten Kontrollposten von Uzbekistan, werde freundlich mich "Welcome to Uzbekistan" begrüsst. Mein Pass wird kontrolliert - den Ausreistempel aus Turkmenistan habe ich noch immer im Pass und ebenso das Visum für Uzbekistan....

Ich rolle weiter, erreiche das Zollgebäude, wo ich das Einreiseformular ausfüllen soll, welches in russischer Sprache vorliegt. Mir wird aber ein Muster in Englisch gezeigt, welches jedoch nicht mit dem russischen Formular übereinstimt. Bravo. Ein Zöllner hilft mir, so gut er kann.

Dann wollen sie meine Medikatmente genau prüfen - sind aber recht überfordert. Viel wichtiger wird dann die Kontrolle meiner beiden Handys. Da wird akribisch nach Sexfilmen und/oder Sexfotos gesucht - und nichts gefunden. Dafür schauen sich die Zöllner die Videos aus meinem Indienurlaub und vom www.alpenbrevet.ch an... So sehen sie wenigstens etwas von der Welt...

Ich komme trotz allem recht zügig über die Grenze - vielleicht auch, weil die Zöllner in die Mittagspause wollen. Nachdem ich meinen Pass nochmals wiederholt zeige, rolle ich in Uzbekistan ein, esse im Restaurant am Zoll und rolle dann weiter in der Mittagshitze, bis ich eine LKW-Kneipe erreiche. Da mache ich Pause, trinke etwas und will warten, bis die Sonne nicht mehr so steil am Himmel steht.

Dann rollen einige Stunden später Michaela und Oliver bei der Kneipe ein und wir "feiern" Ihre "Freilassung" - essen Nachtessen und dann ergibt sich ein feucht-fröhlicher Abend mit den Locals. Es wird eher spät... Wir können auf der Terrasse der Kneipe schlafen.

04. Juli 2015

Ich rolle später als sinnvoll in den Morgen. Michaela und Oliver wollen sich noch etwas ausruhen. Trotz weiterhin heftigem Gegenwind komme ich gut voran bis Olot (Alat), wo ich den Basar besuche und Bananen kaufen will, weil ich von Durchfall geplagt werde. Bananen finde ich nicht, bekomme jedoch eine Melone geschenkt von einem Händler, der gerne meinen Pass anschauen will - und damit wohl auch einen Teil der Welt - ich schäme mich fast, weil darin Visa für China, Indien, Iran, Turkmenistan, Uzbekistan, Tajikistan, Sri Lanka kleben - und was hat er von der Welt gesehen...???

Ich fahre kurze Zeit späer weiter und werde nach einem schönen Telefongespräch mit meinem Gschbusi weiter und werde am Abend von der Strasse weg von Alisher in sein Haus eingeladen, wo mich seine Mutter sofort umfassend bekocht und bewirtet. Ich möchte meine Melone beisteuern - das geht aber grad gar nicht...!!

Ich schlafe bei Alisher im Hof auf einem alten Eisenbett unter freiem Sternenhimmel und Vollmond - wunderbar!

05. Juli 2015

Alisher will mich am Morgen nicht vor 06.00 Uhr ziehen lassen und ich muss noch frühstücken und meine Melone wieder einpacken - zwei Kilo Mehrgepäck - OK...

Ich kämpfe mich gegen den heftigen Gegenwind weiter nach Bukhara, mache in einem Lebensmittelgeschäft Pause wo Mischa, ein CH-Velofahrer mich trifft. Er hat von Michaela und Oliver von mir gehört und wusste, dass ich vor ihm fahre - Fahrradfahrerpost... Zusammen fahren wir nach Bukhara, wo wir fröhlich eintreffen und uns ein Bad in einem Kinderswimmingpool gönnen - nicht nur zur Freude der Besitzer - ja, so sollten sich Touris vielleicht doch nicht benehmen - aber es tat so verdammt gut, bei der Hitze...

Wir checken im Guesthouse ein, wo wir uns ein Zimmer teilen und ganz viele andere Velofahrer aus der Schweiz, Deutschland und Neuseeland treffen...

Eine ausführliche Skypesession mit meiner Familie und dann gemeinsames Nachtessen mit den anderen Reisenden im Guesthouse.

06. Juli 2015

Besichtigung von Bukhara - ich bereichte dann in einem nächsten Artikel.

07. Juli 2015

Bukhara - ich berichte in einem nächsten Artikel

08. Juli 2015

Ich reise morgen Vormittag mit dem Taxi nach Kiva in den Norden und dann einige Tage später wieder zurück nach Bukhara, wo Passpartu auf mich warten wird - dann starte ich nach Samarkand und zur Grenze nach Tajikistan - ich berichte dann wieder...

Nun gehe ich bald schlafen - hier ist es schon 22 Uhr...

Herzlichin die Welt hinaus

Patrik Kirtap

 

 

 

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