ES GIBT IMMER EINEN WEG - TEXTBLOG...

Liebe Alle

 

Heute war ein anstrengender Tag - wir waren Stunden damit beschäftigt, unsere Weiterreise zu organisieren - entsprechend gibt es einen langen Blog. Fotos dazu findet ihr hier...

Doch auch heute alles der Reihe nach...

Nach dem Frühstück sind wir neugierig zum Velogeschäft spaziert, wo uns gestern Abend so spontan Boxen versprochen wurden, damit wir unsere Velos für den noch zu organisierenden Flug einpacken können. Wir waren gespannt, ob wir die Boxen wirklich so spontan, problemlos erhalten würden - wäre ja zu schön - wir sollten überrascht werden...

Im Shop angekommen wurden wir herzlich mit Handschlag begrüsst und gefragt, ob wir Tee oder Kaffee möchten - hm, eigentlich Boxen, aber die Zeit für einen Tee "müssen" wir uns wohl nehmen - gehört mit zum Ablauf, zur Gastfreundschaft von Rajeev dem Velohändler. Er zeigt sich wortkarg - doch dann sagt er plötzlich, dass alles OK sei und uns die Boxen in 10 bis 15 Minuten direkt ins Hotel geliefert würden. Kostenlos natürlich. Na, wenn das kein positiver Einstieg in den "Organisationstag" ist... Während wir im Shop mit Rajeev noch plaudern und unseren Ausflug zum See besprechen, ruft das Reisebüro an. Der Besitzer will uns sehen, hat neue Ifos. Also spazieren wir zum Hotel zurück. Uns fällt eine aus unserer Sicht verstärkte Militärpräsenz auf in der Einkaufsstrasse... Aber nichts deutet auf "unruhige Situationen" hin! Auch Rajeev hat bestätigt, dass alles ruhig sei hier!

Als wir beim Hotel ankommen, werden auch kurz danach die Boxen angeliefert, die wir im Keller gut verstauen - unsere Heiligtümer!

Dann zum Reisebüro. Dort wird uns erklärt, dass ab Imphal defintiv keine Fahrräder transportiert werden könnten, weil der Scanner für Cargo/Fracht defekt sei und der Cargobetrieb nun eingestellt bleibe. Wir hätten mit dem Bus nach Guwahati zu fahren - 18 Stunden. Von dort aus könnten wir fliegen. Sei alles NO PROBLEM und überhaupt... Uns passt diese Lösung nicht. Erstens können und wollen wir nicht glauben, dass man keine Fahrräder transportieren kann ab Flughafen Imphal und zweites haben wir NULL LUST 18 Stunden im Bus zu fahren!! Wir haben die Strassen gesehen, auf welchen wir zurückfahren müssten im Bus - NEIN DANKE! Von der Zugfahrt nach Kalkuta rät der Reisebüromann nun ab, da die Räder im Cargoabteil nicht sicher wären... 

Wir rätseln, was wir nun tun sollen - und entscheiden uns nach einem Besuch im Cargobüro von Air India in der Innenstadt, zum Flughafen zu fahren und uns da mal selber ein Bild vor Ort zu machen. Bestärkt zu dieser Aktion haben mich auch die Abklärungen, die mein Vater getroffen hat, während ich schlief (Zeitverschiebung sei Dank) - wonach Fahrräder transportiert werden könnten (zwar als Cargo - aber transportiert)...

Am Flughafen fragen wir am Schlater von Air India nach - bekommen diffuse Auskünfte und vor allem wollen sie keine freien Plätze für unseren Flug nach Kalkutta zu haben - hm... Vielleicht sagt man uns einfach auch nur, dass es keine freien Plätze hat, um sich nicht um die Fahrräder bemühen zu müssen.

Dann stellen wir uns vermeintlich beim Schalter von Indigo an, einer Fluggesellschaft, die ab Imphal nach Kalkutta fliegt - wir werden äusserst kompetent beraten, bis der Herr hinter dem Schalter uns fragt, was Indigo denn zum Transport der Fahrräder sage - wir schauen ihn verwirrt an und antworten, das müsste er doch selber am besten wissen ER SEI doch Indigo - ist er eben nicht - sieht nur so aus... Er geht schnell zum Schalter von Indigo und erklärt, wir könnten die Räder als Gepäck aufgeben - nicht als Cargo und könnten Übergpäck relativ günstig dazu buchen, so dass jeder von uns inkl. Fahrrad 52 KG transportieren kann. Sollte reichen. OK - der Flug von Imphal nach Kalkutta sollte also klappen. Und weiter nach Yangun? Tja, in Kalkutta müssten wir umsteigen und die Velos selber einchecken/buchen, das sei aber kein Problem - dort könnten wir sie als Cargo augeben, da in Kalkutta Cargo verarbeitet werde, in Imphal eben nicht (offenbar funktioniert der Scanner in Kalkutta noch...). OK! Aber wir hätten nur 20 KG Freigepäck - hm - das dürfte teuer werden. Der Herr versichert uns, dass jedes Kilo Zusatzgepäck nur 250 Rupees koste - also umgerechnet etwa 4 Franken - können wir fast nicht glauben - soll aber so sein. Also das ist interessant für uns. Ungläubig verwirrt entscheiden wir uns, die Flüge hier und jetzt zu buchen. Da wir nicht alle Pässe dabei haben - wer hätte damit gerechnet, dass wir hier tatsächlich so schnell eine sinvolle Lösung finden?? - können wir aber nicht vor Ort buchen... Der Herr vom Reisebüro meint, das sei alles NO PROBLEM! Er packt seinen Laptop ein und uns in sein Auto, fährt uns zu unserem Hotel, wo wir die Buchung der Flüge dann vornehmen. Das dauert seine Zeit, da die Internetverbindung immer wieder abbricht - schlussendlich gelingt es aber. Der Herr vom Reisebüro schämt sich für die Infratruktur und meint, Imphal sei wohl der schlimmste Platz, den wir auf unserer Reise gesehen hätten - wir können ihm versichern, dass dem nicht so ist!!

Dann müssen wir aber wieder zurück zum Flughafen, weil wir die Flüge mit Kreditkarte bezahlen wollen und der Herr vom Reisebüro vergessen hat, seinen Kreditkartenleser mitzunehmen... Also fährt er uns wieder zu seinem Büro. Bei der Einfahrt zum Flughafen lacht er und mein lakonisch: "Imphal International Airport - steht hier angeschrieben - aber es geht kein einziger internationaler Flug ab Imphal...". Überhaupt ist er gegenüber seiner Stadt und seinem Land sehr kritisch eingestellt. Er hat ursprünglich Physik studiert - konnte das Masterstudium dann aber nicht machen - hat sich im Tourismus ausgebildet und betreibt nun sein Reisebüro am Flughafen, obwohl er nicht Geschäftsmann habe werden wollen. Sein Büro ist ca. 10 m2 grosse - die Kunstschaft steht im Freien unter einem  Vordach an - er bezahlt dafür monatlich rund Fr. 550.00 Miete und bekommt von unserem Umsatz 5% von den Fluggesellschaften - hat so über 10% der Miete verdient mit uns - und sich darum wohl so viel Zeit für uns genommen. 

Wie auch immer: Am Flughafen zurück funktioniert der Kredit- kartenleser nicht. Somit müssen wir zum ATM/Geldautomaten und das Geld in einzelnen Tranchen von je 10'000 Rupees ziehen. Er bringt uns zur State Bank, die seit heute wieder Strom hat. Unterwegs erklärt er, die Probleme mit dem Geldbezug an den ATMs hätte mit dem Erdbeben vor einigen Tagen GAR NICHTS zu tun - das sei ein alltägliches Problem in seinem unterentwickelten Land... Das viele Militär, welches nun zum Flughafen fahre habe damit zu tun, dass wohl eine wichtige Persönlichkeit oder Verwandte einer wichtigen Persönlichkeit (Militär oder so) ankomme und Geleitschutz wolle - ob wir uns vorstellen könnten, was das alles koste... Er wisse nicht, wohin all die Steuern fliessen würden, die der Staat abkassiere, die Korruption lasse grüssen. Wenn er einen Job in einem Büro der Administration möchte, hätte er übrigens auch zu bezahlen, sonst gibt's keine freien Stellen...

Wir müssen total 84'000 Ruppees in Tranchen zu 10'000 Rupees ziehen - das dauert seine Zeit, da der ATM/Geldautomat wirklich seeeeehr langsam läuft - aber läuft. Ich bekomme mein Geld problemlos. Karins Karte spuckt plötzlich und ich helfe mit meiner aus - im Nacken viele Inder die anstehen und sich wohl wundern, was die Touristen mit so viel Geld machen... Ich glaube ihre Ungeduld zu spüren - oder eher ihre Sorge, dass wir den Kasten ganz plündern, leeren...?

Unser Reisebüromann wartet derweilen geduldig und als wir das Geld beisammen haben, führt er uns in den Hof bei den "Bürogebäuden" von Air India, wo er im Hof sein Auto geparkt hat. Die Bürogeäbude sind alt und in der Schweiz würde man sagen, einer so grossen Firma nicht würdig...

Im Hinterhof bezahlen wir dann in Bar unsere Flüge und die E-Tickets mit seiner Unterschrift dienen uns als Quittung. Wir haben seine Handynummer und sollen anrufen, wann immer wir ein Problem haben. 

Tja, so fliegen wir also am 17. Januar 2016 von Imphal nach Kalkutta - unser Flugverkäufer will uns beim Check-In in Impal behilflich sein. Am 18. Januar 2016 fliegen wir dann nach Yangun. Das ist der früheste Direktflug, den wir einigermassen gut erreichen können (es gibt nur einen Direktflug pro Woche...). Bleibt zu hoffen, dass wir die Velos problemlos mitnehmen können. Unser Flugverkäufer meinte, wir müssten halt am Schalter von Air India in Kalkutta dann einfach genügend heftig insistieren - ja INSISTIEREN sagte er. Wir üben bis dahin mal unsere Rumpelstilztänze, die wir dann bei Bedarf in Kalkutta aufführen - oder wir ketten uns mit dem Veloschloss an den Counter von Air India, falls sie die Velos nicht mitnehmen wollen - es gibt bekanntlich immer einen Weg...

Was ich Euch hier in einigen Zeilen zusammenfasse, dauerte heute DEN GANZEN TAG!!! Nur die Flugbuchung inkl. Zahlungsvorgang dauerte 4 Stunden - in Worten: V I E R!! Was wir in der Schweiz mit einigen Mausklicks innerhalb max. 20 Minuten erledigt hätten, dauert hier einen halben Arbeitstag. U N G L A U B L I C H!! Aber nun haben wir gute Flugverbindungen und hoffen, die Räder kommen mit. Sollten wir in Kalkutta stranden, haben wir wenigstens die Option von dort jede Destination auf unserer Route anfliegen zu können - anders als aus Imphal... Und wir müssen nicht 18 Stunden Bus oder gar 24 Stunden Zug fahren...

Von Cora und Wolfgang, den Radlern, die wir hier in Impahl getroffen haben, haben wir zwischenzeitlich erfahren, dass sie ihr Permit überraschend doch bekommen haben - sie haben es aber viel früher beantragt als wir, bei der gleichen Agentur wie wir. Für uns ist der Zug "Landweg nach Myanmar" aber so oder so nun abgefahren. Wir fliegen - und haben ja auch die Info, dass das zuständige Ministerium in Myanmar unsere Anträge gar nicht mehr bearbeitet hat - uns läuft also so oder so die Zeit davon... Cora und Wolfgang sind offenbar grad noch so "durchgerutscht" - Glück für sie...

Tja und zum krönenden Abschluss hat die Kioskverkäuferin den Vorrat an Silk Bubbly Schokolade wieder aufgefüllt!! Als ich heute auf dem Heimweg den Kopf in ihren MINIATURladen (4 m2) steckte, strahlte sie mich an und meinte "3 Stück?" - ne, so schlimm war der Tag nicht - 2 Stück reichen voll und ganz...

Wir planen nun, wie wir die Tage bis zum Abflug ausfüllen werden. Wir wollen noch einige Tage hier in der Umgebung radeln. Und dann wieder nach Imphal zurück, um die Räder zu packen etc. 

Herzlich, erleichtert und freudig in die Welt hinaus...

Patrik Kirtap

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Papi (Donnerstag, 07 Januar 2016 16:41)

    Nöd lugg la gwünnt; dieses Sprichwort gilt immer noch, auch in Indien. Bin froh, dass meine Nachtarbeit doch noch etwas dazu beigetragen hat, einen Flug mit den Bikes antreten zu können.
    Hoffentlich sind die Flugtickets echt, wenn auch im Hinterhof-Motorhauben-Büro bezahlt! Habt eine gute Zeit miteinander. Liebe Grüsse auch an Fritz und Karin. Vergiss den Umsatz bei der Kiosk-Frau nicht! Tschüss "Kleiner" Herzlich Ma und Pa

 

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