Kollaps - äh Kolkata...

Liebe Alle

17. Januar 2016

Unser letzter Tag in Imphal war dicht befrachtet. Vorgestern haben wir einen Freund eines Freundes von Karin und Fritz getroffen, der Mitglied einer Tanzcompany ist, die alte lokale Tänze zeitgenössisch interpretiert und damit auch schon in GB, D und E auf Europatournee war. Er sagte uns, dass am Samstagmorgen ein Casting junger TänerzInnen stattfinde, das wir doch besuchen sollten, was wir auch gerne taten und erstaunt waren, was die jungen Tänzer sich autodidaktisch beigebracht hatten!

Dann zurück zum Hotel, zwei Stunden Zeit um zu packen, E-Mails etc. und schon wurden wir zum Nachtessen abgeholt. Ein Taxi führte uns ausserhalb des Stadtzentrums in eine "dunkle Gegend", wo sich hinter einem Wellblechtor ein wirklich sehr schön gebautes, auserlesen eingerichtetes Haus in gepflegtem Garten befunden hat - japanisch angehaucht. Ein Haus eines Freundes der Freunde des Freundes - wir wurden mit lokalem Food bekocht, durften traditioneller Musik und Gesang lauschen und hatten einen wirklich sehr schönen letzten Abend in Manipur. Zum Schluss wurden wir noch gebeten, einen Speak zu halten, der nun auf einem YouTube-Kanal publiziert werden soll, der sich vor allem an junge Menschen aus Manipur richtet.

Die Nacht war kurz und für mich auch unruhig. Mir lag die Flugreise doch mehr auf dem Magen, als mir lieb war...

18. Januar 2016

Das Frühstück kam pünktlich aufs Zimmer - also 10 Minuten Verspätung und nur einmal nachfragen müssen, ist in Indien sehr pünktlich. Die von uns bestellten Autos waren dann auch schon viel früher als erwartet da und somit standen wir inkl. Gepäck und Räder dann viel zu früh am Flughafen...

Der Mitarbeiter des Reisebüros, bei welchem wir die im Hinterhof bezahlten Tickets gekauft haben, hat uns freundlich empfangen und uns durch das CheckIn begleitet - was völlig ohne Probleme ablief (die Räder passten auch durch den Scanner - wobei nicht so klar wurde, ob dieser nun funktionierte oder nicht - ich habe da den Mitarbeiter des Reisbüros nicht so richtig verstanden...). Der Mitarbeiter wartete dann vor dem Gate, ob uns die Kontrolleure etwas aus unserem Handgepäck "wegnehmen" würden - er hätte diese Dinge dann an sich genommen und uns per Post nachgeschickt. Schon bald war klar: Alles gut. Einzig das Klebeband wurde "beschlagnahmt"... Ich konnte also bald mal Zeichen geben, alles gut. So waren wir erstaunt, wie einfach das alles ging und flogen dann mit ca. 30 Minuten Verspätung in Imphal ab.

In Kalkuta kamen unsere Räder soweit so gut an. Das Gepäck auch. Einfach an zwei Orten - aber alles da.

Dann ging es aber so richtig indisch weiter...

Den Schalter von Air India zu finden, wo wir unsere Räder und das Übergepäck anmelden bzw. als Cargo aufgeben wollten, war so einfach gar nicht. Schlussendlich haben wir ihn gefunden. Mussten das Gebäude verlassen und wieder betreten und unseren Pass vorweisen und das Ticket für den morgigen Flug, damit wir überhaupt wieder ins Geäude durften. Der bewaffnete Wächter hatte einige Mühe zu verstehen, dass wir an den Schalter von Air India wollen/müssen, um unsere Räder anzumelden bzw. als Cargo anzumelden. Was daran so schwierig zu verstehen ist, verstanden wir wiederum nicht - so dauerte es einige Minuten - gefühlte Stunden... Geduld - OHHHHHHHMMMM.... - er war sooo laaaaangsam von Begriff - aber schwer bewaffnet. Hm - wie kann man solchen Menschen ein Gewehr als Arbeitsinstrument in die Finger drücken??

Der nette Herr bei Air Inida erklärte uns dann, wir könnten die Fahrräder problemlos mitnehmen, wir hätten aber nur 20 Kg Freigepäck. Das wussten wir. Wir befürchteten auch, dass er uns die 750 Rupees pro Kilo Übergepäck verrechnen will - also 11 Franken oder so - und ich habe 30 Kg Übergepäck- die wir im Internet nachgelesen hatten... Und genau das war seine Information - Schock! Er klärte uns aber flugs ab, was es kosten würde, wenn wir alles als Cargo aufgeben würden - das hat uns unser Ticketverkäufer in Imphal nämlich dringend empfohlen und als "NO PROBLEM" bezeichnet - und genau das war ja unser Plan. Cargo würde - haltet Euch fest - 55 Rupees pro Kilo kosten und käme mit dem gleichen Flieger an. .NEIN, ich habe keine Null vergessen!!! Cargo ist also 13x günstiger!!!

Hm, also geben wir alles als Cargo auf. Gute Idee, meinte der Herr von Air India, das würde dann am Freitag in Yangon ankommen, während wir am Montag ankommen und spätestens am Mittwoch losradeln wollen/müssen, damit wir genügend Zeit haben um an die Grenze zu Thailand zu kommen. DENN: Heute Sonntag wir kein Cargo verarbeitet - und das in einer Metropole wie Kalkuta. Sonntag ist Sonntag. Punkt! Aus! Amen!

Oh NEIN! Morgen Montag ist die Zeit zwischen der ersten Aufgabemöglichkeit und dem Abflug zu kurz, wird uns erklärt!! Es bleibt dabei: Ankuft als Cargo am Freitag oder Mitnahme als teures Übergepäck! Einchecken können wir zudem frühestens drei Stunden vor Abflug - also müssen wir unser Gepäck noch hüten bis morgen Früh. Mühsam! Wir könnten dann "ganz einfach" beim CheckIn das Übergebpäck bezahlen... Der Ablauf mag einfach sein - die Kosten jedoch extrem... Wir werden gaaaaanz tief in die Tasche greifen müssen - und umgerechnet hat jeder von uns gute 320 Dollar zu bezahlen für Übergepäck - mein Budget kollabiert...!!! Ich beinahe auch!!

Aber es gibt keinen anderen Weg! Und es kommt noch mühsamer - so ist es doch besser, ich spare den Kollaps für mich noch etwas auf und lasse mein Budget mal den Kollaps vollziehen...

Wir fragen am Air India Counter, ob es Day-Rooms gibt am Flughafen und eine Gepäckaufbewahrung. ABER KLAR - NO PROBLEM. Wir sollen geradeaus ins Büro des Airport Authority Managers - wow - nur schon dieser Titel...!

Dort wird mir dann erklärt, dass er prüfen könnte, ob Day Rooms frei wären für uns - ein 3er Zimmer ist nicht vorstellbar! Wir könnten ja weiss der Geier was darin anstellen, das wohl der Hintergrund dieses "Verbots"...! Es gibt ein Doppelzimmer für Fritz und Karin und ich könnte ein Bett in einem Doppelzimmer für Männer mieten, das andere Bett würde dann sonst wem verkauft - oder auch nicht. Das will ich nicht und will den ganzen Raum für mich mieten - gegen Aufrpeis. Scheint zuerst machbar - geht dann aber plötzlich doch nicht - plötzlich ist das Männerzimmer nicht mehr verfügbar. Komisch. Das Gepäck könnten wir auch nicht in den Day-Room nehmen - Sicherheitsgründe. Und NEIN, wo denken die Touristen blos hin?! Eine Gepäckaufbewahrung gibt es am Internationalen Airport von Kolkate - einer riesigen Metropole in Indien!! - auch nicht mehr. Die ist aus Sicherheitsgründen GESCHLOSSEN! Somit können wir keinen Day-Room beziehen, weil wir das Gepäck dorthin nicht mitnehmen dürfen und müssen unser Gepäck bis morgen um 07.00 Uhr hüten. So ein Mist...! Einiges Hin-und-Her - unsere Nerven liegen Blank - Hunger haben wir auch! Dann eine vage Aussage, man würde unser Gepäck ausnahmsweise einlagern. Wir überlegen uns, ob wir einfach am Flughafen abhängen und warten wollen, bis es Morgen wird - das wäre aber eine sehr lange Zeit, in der immer jemand von uns Wache schieben müsste... Dann ruft man uns einen Agenten, der Hotels vermittelt. Wir bringen ihn dazu, uns ein 3Bettzimmer in einem Hotel in Flughafennähe zu vermitteln. 3000 Rupees inklusive aller Taxen und Transport inkl. Fahrräder ist sein letztes Angebot. Wir überlegen lange und entscheiden uns, uns diesen Luxus dann doch zu gönnen nach dem Frust über die fehlende Cargomöglichkeit etc. Der Agent bestellt ein grosses Taxi - wie er sagt. Indien wäre nicht Indien, wenn wir nicht alles Gepäck irgendwie doch noch in das Auto - einen etwas grösseren Personenwagen, aber kein Van! - gekriegt hätten. Ich bin dann als "Wachhund" mitgefahren. Zuerst im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz, weil KEIN Platz für die Beine mehr war. Dann konnte doch noch etwas Platz geschaffen werden. Fritz und Karin wurden in einem zweiten Auto transportiert. Der Agent fragte mich, ob wir in den grossen Boxen Fernsehgeräte transportieren würden. Aber klar doch: Jeder von uns hat seinen eigenen Fernseher dabei mit einer Bildschirmdiagonale von über 1.50 m - ist doch logisch, was sonst soll in einer solchen Kiste Stecken, auf der Velos aufgedruckt sind?

Ich kriege mich vor Lachen kaum mehr ein...

Überhaupt muss ich bei dieser Aktion sehr viel lachen. Verzweifeltes Lachen. Hilfreiches Lachen!!! Ausfedern hilft nicht weiter und öffnet auch keine Gepäckaufbewahrung, macht keinen Day-Room verfügbar und das Auto auch nicht grösser - lachen macht das zwar alles auch nicht - aber ist doch noch gesünder, hoffe ich wenigstens, als ausfedern... Für mich eigentlich eher unüblich, dass ich so ruhig und gelassen bleibe und mich über das Chaos einfach nur noch amüsieren kann - reisen verändert mich offenbar nicht nur optisch... 

Der Agent meinte dann, dass wir nun noch die Parkgebühren für das Taxi zu bezahlen hätten, was wir verweigerten, da er uns ein ALLES umfassendes Pauschalangebot gemacht hat. Das findet er  gar nicht lustig und ist einigermassen verärgert...!! Schlussendlich zückt er seine Geldbörse und bezahlt...

Nun teilen wir uns also ein Dreibettzimmer unweit des Flughafens und müssen nach 18 Uhr Lokalzeit die Flugboxen der Räder nochmals verstärken - vorher ist hier kein Klebeband verfügbar. Das Klebeband wurde uns ja am Flughafen in Imphal abgenommen - wohl aus Angst, wir könnten einen Überbringer der schlechten Nachrichten am Flughafen von Kolkata damit fesseln....

Die Fahrradboxen haben nämlich auf dem Transport - wohl auch im engen Taxi gelitten - die Boxen sehen nicht nur gut aus und wir fürchten, die Räder könnten Schaden genommen haben... SCH.....!!! Morgen Abend in Yangon werden wir mehr wissen. Ich hoffe, Passpartu komme heil an. Schrammen sind ja nicht so dramatisch - Passpartu ist ja schon bald mal 10jährig und hat einiges erlebt(wir waren in Norwegen/Schweden unterwegs, viel in der Schweiz, in Frankreich und nun auf der Velotour von Bern nach Singapur - alles in allem hat er schon min. 70'000 km auf dem Rahmen!!!) - darf also auch die eine oder andere Schramme haben - wie ich ja auch zunehmend graue Haare und Falten im Gesicht bekomme - also noch interessanter werde, als ich immer schon war... Aber verbogene Achsen/Naben oder eine massive 8 im Rad kann ich einfach nicht brauchen...!!

Fotos lade ich dann später mal hoch - vielleicht heute noch - vielleicht erst in Myanmar - vielleicht erst in Thailand.

Es scheint, Myanmar mache es uns wirklich schwer und teuer dahin zu gelangen - ....!!! Nun hoffen wir, der Aufenthalt in Myanmar werde so schön, wie die Reise dahin aufwändig und teuer war - dann werden wir im Paradies landen! Paradies? Beim späten Mittagessen meinte Karin, nach dem Chaos am Flughafen in Kolkata und den für uns nicht nachvollziehbaren Regeln scheine ihr der Aufenthalt in Manipur grad nochmals paradiesischer als er war - im Vergleich zu anderen Plätzen in Indien. Ja Manipur war für uns schon paradiesisch!! Was ihr hier in einigen Minuten auf ein paar Zeilen geleen habt, dauerte in Tat und Wahrheit STUNDEN...!!

Zu Manipur will ich dann spearat mal etwas schreiben - wenn ich Indien verlassen habe...

HERZLICH, müde, genervt, lachend in die Welt hinaus...!
Patrik Kirtap

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Pa (Sonntag, 17 Januar 2016 20:04)

    Ja wenn einer eine Reise tut..... da müssen auch die Nerven mitmachen, was im Moment etwas schwierig zu sein scheint. Gibt es keine Nervennahrung, z. Bsp. Schokoriegel mit Blasen.....?
    Hei Mann, Du bist als gut organisierter Schweizer in Indien; diese "Indianer" ticken ganz anders! Nur als EDV-Spezialisten scheinen sie uns überlegen! Also, morgen einen Schokoriegel einschieben bevor der Flughafen aufgesucht wird! Dann geht alles viel leichter, wie scheinbar leider auch der Geldbeutel! Also die Ruhe der Inder übernehmen, zeitig vor Ort sein und diese machen lassen; sie müssen Euch ja mitnehmen, inkl.. Gepäck. Passpartu wünsche ich viel Gluck und Dir, Fritz und Karin guten Flug und happy Landing. Bis zum Nächsten. Herzlich Pa

 

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