LA ROUTE DE SOIF...

 

Liebe Alle

Ja, die letzten Tage hätte mich meine Reise von der ROUTE DE SOI gut und gerne umtaufen können in die ROUTE DE SOIF... 

Die heissen Temperaturen und die stechende Sonne setzen mir auf den immer min. 100 km langen Tagesetappen doch zu - und ich trinke wohl mehr, als manche Kuh...

Ich spiele unterwegs mit mir "Motivationsspiele" wie z.B.:

Bei der übernächsten Tankstelle in meiner Fahrtrichtung gönne ich mir eine Viertelstunde Pause inkl. einer kleinen Süssigkeit - egal, wann diese Tankstelle kommt... Und hoffe dann natürlich, die übernächste Tankstelle sei keine 2 Meter entfernt - und weiss gleichzeitig, dass es wohl mindestens 10, 15 oder 20 km werden dürften...

Oder:

Wenn der Tacho die nächste "Zehnerzahl" anzeigt (also 60, 70, 80 km - gefahrene Distanz! - nicht Geschwindigkeit...) - gibt es eine kurze Verschnauf-, Steh- und Tinkpause...

Etc.

Doch auch dieses Mal alles der Reihe nach...

 

25. März 2016

Heute Morgen bin ich zeitig in die von der Handwäsche des Vorabends noch feuchten Velokleider gestiegen. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Zimmer ohne Fenster liess die Kleider nicht vollständig trocknen. Wääh! Das mag ich so gar nicht, in feuchte Kleider steigen - auf dem Pamir oder in Indien waren sie dazu dann ja auch noch kalt - .... - es schaudert mich noch immer - ... - ich werde mich nie daran gewöhnen... - aber es gehört halt auch dazu...!

Doch hier in Malaysia braucht das alles viel weniger Überwindung: Keine fünf Minuten auf dem Velo und die Kleider sind vom Schweiss sowieso durchtränkt - so kann ich sie doch auch gleich feucht anziehen - schlussendlich kein Unterschied spürbar...!

Als ich Passpartu fertig beladen aus dem Zimmer schieben will, höre ich ein Geräusch und kann bzw. will nicht glauben, was ich da zu hören glaube. Hallo? Da muss ich nun aber wirklich nachschauen, ob ich auch werde sehen können, was ich höre...

Und wie ich sehen kann, was ich höre...:

Es regnet. NEIN! ES SCHÜTTET!!

Von früheren Reisen durch Malaysia während dieser Jahreszeit weiss ich, dass solche Regenschauer oft nur kurz dafür heftig sind. Ich beschliesse abzuwarten - bei diesem Wetter schickt man keinen Hund vor die Haustüre - geschweige denn Passpartu (oder mich....). Es dauert gute 40 Minuten, bis der Regen aufhört und ich trocken starten kann. 40 Minuten Verspätung auf den Tagesplan - bei über 120 Km Distanz, die ich geplant habe, das ist eine Menge - diese 40 Minuten sitzen mir denn auch den ganzen Tag im Nacken - ich werde dieses Gefühl "zu spät zu sein" den ganzen Tag über einfach nicht mehr los... 

Heute heisst mein Ziel nämlich Port Dickson. Eine von meinem Startort Klang rund 120 Km entfernte Hafenstadt. Mit Hilfe der Menschen auf der Strasse und meiner Navigationssoftware auf dem neuen Handy (ich freunde mich mit ihr immer mehr an - muss ihr nur noch beibringen können, dass ich mit Passpartu unterwegs bin - und somit nicht auf die Autobahn will...!) finde ich ich den Weg durch den Verkehr in Klang in Richtung Morib - dem ersten Zwischenziel des Tages. Ich habe einzig an einer Kreuzung eine Unsicherheit und frage einen älteren Herrn, der ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs ist. Er erklärt mir - so gut es geht - den Weg und meint dann mit ernsthaft besorgtem Blick: You can't go there! Also ich könne nicht nach Morib! Hoppla, warum nicht? Strasse verschüttet? Unruhen? Nein - das sei viel zu weit weg, um es mit dem Fahrrad zu erreichen, erklärt mir der ältere Herr. Nun, bis Morib sind es "lächerliche"  50 Kilometer - aus meiner Sicht. Aber ich habe mit Passpartu ja auch ein geniales Fahrrad - er ist mit einem 1-Gänger-Velo unterwegs, das in etwa seinen Jahrgang hat...

Die Strecke ist auch heute wieder eher eintönig - die Strasse zieht sich durch Ölpalmenplantagen - endlose Flächen wurden entlang "meiner Strasse Nr. 5"  der Produktion dieses "grünen Erdöls" geopfert - Monokultur... 

Bei einer *Fressbude" - einem kleinen Strassenrestaurant - mache ich halt und esse zum Lunch eine Portion Nudeln. "Maggi Goreng" nennt die Wirtin das Menü, weil sie es mit Instantnudeln von Maggi zubereitet... Maggi und Nestlé sind hier weit, sehr weit verbreitet...

 

Ein anderer Gast bittet mich zu sich an den Tisch - er kann kaum Englisch und doch können wir uns verständigen, unterhalten. Ich zeige ihm die Postkarte von Bern - meiner Heimatstadt. Er ist sichtlich beruhigt zu wissen, dass die auf der Postkarte abgebildeten Bären im Park leben und sich nicht frei in der Stadt rumtreiben, das wäre ja gefährlich - genau, wie die grossen Schlagen hier für mich, die ich am späten Abend überfahren am Strassenrand sehen werde - dann aber viel zu KO bin, um anzuhalten und den Fotoappartat zu zücken - was ich heute bedaure... Da schaudert es mich immer wieder, wenn ich diese Tiere sehe, die da so rumkriechen - und ich bin froh, in Hotels absteigen zu können und nicht irgendwo im Wald wild campen zu müssen, wie andere Radler, die das Budget für ein Hotelzimmer nicht haben.... Der nette Gast bezahlt dann für mich das Mittagessen und meine Getränke - TAUSEND DANK!

Gegen Ende der Strecke kommen dann auch die Hügel, von denen ich wusste, dass sie kommen werde. Doch mit bereits fast 100 km in den Beinen werden diese Hügel in der Hitze des späteren Nachmittags für mich gefühlt einfach zu B E R G E N! Ich leide - schöpfe aber Hoffnung:

Port Dickson ist ja eine Hafenstadt - somit muss sie am Meer liegen - und damit auf Meereshöhe - also auf NULL Meter über Meer - irgendwann muss es also einfach nur noch bergab gehen. Der Gegenwind wird immer stärker - ich LEIDE! - und die Hügel nehmen kein Ende - es geht immer weiter bergauf, als anschliessend bergab - so komme ich nie auf Meereshöhe... Verfahren kann ich mich nicht haben - es gibt hier nur diese Strasse... Ich glaube, den konditinell heftigsten Tag auf der ganzen Reise zu durchleben...!!

So kommt mir ein Hotel knappe sieben Kilometer für Port Dickson gelgen, wo ich mich am frühen Abend einchecke - kapituliere... Ich schleppe mein Gepäck in den zweiten Stock und freue mich auf die Dusche, das Nachtessen, das Bett - nur noch schlafen...

Das mir zugeteilte Zimmer ist entweder noch bewohnt oder noch nicht aufgeräumt - also zurück zur Rezeption - das nervt mich gewaltig!!! Ich muss mich ganz fest bemühen, damit meine Müdigkeit und meine Ärger über diese Situation sich nicht verbrüdern und mich "ausflippen" lassen. In der Ruhe liegt die Kraft - ich bekomme problemlos ein anderes Zimmer - zum gleichen Preis sogar eines der besseren Kategorie - und ein Angestellter hilft mir mit dem Gepäck - mein Abend ist gerettet. Eine kurze Skypesession mit meinen Eltern - ein grosses Nachtessen - und dann einfach nur noch schlafen...

Heute in drei Monaten fahren Passpartu und ich in Bern ein...!

 

26. März 2016

Ich komme zeitig los. Es liegen wiederum 110 km vor mir bis Melaka oder Malacca - je nach Schreibweise. Dort will ich ja Ruhetage einschalten...

Ich komme anfänglich flott voran - doch mit aufsteigender Sonne schwinden meine Kräfte - und ich leide wieder vor mich hin. Ich brauche viele Trinkpausen - mehr als am Vortag... - in schattigen Restaurants, im Schatten vor Lebensmittelgeschäften oder Tankstellen. Das von mir transportierte Wasser ist ruckzuck auch 30 oder mehr Grad warm und entsprechend nicht mehr wirklich erfrischend - daher kippe ich immer mal wieder kühles Wasser aus dem Shop in mich hinein - ein Liter ist da innert 5 Minuten getrunken - und wohl ebenso schnell "wegtranspiriert"...

Ich leide auch auf dem Weg nach Melaka gewaltig - trinke, trinke, trinke - muss mich zwingen, auch etwas zu essen - glaube nicht vorwärts zu kommen und überlege mir, die letzten 40 Kilometer der Tagesetappe am nächsten Tag zu fahren, und in Melaka halt nur einen Ruhetag einzuschalten. Doch ich quäle mich dann doch durch - erkläre mir: Bah, 40 Kilometer sind ja nicht mal mein früherer Arbeitsweg hin-und-zurück - das schaffst Du schon - einfach Kilometer um Kilometer - auch wenn Du erst spät am Abend abkommen wirst in Melaka - Du packst das - lansam, stetig kurbeln - trinken, trinken, trinken - krubeln - dafür hast Du zwei Ruhetage - .. Und dann komme ich gegen 17 Uhr in Melaka an - und brauchte für 120 km gute 8 Stunden Reisezeit - ... - wovon ich gute 3 Stunden als Pausen verbracht habe...

So habe ich in Melaka nun also zwei Ruhetage. Mit dem Ostersonntag ist der erste Tag für mich bereits um. Ich habe lange, sehr lange geschlafen am Morgen. Mein Körper brauchte diese Ruhe und ich gönnte sie ihm gerne. Dann habe ich heute viel Gemüse und Salat gegessen - etwas, was unterwegs echt schwierig in "gescheiter" Form zu finden war. Hier in den schönen Restaurants von Melaka aber ganz einfach und lecker - wenn auch teuer! - zu haben ist. 

Morgen will ich mir den historischen Teil dieser grossen Stadt genauer anschauen.

Da ich nicht wusste, ob/wann ich es nach Melaka schaffte, konnte ich leider auch die von meiner lieben Freundin Thesi (nicht Nepalthesi...) liebevoll für mich ausgesuchten Unterkünfte nicht fix buchen, in welche sie mich einladen wollte. Ich wohne nun in einem netten Hotel in der Altstadt - und das ist soweit auch gut. 

 

27. März 2016

Melaka ist - ähnlich wie George Town - ein Tourihotspot. Das hat den Vorteil, dass es hier eben alles gibt, was mein Herz höher schlagen lässt: Nette Cafés mit richtig gutem Gemüseauflauf und Salat - und Capuccino etc. Und hat natürlich den Nachteil, dass hier alles sehr viel teurer ist, als unterwegs auf der Strasse...

 

Bis Singapur habe ich wohl noch vier Fahrtage - wenn alles nach Plan läuft. Die Route habe ich bereits genau definiert - und es sieht alles absolut machbar aus - auch mit allfälligem Gegenwind, den ich zum Teil echt stark und damit verflucht mühsam empfinde - so ein richtiger Motivationskiller...

Und: Ich habe entschieden, dass auf den letzten Kilometern bis zum grosen Ziel Singapur weiterhin alles bestens nach Plan läuft. Gestern auf dem Velo habe ich mir auch schon Überlegungen zum Blog über die Ankunft in Singapur gemacht - vielleicht werdet ihr überrascht sein...

Herzlich in die Welt hinaus...

 

Patrik Kirtap

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Marian (Sonntag, 27 März 2016 14:41)

    .. Und dann komme ich gegen 17 Uhr in Melaka an - und brauchte für 120 km gute 8 Stunden Reisezeit - ... - wovon ich gute 3 Stunden als Pausen verbracht habe...
    Das sind also 120km in 5 Std., durchnittlich also 24km/Std. mit all dem Gepäck! Hut ab Patrik, wer Velofährt weiss was das bedeutet. Wünsche dir viel Rückenwind bis nach Bern, LG, Marian

  • #2

    Nadine und Andre (Sonntag, 27 März 2016 16:15)

    Liebe Patrick,
    wir können alles mitfühlen, in Malaysia sind wir richtig auf unsere Grenze gekommen, du schaffst es schon, und versuch trotzt alles jedes Moment zu geniessen, hab kein Eilig zurückzukommen, hier wird's du irgendwann 7 Eleven, Asian People und die Wärme vermissen!
    Ein Frohes Ostern wünschen wir dir!
    Longriders

 

23. JUNI 2016

65 Wochen

unterwegs... 

 

* * *

02. Juni 2016

14 MONATE UNTERWEGS

 

SELFIEGALERIE

 

* * * 

 

***JUBILÄUM***

 

31.03.2016

52 WOCHEN

ON THE ROAD

Johor Bahru (Malaysia)

 

24.03.2016

Gründonnerstags-

Jahres-Jubiläum

(Malaysia)

 

02.10.2015

6 Monate

unterwegs

Bishkek (Kirgistan)

 

Cappuccino-Index

Ein Index aus der Wirtschaft - im wahrsten Sinne des Wortes...

Aktualisiert am

04. März 2016 aus Bang Sapahn