EIN TAG DER EXTREME...

 

LIebe Alle

Heute habe ich einen Tag der Extreme durchlebt.

Extrem traurig bin ich in den Tag gestartet. Ich habe den Verlust meines Velocomputers zu beklagen. Er hat alle meine Kilometer und Höhenmeter aufgezeichnet. Ich habe ihn wahrscheinlich gestern auf einem der Feldwege vor Portalegre verloren - er hüpfte in den letzten Wochen bei Erschütterungen vermehrt aus der Halterung. Er war für mich immer der "an-fassbare" Beweis, dass ich all diese Kilometer und Höhenmeter, die er für mich addiert hat, auch gefahren bin. Nun ist er weg... Das ärgert mich. Das stimmt mich sehr traurig. Ich habe ihn immer gehütet wie meinen Augapfel - nur gestern war ich ganz offensichtlich einen kurzen Moment nicht achtsam genug... Trauriger war ich nur, als ich Lucky den Froschkönigglücksbringer verloren habe...

Auch wenn die Kilometer für mich nicht die "Leistungsbedeutung" haben, wie für andere Radler, die ich getroffen habe, war der Velocomputer halt doch ein wichtiges Stück meiner Reise. NUR - mit dem Ende der Lebenszeit der Batterie im Computer, wären die Daten auch verloren gegangen. Auf der heutigen Fahrt habe ich mir dann gesagt: Ich weiss, welche Strecken ich gefahren bin - ich kann sowohl Velo- als auch Höhenkilometer rekonstruieren, habe ja auch die Aufzeichnungen in meinem MacBook - also lasse ich mit einem Lächeln los, was ich eh nicht festhalten kann... 

Diese Haltung half/hilft bedingt über den Verlust hinweg...

Unterwegs kann ich mich ja nun mit Hilfe von Sandy orientieren - damit ich möglichst keine Abzweigung mehr verpasse...

Ja die Kilometer... Sie sind für mich nicht Ausdruck meiner Leistung - sie sind für mich Ausdruck der Distanz, des Weges, den ich gefahren, gereist bin - Ausdruck meiner Reise... - daher addiere ich sie für mich persönlich - führe keine öffentliche Statistik. 

Extrem spannend war das Gespräch vor der Pension in Portalegre, als ich abfahren wollte. Ein Holländer - etwas älter als ich - hat mich angesprochen. Seine Frau und er sind auch mit den Velos unterwegs - in Richtung Lissabon. Er wird dann noch eine Velotour durch Portugal für sich alleine unternehmen - erstmals ohne seine Frau unterwegs. Cool! Wir plaudern viel über Gründe und Hintergründe unserer Reisen etc. - und schwups ist es 10 Uhr und ich MUSS los - es warten heute 100 km auf mich...!

Extrem mühsam ist die Wetterlage. Dunkle Wolken hängen über Portalegre und der Holländer hat mich auch nicht wirklich motiviert, als er mir sagte, gemäss seiner Wetterapp würde es spätestens ab 15 Uhr regnen... Na bravo!

Extrem mühsam auch der "Bergauf-Aufstieg" zur Grenze Portugal/Spanien. Fast wie die Grenze Tajikistan/Kirgistan liegt diese auch auf einem "Berg" - also schon nicht so dramatisch wie damals auf dem Pamir. Aber nach einem portugiesischen Frühstück grad einen solchen Anstieg in Angriff zu nehmen, geht schon in die Beine, den Magen und an die Motivation.... Immerhin weiss ich, dass ich heute Kekse dabei habe...

Ich quäle mich den Berg hinauf und überlege mir, mein Tagesziel heute nicht erreichen zu wollen und früher abzusteigen... Gleichzeitig bin ich froh, habe ich mir schon eine Unterkunft gebucht - genau aus dem Grund, dass ich mich motiviere - zwinge? - den Weg zu fahren und nicht schon wegen ersten dunklen Wolken und wenigen scheuen Regentropfen einzuknicken...  Sonst komme ich ja nie nach Hause und ich habe wichtige Termine am 18. und 22. Juni 2016...

Unterwegs gönne ich mir einen Café, esse Kekse, trinke extrem viel Wasser, obwohl es gar nicht heiss ist... Im Gegenteil: Es ist kühl, so dass ich mein Langarmshirt aus dem Gepäck krame...

Ich erreiche die Grenze - endlich. Spanien. Mein 21stes Land seit dem Start, in welchem ich unterwegs sein darf. Der Grenzpunkt ist ein trostloser Punkt. Hier war wohl mal viel mehr los - davon zeugen das dem Zerfall geweihte grosse Restaurant und andere Infrastruktur...

Hinter der Grenze rollt es bergab - von alleine. Das macht Freude. Eine grosse Tankstelle mit Restauarant und Laden "zwingt" mich zu einem Halt. Mein erstes "Café olé" - also Milchkaffe etwas frei aus dem Französischen ins Spanische übersetzt.... Dazu ein mit Hühnchenfleisch gefülltes Pastetchen und eine Tüte Haribo Fruchtgummis - also wohl mehr Gummi als Frucht... Weiter geht die Fahrt talwärts. Ich weiss, dass ich diese Höhenmeter, die ich hier verliere, auf der heutigen Tagesetappe wieder bergwärts aufholen muss... Daher ist die Abfahrt nicht nur mit Genuss verbunden...

Mit Valencia de Alcantara erreiche ich den ersten "richtigen Ort" in Spanien. Ein schmuckes Städtchen - mit weniger schmuckem Neubaugebiet. 

Extrem wunderschön wird hinter Valencia de Alcantara die Landschaft. Unglaublich wunderschön sogar!! Auf der gut ausgebauten Strasse bin ich quasi alleine Unterwegs. Pro Stunde vielleicht 10 Autos aus beiden Richtungen... Mich faszinieren die Wolkenbilder, die sich hier über der Extremadura am blauen Himmel formieren. Von Regen keine Spur. Es wird wärmer - trotz Wolken sogar sonniger - und auch jetzt, wo ich knapp vor 20 Uhr Lokalzeit den Blog tippe, ist es warm und ich sitze auf der Gartenterrasse bei einem Radler (Schweiz: "Panasch").

Die Fahrt durch die Extremadura ist einfach WOW WOW WOW WOW EXTREM SCHÖN - Erinnerungen an den Pamir werden wach. Da hingen die Wolken auch so tief über der wunderbaren Landschaft am blauen Himmel. Klar, auf dem Pamir war alles anders als hier, nicht so grün - aber keine Landschaft hinter dem Pamir hat mich so sehr an den Pamir erinnert, wie eben die Extremadura! Auch wenn die Strasse über Kilometer geradeaus - also schon bergauf/bergab aber eben in einer Geraden - führt, ist die Fahrt durch diese wunderbare Landschaft alles andere als langweilig. Selbst der dauernde Gegenwind kann meine gute Laune nicht trüben...!

Ich mache so viele Fotos wie schon ganz lange nicht mehr!

Die Hügel, die ich zu überwinden habe, gehen immer mehr und mehr in die Beine. Und dann erreiche ich um 17.30 Uhr endlich die ersehnte Kreuzung, wo es nach Brozas, meinem heutigen Tagesziel abzweigt. Ich weiss nicht, wann ich mich konditionell letztmals so sehr über eine Kreuzung gefreut habe... Es sind noch 10 Kilometer bis zum Tagesziel - für die ich satte 45 Minuten brauche...

In meiner Unterkunft finde ich eine Badewanne - und geniesse ein schönes Schaumbad, welches auch meiner Beinmuskulatur gut tut...

Nun Nachtessen - und dann schlafen - bestimmt gut und tief - es waren total 101 Km heute - bergauf-bergab - aber EXTREM WUNDERBARE KILOMETER!!!

Ich bin extrem zufrieden mit dem heutigen Tag - und das Wetter für die nächsten Tage sieht ebenfalls gut aus. Ich freue mich auf weitere Etappen durch diese wunderbare Landschaft - siehe Fotos unten...

Nach einem Tag der extreme - müde, aber entspannt - in die Welt hinaus!

ACH JA: Ich bin nun wieder in der CH-Zeitzone angekommen. Habe heute die letzte Zeitzonengrenze meiner Reise überquert - und darum habe ich für die 101 Kilometer bis zu meiner Unterkunft ja auch sooo lange gebraucht - ich habe eine Stunde aufholen müssen...
Patrik Kirtap

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Kommentare: 2
  • #1

    Pa (Samstag, 23 April 2016 23:30)

    Deine neuen Socken machen sich ganz gut!!!!!
    Lieben Gruss Pa

  • #2

    dierk detje aus ponte de sor (Samstag, 23 April 2016 23:32)

    Hallo Patrik,

    bei mir waren es heute auch 100 km, morgen früh geht's über die Grenze nach Spanien Richtung Salamanca.

    Gruss: Dierk

 

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