WAS MACHE ICH HIER GENAU...???

 

Liebe Alle

Als ich heute Morgen im Gîte die Rechnung bezahlen will, erfahre ich, dass mir ein grosszügiger Rabatt gewährt wurde. WOW! Nicht nur hat mir Caroline gestern meine Wäsche gewaschen - nein, ich habe auch noch einen Rabatt bekommen. DANKE!!

Bevor Caroline ihre Töchter zur Schule fährt, gibt es zum Abschied eine herzliche Umarmung. JA - es ist irgendwie ein Stück Heimat für mich, "mein Gîte" in Jausiers...

Kurz nach der Abfahrt merke ich zufällig, dass ich meinen Zimmerschlüssel noch in der Rückentasche meines Veloshirts habe. Also nochmals zurück...

Dann geht es definitiv los. Dem Col de Vars entgegen. Pierre, Carolines Mann, hat mir gesagt, dass die ersten 13 km einfach wären - die letzten 5 Kilometer es dann aber in sich hätten!!

Tja - und das ist denn auch so! Mit bis zu 10% Steigung geht es bergwärts - mit meinem Gepäck eine nicht zu unterschätzende Leistung, die ich da abzustrampeln habe... Ein hartes Stück Arbeit! Was mache ich hier eigentlich genau, frage ich mich immer wieder - oben auf der Passhöhe weiss ich es: Ich habe den Col de Vars geknackt...!!!

Die Passhöhe erreiche ich dennoch schneller als erwartet und gönne mir einen wärmenden Café au lait!

Die Wirtin des Restaurants auf der Passhöhe kämpft mit einer Horde Rennvelofahrer aus Holland oder Belgien, die die Terrasse in Beschlag nehmen, die mitgeführten Snacks konsumieren und den Abfall einfach rücksichtlos deponieren - ohne im Restaurnt auch nur ein Getränk zu ordern...

Doch die flott trainierten Jungs (alle ohne Gepäck, dafür mit "Besenwagenbegleitung" unterwegs) haben die Rechnung ohne die äusserst resolute (!!!) Wirtin gemacht - eingeschüchert räumen sie kleinlaut auf und verziehen sich...

Sie erklärt mir, das sei Alltag: Immer mehr Velo- und Motorradfahrer würden auf eine Konsumation im Restaurant verzichten und dennoch die Terrasse beanspruchen - die Geiz-ist-geil-Mentalität hat auch die Passhöhen Europas erreicht...

Als ich mich für die Abfahrt einkleide, eilt die Wirtin zu mir und bringt mir einen Aufkleber der Passhöhe, den sie normalerweise verkauft. Ich bedanke mich artig und verschönere Passpartu mit dem Kleber :-)! Ein Souvenir...!

Der erste Teil der Abfahrt ist etwas mühsam - es hat immer wieder kurze, fiese Gegenanstiege. Es geht mir jeweils brutal in die Beine, wenn ich auf/nach einer Abfahrt plötzlich wieder bergauf strampeln muss. Konditionell und mental anspruchsvoll...

In Guillestre entscheide ich mich, die ersten gut 20 Kilometer des Aufstiegs des Col d'Izoard in Angriff zu nehmen, damit ich es morgen dann etwas einfacher habe, Briançon zu erreichen. Obwohl ich gegen die Flussrichtung durch das enge Tal radle, geht die Strasse weiterhin sanft bergab. ich verliere an Höhe, die ich wieder erstrampeln muss - das flösst Respekt ein...

Ich habe mir in den Kopf gesetzt, heute Abend Arvieux zu erreichen. Das erste Örtchen im Aufstieg, wo es Übernachtungsmöglichkeiten geben soll. Im Aufstieg leide ich mehr, als jemals erwartet.  Arvieux scheint mir zeitweise unerreichbar. Ich überlege mir, wild zu campieren. Entscheide mich aber, immer und immer wieder Pausen einzulegen und Arvieux zu erreichen - Gewitterwolken bauen sich auf... Hungrig durchsuche meine "Foodtasche" - merke, dass ich keinen Appetit habe  - und doch essen muss... ICH LEIDE!! Essen ist mühsam - der Aufstieg ist mühsam - das Wetter ist einfach zum ... - WAS MACHE ICH HIER GENAU...???

Ich vereinbare mit mir, in der ersten Unterkunft, die kommt, abzusteigen - egal, wie teuer!!

Vor Arvieux hat es keine Unterkunft, erklärt mir ein Strassenarbeiter und meint, es steige bald kräftig an - was ich dann auch erfahre. Doch es sind keine 10% mehr, wie heute Morgen...

"Am Ende meiner Kräfte" erreiche ich Arvieux. Am Dorfeingang steht, dass es bis zu den Hotels noch 1.8 Kilometer geht - es beginnt zu regnen - es ist kalt - ich will nicht noch weitere 1.8 Kilometer bergauf fahren - ich kann auch kaum mehr... - NEIN, NEIN, NEIN!!!

Da kommt unerwartet ein Restaurant, wo es offenbar auch einen Massenschlag gibt. Doch das Restaurant ist geschlossen - ver.....!

Einmal mehr habe ich grosses Glück: Der Besitzer fährt vor und offeriert mir ein prima Bett im 4er-Schlag für 20 Euro - inkl. warmer Dusche - SUPER!!!

Nun bald Abendessen und dann einfach nur schlafen...

Seit langer Zeit mal wieder im Schlafsack, weil es hier kein Bettzeugs gibt - nur diese doofen Wolldecken...

Im Zimmer habe ich keinen Handyempfang oder WiFi. Das gibt es nur in der Gaststube der Kneipe des Kollegen des Bettenvermieters. Hier erzählen die Einheimischen auch von einem Temperatursturz und dass die Bauern die Kühe wieder von der Alp holen würden - huch...

Der Wetterbericht für morgen sagt aber etwas anders voraus - Sonne. Ob das ein Jux ist? Offenbar nicht!

Gut so - ich habe morgen noch um die 10 Kilometer Aufstieg und 650 Höhenmeter bis zur Passhöheund dann eine längere Abfahrt nach Briançon und dort wohl nochmals einen Aufstieg zu meinen Gastgebern, da sie oberhalb des Örtchens wohnen und Briançon s t e i l am Hang liegt...!!

Am Freitag werde ich aus Briançon wohl meine Campingausrüstung heimschicken - per Post. Bei diesem Wetter werde ich nicht campen - und ich muss Gepäck los werden, wenn ich weiterhin pünktlich unterwegs sein will... 

Herzlich, müde aber zufrieden in die Welt hinaus - ich werde heute Abend vor 20 Uhr in den Schlafsack kriechen - ... - ...

Heute bin ich auf 63 Kilometer Distanz 1753 Höhenmeter bergauf und 1151 bergab gefahren - netto bin ich also nur mal 600 Höhenmeter weiter gekommen, die morgen deutlich wieder verliere - das gehört auf der Route des Grandes Alpes halt mit zum Spiel...  Morgen schlafe ich wohl etwas länger - auch wenn auf 10 Kilometer 650 Höhenmeter warten - und dann 30 Kilometer Abfahrt nach Briançon - verdient, ist verdient...

Patrik Kirtap

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