Di

01

Dez

2015

INDIEN BRAUCHT VIEEEEEEEEL NERVEN...

Liebe Alle

Gestern konnte ich die letzte Tranche Spendengeld fuer den Hausneubau an Surat ueberweisen. DANKE!!

Dann habe ich Lumbini und Nepal verlassen - ich bin nun in Indien...

Ich bin erst seit zwei Tagen in Indien - und koennte schon ganze Buecher schreiben...

Gion, mein Berner Reisepartner der letzten Tage, wollte eigentlich mit mir nach Varanasi reisen - die Ueberpruefung der Distanzen hat dann gezeigt, dass er seinen bereits gebuchten Heimflug kurz vor Weihnachten auf der spontan geaenderten Route ueber Varanasi aber nicht erreichen wuerde - sehr schade! Wir hatten uns naemlich schon gefreut, bis Varanasi gemeinsam unterwegs zu sein... Nun bin ich alleine unterwegs... Tausend Dank Gion fuer die kurze, gute Zeit - wir sehen uns im Sattler in Bern, wenn ich zurueck bin - das haben wir ja schon fest vereinbart!!

Indien ist SEHR LAUT, SEHR BUNT, SEHR DICHT, SEHR FARBIG - EINFACH ALLES VON ALLEM SEHR SEHR SEHR... - das wusste ich ja bereits von meiner ersten Indienreise 2013 als ich als Backpacker unterwegs war.  Indien nun als Velofahrer auf der Strasse zu erleben, ist aber nochmals was GAAAANZ anderes!! Ich fragte mich die letzten beiden Tage wiederholt, was indische Verkehrsteilnehmer hinter ihrer Stirn haben... Wenn da etwas ist, funktioniert es definitiv anders, als bei Europaern...  Das mag jetzt ganz abschaetzig klingen. Aber ihr solltet mal sehen, was passiert, wenn Inder an der Bahnschranke warten muessen bzw. wenn sich diese oeffnet. Der Verkehr rollt von beiden Seiten der Schranke auf allen Fahrspuren auf sich zu und blockiert sich. Das perfekte Chaos - es wird gehupt und manoevriert - und sich wieder neu blockiert... Wuerden die Fahrer nur ihre Spur bauchen,  ging alles viel schneller - auch wenn man warten muesste... Ich kann da nur unglaeubig den Kopf schuetteln... Das ist nur eines der unglaublichen Beispiele, die sich in Indien praesentiert haben...

Ich werde auch immer wieder angeschaut, als kaeme ich von einem anderen Stern - und irgendwie komme ich auch von einem anderen Stern bzw. habe ich den Eindruck, Indien liege auf einem anderen Stern - weit ausserhalb unseres Sonnensystems...

Und doch ist Indien genial - genial spannend - genial anstrengend...

Heute habe ich Gorakhpur erreicht. Da habe ich bewusst frueh meinen Radlertag beendet, ein Hotelzimmer bezogen und mich auf die Suche des BSNL Shops gemacht, damit ich die indische SIM-Karte laden kann, welche ich von Hans, einem anderen Velofahrer, in Kirgistan bekommen habe. Ihr glaubt es nicht: Ich habe 2.5 Stunden im "Kundendienst" verbracht, wo die Antragsformulare der Kundinnen und Kunden METERHOCH kunstvoll zu Beigen geformt werden. Dann hat man mir erklaert, meine Karte koenne hier nicht geladen werden, da sie zwar beim gleichen Anbieter aber in einem anderen indischen Bundesstaat ausgestellt wurde. Also auf die Schweiz uebertragen: Wenn ich bei Swisscom in Bern eine SIM/Karte kaufe, kann ich die in Zuerich bei Swisscom nicht laden... Der Versuch, eine neue SIM-Karte zu kaufen scheitert, da Auslaender in Indien keine SIM-Karten kaufen koennen, wenn sie nicht eine feste und vor allem ueberpruefte Adresse haben. Ich staune Baukloetze. Selbst im Iran war es innert weniger Minuten moeglich, eine SIM-Karte zu kaufen... In Kirgistan ebenfalls, da waren Facebook und WhatsApp Zugriffe sogar kostenlos. Und hier geht NICHTS!

Lokale SIM-Karten sind mir auf meiner Reise immer SEHR wichtig. Wenn ich naemlich mit meiner SWISSCOM-Karte aus Indien nach Hause anrufe, verlangt SWISSCOM dafuer fast 5 Franken/Minute - die lokalen Tarife waren immer min. 50% guenstiger... Tja, so wird mein Telekommunikationsbudget in Indien wohl ARG belastet...

WiFi ist hier in dieser grossen Stadt nicht zu finden - ich kann also auch nicht skypen...

Der arrgoante indische Geldwechsler beim Grenzuebertrittt gestern sagte mir, ich koenne froh sein, in Indien zu sein! Nepal mit seinen verrueckten Bewohner sei ein wenig entwickeltes Land. Hm - wenn ich nun Nepal und Indien vergleiche muss ich sagen, ich kann ihm in keiner Weise zustimmen - nicht nur, weil Nepal mir ans Herz gewachsen ist - auch weil Nepal aus meiner Sicht sehr viel weiter entwickelt ist, als der Teil Indiens, den ich bis jetzt gesehen habe. Und Nepal hat diese Entwicklung in einer schwierigen politischen Situation geleistet, welche von Indien immer wieder negativ beeinflusst werde... CHAPEAU!!

So, ich werde meinen Indienblog wieder offline erfassen und Euch dann wohl aus Varanasi wieder eindecken mit Text und Fotos - hier im Internetcafe wird der Bildschirm dauernd von Werbung zugedeckt, so dass ich den Artikel hier quasi Blind schreiben muss. Auch das nervt...

Ich bin ja gespannt, wie ich den geplanten Monat in Indien durchstehe - entweder komme ich voellig entspannt in Myanmar an, weil ich lerne, dass ich nicht gegen den Fluss schwimmen kann, mich den variantenreichen Unmoeglichkeiten also unterordne/anpasse - oder erleide einen Nervenzusammenbruch - ihr werdet es hier erfahren...

Auf jeden Fall ist klar: Meine Reise ist hier definitv eine crahsworkshop in Sozial- und Selbstkompetenz im interkulturellen Kontext - Praktik, wie ich sie daheim nie haette erwerben koennen...

Herzlich in die Welt hinaus...

Patrik Kirtap

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Mi

02

Dez

2015

MANN MUSS NICHT VERRÜCKT SEIN - ABER ES HILFT...

HEUTE BIN ICH ACHT MONATE UNTERWEGS - UNGLAUBLICH!!!

 

Mann muss nicht verrückt sein, um Indien mit dem Velo zu queren – aber es hilft...

 

In Lumbini hatte ich eine sehr gute, sehr schöne Zeit. Es war nämlich eine sehr grosse Freude, diese Tage mit Gion aus meinem Quartier in Bern verbringen zu können, den ich ja zufällig auf dem Weg dahin angetroffen habe, auf seiner Veloreise von Nepal nach Indien... Unsere gegenseitige Wellenlänge stimmte, die Interessen stimmten, das Reisetempo, der Humor – eine rundum gute Zeit!

Wir haben verschiedene Tempel besucht und natürlich auch den Geburtsort Buddhas. Da waren wir fast zu spät, weil wir uns bei Tee und lokalem Konfekt „verquatscht“ haben – tja, wenn sich zwei „Kaffeonkels“ beim Tee treffen... Das hatte aber den Vorteil, dass wir kurz vor „Betriebsschluss“ beim entsprechenden Platz/Tempel angekommen sind und die letzten und einzigen Touristen des Abends waren. Die Wächter haben uns „für fünf Minuten“ noch reingelassen – und uns dann auch gleich alles gezeigt und erklärt. Wunderbar. Leider durfte man keine Fotos machen – und schon gar nicht, wenn die Wächter einen begleiten...

Sonntag, 29. November 2015

Nachdem Gion und ich den Geburtsort Buddhas gestern besucht haben, besuchen wir an diesem Tag verschiedene Tempel in Lumbini – auch die Welt Friedens Pagoda... Scheinbar weiss kaum jemand, dass es sie gibt – sonst gäbe es wohl weniger Krieg auf der Welt...

Lumbini ist – wie offenbar ganz Nepal – quasi frei von Touristen... Die zum Teil sehr edel angelegten und ebenso gepflegten Gärten und Parks rund um die Tempel sind meist menschenleer...! Für uns natürlich sehr angenehm und schön... Wir geniessen die Ruhe - war doch die Strasse in Nepal laut, stickig...

Gegen Abend erlaubt mir das WiFi im Hotel überraschend gute Skypsessions mit meinen Eltern, meinem Gschbusi und meiner Schwester – wunderbar, meine Liebsten mal wieder zu sehen, ihnen wenigstens virtuell nahe sein zu können, zu sehen, dass es ihnen auch gut geht...

Dann noch ein Telefongespräch mit Surat. Er wartet in Kathmandu auf sein letztes Trekking dieser Saison. Es sieht aber schlecht aus. In Kathmandu, so erzählt mir Surat, wären kaum mehr Touristen – die Saison daure nicht mehr lange, maximal 15 Tage. Er warte nun noch einige Tage ab – wenn nichts komme, gehe er zu seiner Familie heim, um bei der Reisernte zu helfen! In Kathmandu, so berichtet Surat mir weiter, würde es aktuell wirklich kaum mehr Treibstoff geben und die Stromausfälle würden sich täglich häufen und würden auch zunehmend länger etc... Es sei schwierig(er) geworden, das Leben in Kathmandu!

Beim gemeinsamen Abschieds-Nachtessen mit Gion – bei Bier und süss gespritztem nepalesischem Weisswein, der übrigens auch ohne Sprite herrlich schmeckt - entsteht die Idee, Gion könnte doch mit mir nach Varanasi und von dort via Agra nach New Delhi radeln, wo er vor Weihnachten seinen bereits gebuchten Rückflug in die Schweiz erreichen muss. Nach einem längeren, spannenden Gespräch Oskar, mit einem Backpacker aus Italien während des Nachtessens, prüfen, berechnen und planen wir Gions Routenänderung, als wir nach 22 Uhr im Zimmer sind - alles geht gut für ihn auf und er entscheidet freudig: He - ich fahre mit Dir nach Varanasi!! Cool – dann sind wir noch eine Woche gemeinsam unterwegs!! Gion freut sich auf Varanasi – und wir uns auf unsere weitere gemeinsame Radlerzeit!

Montag, 30. November 2015

Mein letzter Tag in Nepal! Auf meiner inzwischen 8monatigen Reise habe ich mich in keinem Land so vorbehaltlos aufgehoben gefühlt, wie in Nepal – und heute muss ich definitiv weiter...

Ist ja auch gut, irgendwie – ich freue mich ja auch auf Indien – und doch - Wehmut...!!

Doch der Morgen wird emotionaler als erwartet, denn...

...heute Morgen melden sich bei Gion leise Zweifel betr. der Distanz zwischen Varanasi und Agra an. Wir prüfen beim Frühstück nochmals mit einer Routenplanungssoftware alles haarklein und siehe da: Wir haben gestern Abend tatsächlich einen Bock geschossen und die Strecke zwischen Varanasi und Agra gerade mal um ganze 300 km (!!) verkürzt – das sind 3 bis 4 Radlertage – in Indien eher 4. Somit wird klar: Für Gion liegt die Routenänderung über Varanasi nicht drin – und ich reise doch alleine nach Varanasi weiter. Schade – es wäre zu schön gewesen!! Gion und ich haben nämlich eine wirklich sehr gute gemeinsame Zeit verbracht, die wir beide entsprechend gerne bis Varanasi verlängert hätten.

So satteln Gion und ich nach dem Frühstück unsere Velos, ich eile noch schnell zur Bank, um Surat die letzte Tranche der Spenden für den Hausneubau zu überweisen – das Bargeld dazu habe ich in den letzten Tagen in verschiedenen Orten an verschiedenen Geldautomaten beziehen können - und dann zurück zum Hotel, wo Gion schlussendlich gute 40 Minuten auf mich gewartet hat, damit wir die letzten zwei, drei Kilometer auf der gemeinsamen Strecke auch wirklich gemeinsam fahren können – DANKE!!

Ja, 40 Minuten hat der Geldtransfer gedauert, weil ich zu früh war. Die Bank hätte um 10 Uhr öffnen sollen – ich war schon um 09.50 Uhr da, habe gewartet... Um 10 nach 10 war die Bank noch immer geschlossen, doch öffnete eine Wechselstube, welche auch Money Transfer anbietet. Also habe ich mich da in die Reihe der Wartenden gestellt... Dann im Shop nebenan eine Passkopie machen müssen, damit in der Wechselstube alle Dokumente abgeheftet werden können – und schlussendlich sollte es nun klappen und für 400 Nepali Rupees – also ca. 4 Franken – ist das Geld unterwegs zu Surat. Als ich deutlich nach 10 Uhr wieder an der Bank vorbei komme, ist diese noch immer geschlossen...

 

Dann fahren Gion und ich also los – zur Kreuzung, wo Gion geradeaus in Richtung Westnepal und ich rechts zurück nach Bhairahawa fahre, um den Grenzübergang Sunauli zu erreichen. Gion meint, schon wieder so ein Abschiedsmoment, davon habe er auf seiner Reise bereits so viele erlebt... Ja, schon wieder so ein Abschiedsmoment bestätige ich ... Gefühlt verabschiede ich mich seit dem 02. April 2015 dauernd – wobei das ja auch nur möglich ist, weil ich immer wieder guten Menschen begegne – doch der Abschied schmerzt halt jeweils und ist daher schwerer als die Begegnung... Bei der Kreuzung halten wir an, steigen von unseren Rädern, eine letzte Abschiedsumarmung – ich schwinge mich auf Passpartu und fahre los... Never looking back...! Sei behütet auf Deinem Weg, lieber Gion – danke für die schönen Tage, die sehr guten Gespräche, das Vertrauen und überhaupt! Wir sehen uns in Bern nach meiner Rückkehr im Sattler zum Bier und dem süss gespritzten Weisswein – das haben wir ja bereits fest vereinbart J - das wird cool!! Da haben wir uns dann wieder ganz viel zu erzählen und werden dann wohl die letzten Gäste sein bei Betriebsschluss – wie bei Buddhas Geburtsplatz...

Bhairahawa erreiche ich problemlos – komme nochmals am Platz vorbei, wo Gion die Berner Röschti aus dem Beutel zauberte und wir uns wohl die Zecken eingefangen haben...

Übrigens: Danke für die Anteilnahme am Zeckenbiss und Eure Behandlungstipps! Die Bissstelle hat sich (bis jetzt) nicht entzündet – das werte ich als sehr gutes Zeichen!

Die Ausreise aus Nepal verzögere ich, indem ich ausgangs Bhairahawa nochmals einen letzten Milk Tea in Nepal trinke und dann muss ich aber wirklich über die Grenze.

Die Ausreise aus Nepal verläuft sehr fröhlich. Die Grenzer sind trotz Beigen von Pässen, die sie für Reisegruppen bearbeiten müssen, in aufgeräumter Stimmung. Es reisen also doch Touristen nach Nepal – nur wohin, wenn alle Touristenhotspots leer sind... Die Grenzer freuen sich, dass ich in Nepal eine gute Zeit hatte und machen mich darauf aufmerksam, dass ich mein Visum noch nicht ausgeschöpft hätte, ich also zurückkehren könne, wenn mir Indien nicht gefallen sollte...

Ich schiebe Passpartu im Gewühl von Fussgängern, Autos, Motorrädern, Velos, Kühen und was sonst alles Beine oder Räder hat in Indien, durch das Grenztor. Und glaubt mir, in Indien hat ALLES Beine und/oder Räder, wie mir scheint...

Von zwei Uniformierten werde ich empfangen, die sich nach dem Wert von Passpartu erkundigen, den ich wie üblich in solchen Situationen deutlich reduziere und prüfen, ob ich den Ausreisestempel von Nepal im Pass habe. Dann werde ich zur indischen Passkontrolle geschickt, welche sich ca. 200 Meter hinter der Grenze befinden soll. Es ist gar nicht so einfach, dieses Büro zu finden. Der Eingang liegt versteckt zwischen vielen Shops. Doch ich werde von einem zivil gekleideten Herrn abgefangen und ins Büro geführt. Nein, es ist kein Schlepper. Der arbeitet hier. Ich muss ein Formular ausfüllen, einen Moment warten und meinem Visum wird der Einreisestempel aufgedrückt.

Meine Suche nach einem Geldautomaten wird mit Ernüchterung abgebrochen: Der nächste internationale Geldautomat soll in Gorakhpur sein – gute 90 Kilometer entfernt. Das erreiche ich heute nicht mehr vor der Dunkelheit und bei Dunkelheit fahre ich in Indien keinen Meter Velo! Tja, somit muss ich von meinen letzten Dollars wechseln und kann auch unerwartet meine wenigen letzten Nepali Rupees wechseln – zu einem schlechten Kurs aber immerhin gibt es etwas Cash.

Der Geldwechsler erklärt mir, die Nepali wären verrückte Menschen, würden die Grenze blockieren – nicht die Inder. Das sei so, weil der nepalische Premierminister von China bezahlt werde. Ich lasse mich auf keine Diskussion ein - ... Der Geldwechsler erklärt mir zudem, dass ich in Indien viel die besseren Strassen antreffen werde, als in Nepal – in Indien ist eh alles besser, wenn es nach ihm geht... Ich halte mich bedeckt – Nepal zu topen wird für Indien schwierig!

Und dann fahre ich los – meine ersten Millimeter auf den Strassen Indiens. Ja Millimeter. Der Verkehr steht über Kilometer. Es wird gehupt, auf Teufel komm raus – mehr als meine Ohren und meine Nerven auszuhalten in der Lage oder bereit sind. Ich muss mich durch rollende, kreuz und quer stehende Fahrzeuge aller Art schlängeln. Ärgere mich, wie doof sich die Verkehrsteilnehmer hier verhalten und sich so dauernd gegenseitig blockieren...!! Meist schiebe ich Passpartu. Als ich zwischen einem Truck vor und einem Car hinter mir blockiert/eingeklemmt stehe, rollt der Car einfach langsam in Passpartu hinein und hupt... - ja verdammt, wo soll ich denn hin, he? Willst Du mich hier zerquetschen, Du .......... (die Zensur erlaubt es nicht zu schreiben, was ich dem Carchauffeur zugerufen haben...!!!)? Ich werde so was von WÜTEND!! drehe mich zum Buschauffeur um, zeige ihm den Mittelfinger meiner rechten Hand und brülle ihn auf Schweizerdeutsch an – es hat offenbar ein Jux sein sollen, den ich einfach überhaupt nicht lustig finden kann! Ich brauche für 4 Kilometer fast 45 Minuten – und dann erreiche ich eine Umfahrung und komme etwas zur Ruhe – die letzten 45 Minuten haben meine Aufmerksamkeit und meine Nerven gleichermassen arg gefordert!! Hilfe, wenn das über tausende von Kilometern in Indien so weitergehen soll, dann guet Nacht am sächsi...!

Ich frage mich bei vielen indischen Verkehrsteilnehmern, was sie hinter der Stirn in ihrem Kopf haben – ....?? Wenn doch etwas da ist, funktioniert „es“ definitiv anders, als in allen anderen 14 Ländern, in welchen ich bisher auf meiner Reise unterwegs war... Paradebeispiel: Bahnübergang!

Also: Die Schranke ist geschlossen. Der Zug nähert sich. Das interessiert kaum jemanden. Weder die Fussgänger, welche auf dem Bahngeleise unterwegs sind, noch die Fussgänger, welche den Bahnübergang passieren wollen. Letztere schlüpfen einfach unter der Schranke durch – der Lokführer hupt wie irr - ... – doch man schiebt in aller Seelenruhe noch sein Motorrad unter der Schranke durch, um die Geleise vor dem herannahenden Zug zu überqueren...

Dann ist der Zug durch, die Schranke noch unten – es wird gehupt wie irr – die Schranke beeindruckt dies nicht – sie bleibt weiter unten..! Und dann, ja dann öffnet sich die Schranke und ich habe auf genau diesen Moment gewartet, denn: Die Autos, Motorräder und Velofahrer haben sich auf beiden Seiten des Bahnübergangs auf der ganzen breite der Schranke verteilt angesammelt. Es rollen also bei offener Schranke zwei „Lawinen“ aufeinander los, die beide so breit sind, wie die Strasse. Wie wollen die Verkehrsteilnehmer nun kreuzen?? Dieses Verhalten wird in meiner Fahrrichtung dadurch unterstützt, dass die Schranke sich eben so öffnet, dass zuerst die Gegenfahrbahn den Bahnübergang passieren kann. Bleibt man auf der Spur meiner Fahrrichtung, muss man warten, bis die Schranke ganz geöffnet ist – also müsste man warten - nur wartet hier NIEMAND! So rollen dann zwei Blechlawinen aufeinander zu - würden alle Verkehrsteilnehmer auf der Fahrspur ihrer Fahrrichtung bleiben, ginge schlussendlich alles viel schneller – aber NEIN der Inder liebt offenbar das Choas und dieses veranstaltet er auch locker-flockig auf dem Bahnübergang. Ich versuche die indische Problemlösungsvariante „Bahnübergang“ zu filmen und warte daher genüsslich ab, bis sich die Situation beruhigt hat. Unglaublich!

Dann erreiche ich Pharenda nach knappen 80 Kilometer – ich weiss, dass es hier ein Hotel geben soll. Und beschliesse, hier zu übernachten. Der erste Tag auf indischen Strassen war anspruchsvoll, auch wenn er meist durch endlose, flache Weiten geführt hat, in welchen Landwirtschaft betrieben wird und die Menschen in armseligen Unterkünften wohnen – körperlich war es nicht so anstrengend – aber für die Sinne war es intensiv.... Und ich bin müde... Das Hotelzimmer soll doch tatsächlich 14 Dollar kosten. Es ist riesig – doch geboten wird nix. Weder Strom in der Steckdose noch warmes Wasser noch WiFi. Ich handle es mit Müh und Not auf 10 Dollar runter – immerhin knapp 30 Prozent weniger. Und dann, dann handle ich noch einen Eimer warmes Duschwasser ein – das will der Hotelier zusätzlich verrechnet wissen – da drohe ich, das Hotel zu verlassen - und das Wasser ist im Preis inbegriffen. Geht doch – bin froh, hat er eingewilligt, denn ich wüsste nicht wohin sonst, ausser irgendwo in mein Zelt und darauf habe ich grad so gar keine Lust und wildes campieren wird in Indien auch nicht besonders empfohlen...

Morgen erreiche ich gegen Mittag Gorakhpur, wo ich „Büroarbeiten“ erledigen will – insbesondere will ich mir eine lokale SIM-Karte mit Datenvolumen besorgen, damit ich online sein kann bzw. die SIM-Karte laden, welche mir ein anderer Radfahrer aus der Gegenrichtung in Bishkek übergeben hat, weil es in Indien nicht so einfach sein soll, eine lokale SIM-Karte zu kriegen...

So geht mein letzter Tag in Nepal und mein erster Tag in Indien zu Ende.  Ein spannender, intensiver, emotionaler Tag...

Dienstag, 01. Dezemer 2015

Geschlafen habe ich schlecht letzte Nacht – die Mücken... Dann habe ich mich entschieden, den Deckenventilator über meinem Bett einzuschalten. Dieser drehte auf genau einer Stufe – der höchsten! Das ist irgendwie typisch indisch, geht mir durch den Kopf: Maximal muss es sein... Der „heftige Wind“ des Ventilators ist den Mücken zu stark und ich habe meine Ruhe vor ihnen – gegen den Wind hilft mir mein Daunenschlafsack, in welchen ich mich einkuschle...

Das frühe Frühstück verschiebe ich, als ich den dichten Nebel sehe, der hier am Morgen liegt – so kann ich nicht losfahren – das scheint mir zu gefährlich. Somit frühstücke ich etwas später und fahre gegen 09.45 Uhr erst los. Die Strecke nach Gorakhpur beträgt knappe 50 Km – also 2 – 3 Stunden.

Den Weg finde ich problemlos. Bei Kreuzungen frage ich nach – meist steht da ein Polizist, der – ja, was macht der da genau? – nun, also an vielen Kreuzungen steht ein Polizist manchmal auch zwei (zu zweit plaudert es sich besser...) er steht/sieh stehen da und wartet/warten, bis ein Velofahrer aus der Schweiz nach dem Weg fragt – so scheint es mir jedenfalls... Ich trinke in einem Strassenrestaurant noch zwei kleine Gläser Milk Tea (ca 1Dl gibt das pro Glas jeweils) und muss noch ein Blätterteiggebäck dazu essen. Lecker! Alles in allem kostet das dann 15 Rupees – also um die 25 Rappen. Im Hotel hat eine Tasse Tee mehr als 3x soviel gekostet...

An einer grossen Kreuzung frage ich wiederum den Polizisten, welche Abzweigung ich nehmen muss, da alles nur in Hindi angeschrieben ist und der Verkehr interessanterweise nicht in eine Hauptrichtung fliesst, sich verzweigt. Die Richtung des Hauptverkehrs zeigt nämlich meist auch die Richtung der Hauptstrasse an. Die Abzweigung die ich zu nehmen habe, führt mich dann direkt zum Polizeiposten!!

Ich bin zum Tee eingeladen – lustig! DANKE! Englisch spricht der Polizist nicht, aber wir kommen auch so klar. Ich frage ihn, ob es hier einen ATM – also einen Geldautomaten – gibt. Er versteht mich nicht. So zücke ich mein „Ohne-Wörter-Wörterbuch“ und zeige im das Bildchen des Geldautomaten „OH ATM“ ruft er aus – ja ATM denke ich... – klar schräg gegenüber hinter dem Haus... Ich kann problemlos Indische Rupees beziehen – das funktioniert besser als in Nepal...

Ich erreiche Gorakhpur – und schlängle mich durch den Stadtverkehr. Immer und immer wieder machen mich die Inder darauf aufmerksam, dass Passpartus Licht brennt. Sie können nicht verstehen, dass ich bei Tag mit Licht fahre – sie fahren ja selbst nachts ohne...

Ich finde ein Hotel, wo ich für 16 Franken ein Topzimmer kriege – alles ist da – ausser WiFi...

Dann mache ich mich nach einer wunderbaren Dusche auf den Weg zum Shop von BSNL – dieser Telefonieanbieter bezeichnet sich als Nummer 1 Nepals und ist offenbar der staatliche Anbieter. Ich habe von einem anderen Velofahrer in Kirgistan ja eine SIM-Karte dieses Anbieters bekommen, welche ich laden möchte. Den Shop von BSNL zu finden ist nicht einfach – suche ich doch einen Shop, wie ihn andere Anbieter hier auch betreiben. Also ein Ladenlokal. Stellt Euch nun keinen Shop vor, wie ihr ihn aus der Schweiz kennt. Shops hier sind meist kleinste Ladenlokale so 5m2 oder so. Dafür kann auch schon mal eine Kuh stehen oder wenigstens ein Kuhfladen liegen... Aber das ist Indien – und um das zu erleben, bin ich hier. Ich wollte die Welt sehen, wie sie ist...!

Doch dann finde ich das heruntergekommene Bürogebäude, wo in Room Nr. 5 das Laden meiner SIM-Karte möglich gemacht werden soll. Doch Room Nr. 5 finde ich nicht. Einige Zeit später ist der Wachmann dann doch bereit, andere Kunden anzuquatschen, ob jemand English spreche. Jemand spricht English und kümmert sich um mein Anliegen. Es dauert schliesslich 2.5 Stunden bis mir erklärt wird, man könne meine SIM-Karte hier nicht laden, weil sie in einem anderen indischen Bundesstaat ausgestellt wurde... U N G L A U B L I C H!!! Man hat zwischenzeitlich sogar den lokalen Generalmanager in die Lösung meines Problems involviert... Eine neue SIM-Karte kann ich auch nicht kaufen, da Touristen in Indien keine solche bekommen, da sie keine fixe und überprüfte Adresse in Indien haben. Tja, wollte ich die Welt erleben, wie sie ist...

Selbst im Iran war alles sehr viel einfacher. Die lokale SIM-Karte ist für mich jeweils sehr wichtig, weil ich damit immer sehr viel günstiger telefonieren und mit meinen Angehörigen in Kontakt bleiben kann, als mit der SWISSCOM-Karte, mit welcher eine Minute in die Schweiz telefonieren fast 5 Franken kostet... – was ich schlicht und einfach als „Diebstahl“ empfinde...!

Ich bin etwas sehr genervt über diese Regeln und Mühsamkeiten!!

Nach dem Nachtessen – ich gehe zu Pizza Hut und hoffe, dort WiFi zu finden... – vergebens – jammere ich mein Elend dem Portier in meinem Hotel. Er diskutiert mit dem Wachmann und dieser wiegelt den Kopf hin und her... Dann erklärt der Portier mir, er werde mir bis Morgen 10 Uhr eine lokale SIM-Karte besorgen, die ich dann laden gehen könne... Ha! Mal wieder hilft das System: Es ist wichtig, jemanden zu kennen, der weiss, dass es jemanden gibt, der wiederum weiss, wen man fragen muss...

Einmal mehr hat das Übergeordnete wohl seine Finger im Spiel – wunderbar...!!

Am Abend rufe ich meine Mutter an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren – das war mir ganz wichtig! Das kurze Gespräch mit der SWISSCOM-Karte verschlingt mehr als die Hälfte eines Tagesbudgets – war aber sehr viel mehr wert, als es gekostet hat J und ich hätte auch noch mehr für dieses Gespräch bezahlt – nur gönne ich SWISSCOM den Profit nicht...!

Mittwoch, 02. Dezember 2015

Heute vor unglaublichen acht Monaten bin ich in Bern losgefahren... – und nun bin ich in INDIEN – mir kommen diese acht Monate einerseits sehr lange vor – andererseits auch nicht.

Da ich meine SIM-Karte erst heute um 10 Uhr bekommen soll, kann ich gemütlich aufstehen, packen, zum Frühstück gehen und dann – ja ihr glaubt es nicht! – kurz nach 10 bekomme ich die SIM-Karte  - einfach so. Ohne Trinkgeld oder so. INDIA IS GREAT  ist der Kommentar des Portiers. Hm – genau, wird schon so sein.

Ich radle mit Passpartu zum Shop des Anbieters und will die Karte laden. Ha – so einfach geht das nicht. Es ist zwar schnell geklärt, was ich für 5 GB Datenvolumen auf dem indischen 3G Netz bezahlen muss (ca. 15 Franken) aber kompliziert wird es, als ich noch Gesprächsguthaben für Anrufe nach Europa laden will. Herauszufinden, wie teuer eine Minute Telefongespräch nach Europa ist, dauert seine Zeit. Es kann auch kaum jemand Englisch im Shop. Ein alter Mann, der sein Büro auf der Sitzbank vor dem Shop hat – er schreibt für andere Menschen Briefe und liest ihnen die empfangene Post vor ... – auch das ist Indien im Jahr 2015 ... – übersetzt für mich und ärgert sich, dass die jungen Shopbetreiber kein Englisch können. Doch dann rufen sie einen Freund, der fliessend English kann. Der telefoniert dann mit der Hotline des Anbieters und dann wird klar: Bevor man mir sagen kann, was ein Anruf nach Europa kostet, muss man wissen, in welches Land in Europa ich anrufen will. Ich erkläre: SWITZERLAND! Aha – also wird die Hotline des Anbieters nochmals angerufen und nach einiger Wartezeit wird man da auch bedient und nach nochmals 1, 2 Minuten wird mir vor Ort dann die Frage gestellt, wo Switzerland denn liege. In Europa – antworte ich fassungslos – das sollte doch klar sein, nachdem ich gesagt habe, welches Land in Europa ich anrufen will...

Das Gespräch mit der Hotline wird beendet – mir wird mitgeteilt, dass es für Anrufe nach Switzerland keinen Tarifplan geben würde. Oh doch, ich können mit meiner SIM-Karte nach Switzerland anrufen – einfach würde es keinen Tarifplan geben. Was das heisst: Dass ich einen teureren Tarif bezahlen muss, wird mir erklärt. Und wie hoch ist dieser Tarif? Das weiss man hier nicht. Also muss man nochmals die Hotline anrufen. Ich verstehe nicht, wie Indien funktionieren kann, wenn die Menschen hier so wenig logisches Denkvermögen haben und diese Fragen nicht von sich aus IN EINEM GESPRÄCH mit der Hotline klären...

Es steht dann fest, dass Switzerland in Europe liegt und Anrufe dahin 13 Rupees – also 20 Rappen – pro Minuten kosten sollen. Hm – das kann ich zwar kaum glauben, denn das wäre ja supergünstig. Ich entscheide mich mal für ein grosses Gesprächsguthaben, welches auf meine Karte geladen werden soll. Alles wird mir auf einem Blatt Papier nochmals von Hand aufgeschrieben – und zusammengezählt – und und und und...

Und dann wird geladen – die Hotline nochmals angerufen – und und und und – und dann wird mir die Frage gestellt, vor der ich mich doch so sehr fürchtete: Woher hast Du die SIM-Karte, will man im Shop wissen. Ich frage zurück: Spielt das eine Rolle? Wir sind uns schnell einig, dass es keine Rolle spielt...

1.5 Stunden dauerte das Projekt „Gesprächs- und Dataguthaben auf SIM-Karte laden“. Wie auch immer. Der junge Mann, der gut Englisch spricht im Shop, hat mir dann noch seine Telefonnummer aufgeschrieben, falls ich Probleme haben sollte in Indien. Dann ist er mir auf seinem Motorrad zum nächsten Geldautomaten vorausgefahren, der nicht funktionierte, somit gings weiter zum übernächsten Automaten – und dann hat er mich durch schmalste Wege durch verschiedene Quartiere auf die Strasse NH 29 gelotst – NATIONAL HIGHWAY 29 diesem kann ich bis Varanasi nun folgen. Achtung: Darunter dürft Ihr Euch keine grossartige Strasse vorstellen. Guter Belag - das ist es dann aber auch. Zwei Spuren - eine schlechtere Schweizer Landstrasse ist hier ein National Highway. Es funktioniert!

Mein Ziel war Mau zu erreichen heute – doch das schaffte ich nicht, weil ich zu spät losfahren konnte und es gute 40 Kilometer vor Mau eindunkelt. Hm – wäre das mit der SIM-Karte etwas schneller gegangen, hätte es gut gereicht. Mist – so bin ich zwischen Stuhl und Bank, denn zwischen Mau und Varanasi soll es keine Unterkünfte mehr geben und ich bin zwischen Dohrigat und Mau gelandet heute Abend. Somit hätte ich Morgen entweder einen kurzen Tag bis Mau – oder einen SEHR langen von 150 km bis Varanasi. Wie auch immer – ich werde wohl den kurzen bis Mau wählen und dann übermorgen Varanasi erreichen.

Unterwegs komme ich mit einem jungen Motorradfahrer ins Gespräch – er ist 15, fährt einen Töff, der mir nach einer 125er ausschaut und lacht, als ich ihn nach dem Führerausweis frage. Einen solchen hat er nicht – hätten die wenigsten. In der Polizeikontrolle bezahle man 100 bis 200 Rupees – also maximal Fr. 3.20. Und in die Kontrolle komme man selten bis nie... Hm – das deckt sich mit meinen Erfahrungen auf indischen Strassen...

Als es eindunkelt suche ich mir eine Unterkunft. Im ersten Hotel zeigt man mir ein Zimmer für 1000 Ruppes – DRECKIGE Bettwäsche, kein warmes Wasser, dreckiges „Badezimmer“ – sonst nichts. Ich erkläre dem Besitzer, dass 1000 Rupees für ein solches Zimmer viel zu teuer wäre, ich hätte letzte Nacht im Hotel in Gorakhpur für ein picobello Zimmer inkl. TV auch 1000 Ruppees bezahlt. Frage für Discount – den will er nicht gewähren – ich versuche zu verhandlen – seine Antwort: NO ROOM!! Also kein Zimmer für mich. Hm, da stehe ich auf der Strasse – Mist, hat es hier noch andere Hotels – oder muss ich dann bei diesem Typen wieder ankriechen und das Zimmer doch mieten?? Ich hasse es, wenn man mich so bescheissen will – da scheint es mir immer, mein Gegenüber hätte den Eindruck, ich sei blöd... Locker finde ich quasi gegenüber ein anderes Hotel, wo man mir aber kein Zimmer vermieten will – man sei ausgebucht, was mich überrascht, was ich nicht glaube.... Haben sich die Besitzer abgesprochen? Bin ich jetzt paranoid?

Ich vertraue darauf, was anderes zu finden – frage auf der Strasse nach – und siehe da ca. 6 Kilometer weiter kriege ich für 850 Rupees ein tiptop Zimmer. Saubere Bettwäsche, warmes Wasser, Strom – was will Mann mehr? Glück gehabt!!

Bitte versteht mich nicht falsch, wenn ich Euch das so beschreibe. Es geht mir nicht um die 2 Franken, die ich gespart habe. Es geht mir darum, dass ich gerne in einem optisch sauberen Bett schlafen und mich auch an einem optisch sauberen Ort waschen möchte. Oder dann aber in einer Absteige übernachte, wo ich auch schon mal meine eigene Luftmatratze aufblasen und am Boden schlafen kann – dann aber auch den Preis für die Absteige bezahle. Ich will einfach fair behandelt werden – ausser, es gibt wirklich nichts anderes, dann fresse sogar ich in der Not fliegen... Und Inder haben eine auf mich so „rüppelhaft“ wirkende Art, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind – das macht es mir nicht immer einfacher... Und sie wirken schnell mal überheblich auf mich, wenn sie mit mir verhandeln. Das sind halt Kutlurunterschiede - in Nepal war alles viel mehr auf Augenhöhe - viel sanfter - und ich wurde wohl auch viel eleganter "beschissen"...

So, nun gehe ich essen.

Es war ein langer Blog, ganz ohne Bilder, den ich Euch über mein Handy rauflade. Bilderkommen frühestens in Varanasi – wo es WiFi-Orte geben soll... Bilder schafft mein Handy-Hot-Spot nicht...

Indien ist, so scheint es mir auch nach dem heutigen Tag, gegenüber Nepal in vielerlei Hinsicht im Rückstand! Auch in existentielleren Dingen, als der WiFi-Dichte... Indien ist aber halt Indien - unbeschreiblich - unfassbar - Indien ist eben Indien - man liebt oder hasst Indien - wer noch nie hier war, muss das unbedingt nachholen...!!

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

 

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Fr

04

Dez

2015

VARANASI  -  India

Liebe Alle!

Ich bin in Varanasi angekommen…..

Ein- / Durchfahrt durch Altstadt ein Projekt für sich…..

Heuerte Rikshafahrer an, dem ich mit Passpartut folgen konnte….

Anders hätte ich wohl den Nervenzusammenbruch erlitten, an dessen Rand ich mich fühlte…..

Der erste Schlepper (Männer die für Hotels die Touristen auf der Strasse abfangen und sie gegen eine Provision in diese Hotels bringen…..) der mich ansprach, arbeitete ausgerechnet für das Guesthouse, wo ich hinwollte und schon vor 4 Jahren als Backpacker wohnte.

Nun sitze ich im Restaurant auf der Dachterrasse, schaue über den Ganges und den Jungs zu, die Drachen steigen lassen…….

Mit Indien kann ich mich in solchen Momenten versöhnen – auf meinem Weg nach Varasani habe ich oft gehadert, wurde ungerecht….

Mehr sobald WiFi hier Zugriff auf Webseite erlaubt….

Willkommen in India

Herzlich und schönes Wochenende in Europa

 

Patrik   Kirtap


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Sa

05

Dez

2015

MEIN WEG NACH VARANASI TEIL 2

Liebe Alle

 

Ich bin in der ältesten und heiligsten Stadt Indiens angekommen! Die Reise dahin war für mich auf indischer Seite fast so etwas, wie meine Reise über den Pamir. Zwar alles Flachland aber dennoch äusserst anstrengend – einfach in einer ganz anderen Art und Weise...

 

Donnerstag, 03. Dezember 2015

Nachdem man mir im Hotel in Dohrighat gesagt hat, es gäbe in Ghazipur das gleiche Hotel, habe ich entschieden, heute bis Ghazipur zu fahren. So um die 90 Km habe ich also hingelegt. Körperlich nicht anstrengend, da eben alles auf  flacher Strecke – einzig mein aller treuester Begleiter hat mich manchmal etwas gefordert, der Gegenwind...

Unterwegs habe ich dann auch heute gestaunt, was in Indien alles auf der Strasse anzutreffen ist – eben wirklich alles, was min. ein Bein oder ein Rad hat. Und ich denke manchmal, ich hätte ein Rad ab, dass ich hier velöle...! Dies alles alleine zu meistern fordert mich mehr, als ich erwartet habe - prägt mich aber wohl auch im Sinne: Ich kann, weil ich will, was ich muss...

Der Verkehr ist zum Teil über weite Strecken ausserordentlich dicht – und dann plötzlich, ohne dass ich eine Verzweigung passiert habe, KEIN Verkehr mehr – das sind Momente des Glücks, des Durchatmens für mich. Ruhe! Kein Gehupe! Keine Motorradfahrer, die ganz eng neben mir fahren und ihre Standardfloskeln in Englisch abfragen: What’s your Name? What’s your Country? ...

Ich mag diese Motorradfahrer nicht, die so dicht auffahren. Sie schränken mir meinen Manövrierspielraum zu sehr ein. In Usbekistan bin ich ja so mal zu Fall gekommen. Aber wie man indische Motorradfahrer „verscheuchen“ kann, habe ich noch nicht herausgefunden... Sie sind unbeirrbar...

Als ich dann am Strassenrand „mal muss“ und das so mache, wie indische Männer das eben machen (sie stellen sich - wie wohl überall auf der Welt... - mit dem Rücken zur Fahrbahn und „tun, was sie müssen“) halten hinter mir zwei Motorräder – auf jedem sitzen je drei junge Männer und schauen mir mit grossen Augen zu, wie ich „muss“ – OK sie sehen nur meine Rückseite – trotzdem! Hallo – alles OK bei Euch? Jungs, es funktioniert wie bei Euch und sieht wohl auch nicht anders aus – was soll das?? Ich bin etwas im Stress, weil ich Passpartu und meine Kamera in der Lenkertasche nicht aus den Augen verlieren will und meine Vorderseite nicht präsentieren will – ich übe mich also in Verränkungen – oder Yoga?! Die sechs Männer sagen kein Wort  - als ich sie nach Abschluss meines Geschäftes anspreche, schweigen sie mich an – geben Gas und rollen davon. Nicht nachvollziehbar für mich. Es gibt auch die Motorradfahrer, die einfach schweigend neben mir herfahren – weit aufgerissene Augen, weit aufgerissene Mäuler... Und ja, tausendfach werde ich darauf hingewiesen, dass Passpartu Licht hat. Auch das kann mit der Zeit nervig werden – und ich muss über mich selber staunen, dass ich das nicht einfach ignorieren kann und automatisch jedem zunicke, der micht auf das Licht aufmerksam macht und ihm so zu erklären versuche, dass ich weiss, dass Passpartu Licht hat... Ich muss noch lernen in Indien...  Sehr viel lernen...

Ghazipur erreiche ich soweit problemlos – in Indien ist eh alles NO PROBLEM! - jedenfalls für die Einheimischen...

Und wie mir im Hotel der letzten Nacht beschrieben wurde, finde ich Ausgangs Ghazipur das genau gleiche Hotel wie in Dohrighat. Da hat der Architekt die gleichen Baupläne doppelt verkaufen können. Lustig. Völlig identisch. Nicht identisch hingegen der Empfang. Wurde ich gestern freundlich empfangen und hat mir der Manager – auch wenn er in seinen alten Kleidern nicht als solcher erkennbar war – noch geholfen mein Gepäck aufs Zimmer zu tragen, werde ich hier gemustert und mir wird erklärt „No Room!“. Man will mir kein Zimmer vermieten. Das Hotel scheint mir jedoch nicht so frequentiert, dass wirklich alles ausgebucht ist...

Ich versuche meine Situation zu schildern, dass ich nicht weiterfahren könne, zumal zwischen hier und dem 70 km entfernten Varanasi keine Hotels mehr kommen sollen. Das kümmert hier niemanden. Meine Frage, ob ich mein Zelt aufstellen und im Zelt schlafen könne, wird nicht beantwortet – ich werde nämlich in einer Kaltschnäuzigkeit ignoriert, wie ich es bisher erst in Indien erlebt habe. Hm – also zurück nach Ghazipur ins Zentrum – da steht ein nobler Hotelschuppen – wird wohl ne teure Nacht aber wild campen ist in Indien nicht angezeigt...

Im Hotelschuppen langweilen sich zwei Männer hinter der Reception. Der ältere der beiden begrüsst mich und bestätigt, dass sie Zimmer frei hätten – der jüngere interveniert und macht mir klar „NO ROOM!“. Und keiner der beiden ist mehr bereit, mich auch nur mit ihrem Allerwertesten anzuschauen – ich bin Luft für sie. Immerhin beantwortet mir dann der jüngere meine Frage, ob es noch ein anderes Hotel habe mit „7 km“ – OK DANKE für diese wertvolle Information! 7 km in welcher Richtung? Das beantwortet er mir nicht... Ich muss mich sehr bemühen, meine Fassung nicht zu verlieren und verlasse erhobenen Hauptes das Hotel – bin doch nicht auf Euch angewiesen, wäre ja noch schöner... In Tat und Wahrheit wäre ich aber schon auf die zwei Typen angewiesen gewesen... Hm – was nun – ich rolle mal Richtung Varanasi denn vor Ghazipur habe ich kein Hotel gesehen – wenn eines kommt, dann höchstens auf dem Weg nach Varanasi – es dunkelt ein – Mist...

Bei einem Restaurant frage ich, ob ich im wunderbaren Innenhof für eine Nacht zelten dürfe. NEIN!

4 Kilometer später, beim nächsten Restaurant frage ich auch. Da erklärt man mir, sie würden derzeit grad Zimmer bauen – ich soll in 6 Monaten wieder kommen.  Danke! Zelten auch hier nicht erwünscht!

Verärgert über Indien und zunehmend nervlich erschöpft erreiche ich ein nächstes Restaurant mit „Garten“ und frage da auch nach – irgendwo muss es doch jemanden geben, der jemanden kennt, der weiss, wer mir hilft – das hat bisher immer funktioniert – also nicht müde werden, dem Glück immer wieder leise, wie einem Vogel, den Finger hinhalten – Hilde Domin kommt mir in den Sinn... Und je mehr Leute ich frage, je höher wird meine Chance, dass mir jemand helfen kann...

Und siehe da! Meine Theorie bewahrheitet sich. Im Restaurant sitzt ein Gast, der sehr gut Englisch spricht. Er fragt mich über meine Reise aus. Unter anderem will er wissen, ob ich an Gott glaube und welche Botschaft ich der Welt mit meiner Reise geben wolle. Huch – grosse Fragen, die ich zu beantworten habe. Nun etwas lenkt und führt mich – ich nannte es in der Vergangenheit „das Übergeordnete“ – ich kann ihm also bestätigen, dass mich etwas lenkt, führt auf meiner Reise. Das stimmt ihn noch freundlicher. Dass ich zu klein sei, um eine Message für die ganze Welt zu haben, aber eine solche für meine Blogleser hätte: Geht in die Welt, sie ist besser, als wir denken – auch wenn wir für diese Erkenntnis unsere Komfortzone immer mal wieder verlassen müssen! Auch das stimmt ihn freundlich. Er fängt an zu diskutieren mit dem Personal – es wird telefoniert und 10 Minuten später ist klar: Ich darf mein Zelt hier aufstellen. Nun aber essen und Tee trinken und erzählen und und und – und plötzlich steht er auf und weg ist er. Zwei seiner Freunde sind noch da. Die 15jährige Tochter des einen Freundes erzählt mir in perfektem Englisch und einem für eine junge Frau ihres Alters sehr aufgesetzt wirkenden Wortschatz, dass Indien ein Land voller Probleme sei. Viele ungebildete Menschen, die zum Teil nicht mal Englisch sprechen würden, ihre Zukunft ausserhalb Indiens liege - in Dubai oder Europa oder USA, sie eine Privatschule besuche und dass ihre Familie und sie es sehr traurig finden würden, dass ich in Indien so behandelt worden sei, Indien kaum in der Lage sei, alle Einwohner zu ernähren, es daher sinnlos sei, dass jede Familie mindestens zwei Kinder habe etc. - und ohne Kinder doch die Zukunft der Eltern nicht gesichert sei, da hätten wir in Europa bessere Systeme etc. etc. - ich staune über diese junge Frau!!

Dann noch Fotos – die Inder sind sehr Selfie versessen... – und weg sind auch sie.

Ich rufe meinen Pa an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren und freue mich, dass ich dieses Gespräch in bester Qualität mit der lokalen SIM-Karte führen kann – für Fr. 3.35 statt knapp Fr. 62.00 die ich mit der CH-SIM-Karte hätte bezahlen müssen...

Dann stelle ich mein Zelt auf – umringt von den Bauarbeitern, welche hier auch an einem Neubau arbeiten. Sie staunen, was ich alles aus meiner Tasche zaubere – ja ich habe wohl mehr dabei, als sie besitzen... Und daheim habe ich noch einen ganzen Bastelraum voller Hausrat...

Nachdem meint Zelt steht und sie sich vom Schmutz der Arbeit im „Badezimmer“ gewaschen und den Heimweg angetreten haben, wasche auch ich mich im „Badezimmer“. Das ist ein Wasserhahn mit kaltem Wasser, einem Eimer und einer aufgeschnittenen PET-Falsche, die als Schöpfbecher dient. Das Badezimmer ist hinter Mauern ohne Türen und ohne Decke eingerichtet. Wie ich mich also wasche – dazu trage ich, wie immer in solchen Situationen, meine Unterhosen – stehen sie plötzlich wieder da, die Bauarbeiter und bestaunen mich, wie ich mich wasche – Jungs, ein Westler wäscht sich gleich wie Ihr – es gibt nix zu sehen – aber sie blebien stehen – staunen... Ich komme mir in Indien immer mal wieder vor, wie im Zoo... Es stellt sich einfach auch immer wieder die Frage, wer auf welcher Seite des Käfigs steht...

Nach einem Nachtessen mit dem jungen Besitzer des Restaurants gehe ich früh schlafen - oder versuche wenigstens, zu schlafen – schiebe etwas Krise – weiss nicht, ob ich es schaffe, weiterhin alleine durch Indien zu radeln. Vor vier Jahren, als ich als Backpacker in Indien unterwegs war, war alles viel einfacher - nicht einfach, aber einfacher... Damals musste ich nur zu meinem Rucksack schauen – nun habe ich fünf Taschen und ein Fahrrad und wenn ich den Zug oder Bus nehmen will, mindestens 100 Hände zu wenig, um alles zu handeln... HILFE! Ich ertappe mich dabei, wie ich Fluchtpläne schmiede, um Indien zu verlassen – soll ich Myanmar überspringen? Würde ich das später nicht bereuen? Ein kurzer WhatsApp-Chat mit meinem Gschbusi tut gut...!

 

Freitag, 04. Oktober 2015

Ich habe erstaunlich gut geschlafen, nachdem ich verschiedene Fluchtpläne geschmiedet habe...

Entschieden ist, dass ich nach Varanasi radle. Geschehe was wolle! Ich will Varanasi mit dem Velo erreichen!!

Eine Variante ist, von da wieder nach Nepal zu radeln – ich habe ja noch Visazeit in Nepal übrig – und von Kathmandu aus nach Thailand zu fliegen...

Eine Variante ist, in Varanasi den Zug an die Ostgrenze von Indien zu nehmen und mit Karin und Fritz Myanmar zu fahren...

Eine Variante ist, in Varansi den Flieger nach Bangkok zu nehmen – es gibt Direktflüge... Dann wäre ich früher als erwartet in Thailand und hätte sehr viel Restzeit zu planen... Ein Luxusproblem...

Ich werde in Varanasi entscheiden!

Mein Zelt ist vom Morgentau klatschnass – so möchte ich es nicht einpacken, zumal es in dieser Nässe im Dreck, in welchem es steht, brutal schmutzig würde, wenn ich es einrollen muss... Also zuerst mal Frühstück und die Abfahrt um eine Stunde verschieben, auch wenn der Besitzer des Restaurants mich gebeten hat, heute Morgen FRÜH zu starten – es war ihm nicht so wohl, mich im Garten zu wissen... Dennoch frage ich ihn, ob ich in ca. 1 Woche nochmals bei ihm übernachten dürfte, wenn ich nach Kathmandu zurückradeln würde. Er willigt spontan ein. DANKE!

Gegen 09.00 Uhr radle ich los. Zwei Männer wollen mich unbedingt mit ihrem Transportautöli nach Varanasi bringen. Sie wollen 500 Rupees dafür. Der Wirt lacht sie aus und erklärt, mehr als 200 Rupees sei dieser Transport nicht wert und sagt mir, ich könnte ihn auch für 100 kriegen. Ich will aber selber fahren, was sie nicht verstehen!

Dann bin ich wieder auf der Strasse und es dauert keine fünf Minuten, bis der erste Motorradfahrer neben mir fährt und mit mir den Standarddialog führt  - den ich für mich überraschend genervt und auch unfreundlich führe, was dann wiederum ein schlechtes Gewissen auslöst. Aber es war schon nicht so gescheit, auf die Frage nach meinem Namen mit „Mickey Mouse“ zu antworten – doch irritiert hat das den Inder nicht...

Unterwegs trinke ich immer mal wieder an einer der munzig kleinen Teeküchen einen Milchtee – unheimlich süss – aber lecker. Ich bin wohl einer der ganz wenigen ausländischen Touristen, welche in solchen Shops auf dieser Strecke Halt machen und immer gleich DIE ATTRAKTION – werde bestaunt. Ich habe heute in die Runde der mich bestaunenden Männer ganz plötzlich „Wuff“ gerufen – bin über mich selber erschrocken – sie haben null Reaktion gezeigt – denken nun wohl, Touristen wären komische Wesen...

Dann erreiche ich Varanasi – also die Einfahrt zu dieser Stadt...

Ein Toyota Lexus hält an und der Fahrer fragt in perfektem Englisch, woher ich käme, wohin ich wolle etc. Er will mich in ein Homestay gleich am Stadtrand bringen. Da will ich nicht hin – ich will in die Altstadt und wünsche mir, im gleichen Guesthouse zu wohnen, wo ich schon vor 4 Jahren wohnte... Das erkläre ich ihm und er fragt, ob ich mein GPS gut programmiert hätte. Ich erkläre ihm, dass ich ohne GPS unterwegs sei. Da fängt er an zu lachen und meint, ich sei verrückt, ohne GPS in Indien unterwegs zu sein und dann noch ohne GPS durch Varanasi fahren zu wollen – er wünsche mir viel Glück... DANKE, das kann ich sicher brauchen!

Tja, nur wenige Meter später realisiere ich, was er meinte. Ich wusste, dass es in der Neustadt von Varanasi CHAOTISCH zu und her geht – ich war ja schon mal da... Aber ich erlebe dieses Chaos zum ersten Mal als Velofahrer und nicht als Fahrgast eines der vielen Fahrzeuge hier... Das sind zwei Paar Schuhe, sage ich Euch!!!

Ich finde niemanden, der mir auf Englisch den Weg erklären könnte – doch dann ein Mann, der mir in sehr bescheidenem Englisch erklärt, ich müsse nun 7 Kilometer geradeaus fahren, über die Bahnlinie, dann rechts und im Kreisel links und dann wieder fragen... Was bleibt mir übrig, als ihm zu glauben? Ich verfluche mich, ohne GPS auf diese Reise gestartet zu sein... Wie konnte ich auf die Idee kommen, mit dem Fahrrad nach Indien und dann noch nach Varanasi zu kommen – wobei der Verkehr in anderen indischen Städten noch viel schlimmer ist... Die Bahnlinie kommt – die Schranke ist zu – das gleiche Drama wie bei jedem Bahnübergang, nachdem sie sich öffnet. Zuvor werde ich aber von 3 Halbwüchsigen dumm und fast beängstigend angemacht, weil ich kein Hindi spreche – hier sei Hindistan – Englisch habe hier nichts zu suchen erklärt mir der Wortführer in ganz schlechtem Englisch (he ja, wenn English hier nichts zu suchen hat, kann er es ja auch nicht sprechen – logisch!) – hoppla!! – sie wollen wissen, was Passpartu kostet und fragen „how much price this?“ und zeigen auf Passpartu... – wollen meine Lenkertasche öffnen - wundern sich, dass ich das nicht zulasse - ich ärgere mich, dass junge Leute hier ein solches Auftreten haben – bedaure, dass sie einen so eingeschränkten Bezugsrahmen haben, den sie sich wohl Zeit ihres Lebens nie richtig werden erweitern können – dass es für sie normal ist, dass mir ein bettlender Junge meine schmutzigen Veloschuhe küsst, um etwas Geld von mir zu bekommen, das er trotzdem nicht bekommt, während sie hier so ein machoides Auftreten an den Tag legen – und sie sich so „militant“ aufführen - das macht sie als Erwachsene vielleicht auch mal wirklich gefährlich... – sie werden kaum zur Entwicklung ihres Landes im Sinne meines Bezugsrahmens beitragen können – wieso auch – Entwicklung bedeutet Veränderung – und Veränderung würde bedeuten, dass sie ihr eingespurtes Leben überdenken müssten - wegen mangelnder Bildung der Entwicklung vielleicht auch nicht folgen könnten und es so besser für sie zu sein scheint, wenn alles bleibt, wie es seit Generationen ist... – ich bin grad mal wieder ungerecht, ich weiss - und doch... - gefährlich war die Situation für mich nicht, ich war umzingelt von vielen Leuten – doch unangenehm war es schon! - ich zweige rechts ab, nachdem es auch mir gelungen ist, das Chaos auf dem Bahnübergang zu durchqueren, der Kreisel kommt, ich zweige links ab -  und: Weiss nicht weiter...

Ein Polizist mit Funkgerät, Handy und Gewehr ist wenig hilfreich, aber Ganga für Ganges scheinen wir beide zu verstehen und er meint, ich solle nun geradeaus fahren. OK, das mache ich - ich habe null räumliche Orientierung in dieser grossen Stadt - dann kommt ein Wegweiser zum Bahnhof  - ich beschliesse diesem zu folgen und dort eine Rikscha anzuheuern, welche mir vorausfahren soll. Doch ich muss gar nicht bis zum Bahnhof – ich finde vorher einen Rikschafahrer, der genügend Englisch spricht, um mich zum Main Ghat – dem Hauptzugangsort zum Ganges zu bringen - dem Ort, den ich suche...

Er fährt mir durch den Stadtverkehr voraus. Es ist kein Problem, die Geschwindigkeit zu halten, die er anschlägt – denn es geht höchstens im Schritttempo voran, vorbei an Kühen, die auf der Strasse liegen etc. etc. Das Problem ist vielmehr, hinter ihm bleiben zu können, ohne dass sich andere Verkehrsteilnehmer zwischen uns drängen. Er amüsiert sich prächtig, mich durch die Stadt lotsen zu dürfen, schaut immer wieder zurück, lacht mir zu, versichert sich, dass ich noch da bin – wohl auch, weil er die 100 Rupees will, die ich ihm für seine Dienstleistung bei Ankunft zu bezahlen habe...

Der Stadtverkehr ist unglaublich – die Motorradfahrer kennen nichts, sie schupsen mich hin und her, drängen sich vorbei - da hilft nur, sich ebenso rüppelhaft zu verhalten und sich ihnen in den Weg zu stellen und ihr verbalen Interventionen so zu ignorieren, wie ich auch ignoriert werde... Ein sehr anständiger Herr fährt neben mich, spricht mich an und ist froh, dass der Rikschafahrer mich lotst – andererseits wäre ich wohl verloren, meint er – ja, so fühlte ich mich auch... Wir erreichen den Ort, wo es zum Ganges geht. Ich bin erleichtert – ob ich „mein Guesthouse“ finde? Ich fühle mich so, wie ich mir vorstelle, dass man sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs fühlt - ...

Die Altstadt von Varanasi besteht aus unzähligen schmalsten Gässchen, wo zum Teil kaum zwei Menschen kreuzen können. Alles ist voller Shops, Menschen, Tempel, Kühen, Kuhfladen und auch mal Müll – und hat doch seinen ganz speziellen Charme, eine Würde, eine Schöhnheit...!! Das wird nun mein nächstes Projekt, mich mit Passpartu und dem gesamten Gepäck auf die Suche nach dem Guesthouse zu machen. Doch da spricht mich auch schon ein „Schlepper“ an. Das sind meist junge Männer, deren Job es ist, Touristen auf der Strasse abzufangen und in Hotels oder Guesthouses zu führen und von diesen dann eine Provision zu kassieren, wenn der abgefangene Tourist dort auch eincheckt. Und siehe da, der erste Schlepper der mich anspricht, arbeitet für DAS Guesthouse, welches ich suche - unglaublich. Das Übergeordnete...

Gute 10 Minuten durch die Altstadtgassen und ich bin da. Checke ein – kann nicht widerstehen und nehme ein teures Zimmer mit Blick auf den Ganges und bin einfach nur froh, dem Wahnsinn auf Indiens Strassen für einige Tage entkommen zu sein.

In der Altstadt von Varanasi herrscht nämlich eine besondere Stimmung – „geschäftige Ruhe“ – hm, beschreiben kann ich das schlecht – kommt her und erlebt es selber...

Heute ist einfach nur noch ankommen angesagt. Ich stelle im Zimmer mein Zelt auf, damit es gut trockenen kann – bald sieht es im Zimmer aus, wie früher in meinem Kinderzimmer – indisch – chaotisch...

Im Restaurant auf der Dachterrasse lasse ich meinen Blick bei einem Mangolassi über den Ganges schweifen, lasse mich am Abend in einem Boot zur Zermeonie am Flussufer fahren und geniesse es, hier zu sein – ich habe mal für 4 Nächte eingecheckt und überlege mir in dieser Zeit, welche der Varianten ich wählen werde, für meine Weiterreise...


Herzlich in die Welt hinaus...

 

Ach ja: Der Schlepper, der mich zum Guesthouse gebracht hat, fragte mich, wie es denn sei als Europäer auf indischen Strassen. Ich erklärte ihm, es sei der Wahnsinn für mich. Er meinte, das könne er sich gut vorstellen. Auf indischen Strassen gelte nämlich nur eine Verkehrsregel: ES GIBT KEINE REGELN...!

Er weiss übrigens auch, dass der EX-Formel1-Fahrer Michael Schumacher am Genfersee wohnt und dort weniger Steuern bezahlen müsse, als in Deutschland, im Koma liegt und und und – spannend...

Indien ist das Land der Extreme...

Man liebt es – oder man hasst es... Persönlich schwanke ich zwischen Liebe und Hass für Indien hin und her wie ein Metronom - ... - mal langsam, mal blitzschnell...

 

Samstag, 05. Dezember 2015

Heute ausgeschlafen, mit einem Gast aus Frankreich gefrühstückt und unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht und mich dann durch Varansi treiben lassen und ein Café mit einem "funktionierenden" WiFi gefunden - dazu Mangolassi, Pancake mit Früchten und Honig... 

WhatsApp mit Emil, der in Kambodscha auf die Verlängerung seines Visums wartet, Rita, die in Bern fruehstueckt, Gaby, die in Florida beim spaeten Nachessen sitzt...

Wie ging das früher??

A LAZY DAY...

 

Patrik Kirtap

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Sa

05

Dez

2015

INDIEN (UND NEPAL) FOTOS...

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Sa

05

Dez

2015

VARANASI - Abendzeremonie...

Gute Wünsche werden auf dem Ganges auf den Weg geschickt - ein wunderberes Ritual...!
Gute Wünsche werden auf dem Ganges auf den Weg geschickt - ein wunderberes Ritual...!
Es herrscht viel Touribetrieb bei den Zeremonien am Abend - auch viele inländische Touristen!
Es herrscht viel Touribetrieb bei den Zeremonien am Abend - auch viele inländische Touristen!
Wie gesagt: Es herrscht viel Touribetrieb...
Wie gesagt: Es herrscht viel Touribetrieb...
Abendzeremonie ganz in der Nähe meines Guesthouses - klein, fein, kaum Touris...
Abendzeremonie ganz in der Nähe meines Guesthouses - klein, fein, kaum Touris...
Abendzeremonie ganz in der Nähe meines Guesthouses...
Abendzeremonie ganz in der Nähe meines Guesthouses...
Abendzeremonie...
Abendzeremonie...
Abendzeremonie...
Abendzeremonie...
Utensilien...
Utensilien...
Utensilien...
Utensilien...
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Sa

05

Dez

2015

VERKEHR IN INDIEN - VIDEOS...

JA!! Der Verkehr in Indien hat mich arg gefordert!!

Es ist nicht nur die Verkehrsdichte - es ist auch das Fahrverhalten der Inder, welches schlicht nicht vorhersehbar und für westlich geprägte Verkehrsteilnehmer - oder zumindest für mich - oft nicht nachvollziehbar ist - und damit auch immer mal wieder gefährlich wird, wenn man nicht wirklich jeden Bruchteil einer Sekunde höchst aufmerksam ist - und das macht müde, sehr müde...!!

Dazu kommt dieses ständige GEHUPE - es wird gehupt, damit der Vordermann weiss, dass er jetzt dann überholt wird - das macht ja noch Sinn. Es wird aber auch gehupt, weil - ja wieso eigentlich - dass gehupt ist? Mir schien es so...

Dann kommt der Staub dazu, der Dreck - und die Abgase. Mir brannten am Abend die Lungen - nicht weil ich mich so anstrengen oder verausgaben musste - weil ich so viel Abgase weggeatmet habe. Das war in Nepal alles noch absolutes "Zuckerschlecken", "Nasenwasser", "Kindergarten oder gar Spielgruppe" - hier in Indien ist es schlicht und einfach "HARD CORE!!!"... Und irgendwie einfach auch TO MUCH für mich  - es macht wenig Spass., hier mit demVelo unterwegs zu sein...

Eigentlich wusste ich es ja - und trotzdem musste ich es im wahrsten Sinne er-fahren - aber es ist wunderbar, bin ich in Varanasi - ich habe da mit Passpartu noch was vor...!!

 

Meine ersten Meter in Indien - es war direkt hinter der Grenze eine GANZ ANDERE WELT, als noch in Nepal vor 20, 30, 40 Minuten... Immer wieder erstaunlich, welch unterschiedliche Welten auf den beiden Seiten einer Grenze liegen können...!!

Der Verkehr auf der rechten Strassenseite steht über KILOMETER - wartet auf die Abfertigung am Zoll nach Nepal...

 

Und es wurde immer vielfältiger, kreativer, lauter, staubiger, anspruchsvoller...

 

Einfahrt in Varanasi Video 1...

Der Rikschafahrer, den ich als Lotse durch die Stadt angeheuert habe, hat gut lachen...

Fürsorglich schaut er auch immer wieder zurück, ob der komische Touri noch da ist, den er führen soll - er wird sich seine Gedanken auch gemacht haben...

Einfahrt in Varanasi Video 2...

Unfassbar - Passpartu und ich mitten drin... - es war noch intensiver als es im Video wirkt...!! DAS KÖNNT IHR MIR GLAUBEN!!

Im Herrjesses übersetze ich dann "Altstadt" auch gleich wörtlich - war grad etwas viel gleichzeitig zu erledigen - filmen, Platz verteidigen, Gleichgewicht halten, freundlich plaudern... - der nette Inder aber hat verstanden und war froh, dass ich einen Lotsen hatte - sonst, so meinte er lachend, wäre ich wohl verloren gewesen... Dieses Gefühl hatte ich auch - nur lachte ich dazu nicht mehr...

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So

06

Dez

2015

VARANASI - BILDERBUCH...

Hier einige Impressionen des heutigen Tages, den ich mit viel Planung für meine Weiterreise verbracht habe - und am Schluss kommt wohl eh alles anders, als ich heute Nachmittag noch gedacht habe - definitiv entscheidet sich alles aber frühestens am Montagmorgen - ihr lest es dann im Blog...

 

Wie ich heute Nachmittag die Fotos geschossen bzw. heute Abend die Galerie erstellt habe, ich einen Moment inne halten - da ärgere ich mich, dass ich in Indien "begafft" werde - und fotografiere locker-flockig Einheimische - hm ... Wie gesagt: Es kommt immer darauf an, auf welcher Seite des Käfigs man steht...

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Mo

07

Dez

2015

VARANASI - BILDERBUCH...

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Mo

07

Dez

2015

KIRTAP SCHIEBT  K  R  I  S  E - INDIENKRISE ...

Samstag 05. Dezember 2015

Liebe Alle

Wie ich schon berichtet habe, fordert Indien mich als Velofahrer extrem – sehr viel mehr, als es mich vor vier Jahren gefordert hat, als ich als Backpacker unterwegs war...

Im lauten und wegen des für mich - „diplomatisch ausgedrückt“ - ungewohnten Verkehrsverhaltens der Inder zuweilen auch nicht ganz ungefährlichen Verkehr mit all seinen stickigen, tiefschwarzen Abgaswolken, dem Staub und dem übrigen Dreck auf und entlang der Strassen bzw. in dieser so interessanten aber halt auch so völlig fremden und schwierig zu begreifenden Kultur alleine als Velofahrer unterwegs zu sein, ist heftig! – für mich!

Ein Bekannter, der Indien und Pakistan mit dem Motorrad bereiste, schrieb mir am Sonntag in einer E-Mail: „Wenn Du in diesen Kulturkreisen nicht aufgewachsen bist, dann raffst Du das nicht...“.  Da stimme ich gerne zu...! Und doch – oder gerade darum?! - hat Indien eben absolut seinen Reiz..!

Ja, nach der Ankunft in Varanasi merkte ich, wie heftig es für mich war, alleine auf Indiens Strassen unterwegs zu sein – ich war wirklich müde, erschöpft, als ich hier eingetroffen bin – und merkte das, als ich entspannen, ausschlafen konnte...!

Auf den Videos habe ich nur kurze Sequenzen von Strassenszenen eingefangen – das mag für Euch daheim ausschauen, als sei es „so schlimm nun auch wieder nicht!“. Ja, vielleicht ist es tatsächlich „so schlimm nun auch wieder nicht“ – es gibt genug Radler, die Indien bereist haben und sich wohl fühlten – oder es auf jeden Fall „geschafft haben“, ihre Indientour zu radeln... Mir geht es grad anders, ganz anders – und DAS zählt für mich!!

DENN: Wenn ich alleine mit dem Fahrrad unterwegs bin und vorwärts kommen will bzw. auch vormärts kommen muss, muss ich mich dem Verkehr bzw. dem Wahnsinn auf Indiens Strassen täglich 6-8 Stunden aussetzen inkl. Pausen – das habe ich echt unterschätzt - das zehrt unheimlich an meinen Nerven. Hinzu kommt, dass ich niemanden habe, mit dem ich mich in dieser Situation austauschen, der mal die Führung übernehmen könnte – ich muss alles alleine auf die Reihe bringen – was ich ja auch schaffe – nur beansprucht das meine „100%-rund-um-die-Uhr-Aufmerksamkeit“ voll und ganz – gefühlt über 100% - das macht mich müde, sehr müde...

Eine spannende Erfahrung, wie alleine – nein einsam! - ich unter so vielen Menschen sein kann, hier in Indien...

Zum Glück funktioniert meine SIM-Karte einwandfrei, so kann ich wenigstens mit Daheim in Kontakt bleiben – so hilft auch ein Telefongespräch mit meinem Gschbusi heute Abend sehr...

Also: What to do...?

Lange, intensiv und sehr sorgfältig habe ich heute nachgedacht. Das geht hier in Varanasi für mich ganz gut – sehr gut sogar! Es gibt verschiedene Cafés, wo ich im Getümmel und Gewimmel dieser niemals ruhenden Stadt meine Ruhe finden kann. In Varanasi werden ja rund um die Uhr Verstorbene offen am Ufer des Ganges verbrannt/kremiert. Die Verstorbenen sind in edle, bunte Tücher gekleidet und werden dann von ihren – meist ausschliesslich männlichen - Angehörigen sorgfältig auf den Scheiterhaufen gebettet, der dann eben angezündet wird... Die Kremationen gehören hier entlang des Ganges quasi so selbstverständlich zum Strassenbild, wie bei uns – hm, ja wie was? – wie bei uns wohl die Filiale eines Grossverteilers, ein Blumengeschäft, eine Bushaltestelle, ein Briefkasten oder ein Kiosk – alles ganz normal...  Fotografieren darf man die Verbrennungen nicht – was ich auch richtig finde – und ich Euch trotzdem gerne gezeigt hätte...

Entsprechend ist immer was los, in Varanasi: Allgemeiner indischer Lärm als konstanter Geräuschteppich, durch welchen immer wieder die auf mich beruhigend wirkenden monotonen Sing-Sang-Gesänge der Mönche dringen, helle Glockenschläge vom Tempel, welche über die Dächer und durch die schmalen Gassen der Altstadt hallen, das dumpfe, rhythmische und damit irgendwie auch beruhigende Knattern der Motoren der Boote, die langsam und von schreienden Möven begleitet über den still vor Varanasis Altstadt liegenden Ganges gleiten und Touristen oder Pilger transportieren, das Hupen des Zuges, der die Brücke über den Ganges passiert, die irgendwo im Nebel-Smog-Gemisch, das hier permanent über der Stadt liegt, den Fluss ausserhalb der Altstadt überquert, der Lärm der Affen, die – ebenfalls rund um die Uhr! - miteinander spielen, flüchten, weil sie von Hausbewohnern verjagt werden oder sich auch mal selber jagen und dabei in einer enormen Geschwindigkeit und beeindruckend flink über Hausfassaden klettern und von Haus zu Haus springen – die kennen nichts, die Affen, rein gar nichts und rütteln nachts schon auch mal heftig am Gitter, welches ihnen den Zugang zum Balkon meines Zimmers mit Blick auf den Ganges verwehrt...

Ja Varanasi ist intensiv – und: Mir scheint, der viele Drecke in der Stadt sei der Kitt, der Varanasi schlussendlich zusammen halte...

In dieser Geräuschkulisse, diesem Gewimmel und Getümmel kann ich in der ruhigeren Altstadt also gut meine Ruhe finden, habe Boden. Das ist sehr gut so! Bei frischem Fruchtlassi oder einem Massaletee (Gewürztee), einem Pancake mit Salat von frischen, exotischen Früchten oder auch mal bei einem Eisbecher (mein Magen erträgt zwischenzeitlich sogar Eis in Indien...) kann ich in dieser Umgebung wunderbar tagträumen, meinen Gedanken nachhängen, fast etwas meditieren – mindestens so gut, wie mir das früher in der Schule zwischen den Pausen auch immer sehr gut gelungen ist...

Ja, ich schiebe hier meine Indienkrise – meine erste Reisekrise - will in Indien nicht mehr alleine Velofahren, hier nicht mehr reisen – will nicht nach Bangkok fliegen – will flüchten - nur raus hier, auch wenn ich kein Star bin –...  Doch: Wohin mit mir, wie komme ich von welcher "Fluchtdestination" dann wieder weiter etc...

Das WiFi dreht so langsam, dass ich kaum Flüge checken kann – mein Pa erledigt das für mich. Für mich einen Flug zu kriegen ist ja kaum je ein Problem – aber welche Fluggesellschaft nimmt Passpartu zu welchen Bedingungen mit – der Preis ist mir zwar grad so richtig egal – einfach nur weg hier... Nicht aus Varansi – aus Indien – und der Verzicht auf Myanmar ist auch grad OK! Das meine Stimmung, meine Krise... Hätte ich nicht besser - wie ursprünglich geplant - nach Hanoi fliegen sollen, statt nach Varanasi zu radeln? NEIN, diese Entscheid war schon richtig - ich bin um Erfahrungen reicher... Bin froh, glücklich, Katahmandu - Varanasi geradelt zu sein - eine Stecke, die zwei für mich magische Ort miteinander verbindet...

Sonntag, 06. Dezember 2015

Heute habe ich nochmals lange und sorgfältig abgewogen, was für mich nun der richtige Weg für meine Weiterreise sein könnte. Myanmar zu opfern reut mich sehr!! Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit mir – habe ich mich entschieden morgen Montag meinen Flug nach Bangkok zu buchen für Freitag der gleichen Woche und bis dahin Passpartu reisefertig zu machen! Es schmerzt und doch fühlt es sich gut und richtig an - befreiend...!

Dann melden sich Karin und Fritz per WhatsApp unerwartet und grad im richtigen Moment - ihnen habe ich mitgeteilt, dass ich wohl nach Bangkok fliege und nicht mit ihnen durch Myanmar reise, da ich Indien nicht mehr aushalten würde... Sie können meine Stimmung nachvollziehen...

Nach einem fröhlichem WhatsApp-Austausch mit Karin und Fritz habe ich mich am Abend (um)-entschieden: Am Dienstag fahre ich mit einem Taxi nach Siliguri. Das ist die teuerste aller Lösungen – aber ich habe überhaupt keinen Bock mit dem Bus oder Zug zu reisen. Die Busreise würde ewig dauern und bedeuten: 3x umsteigen - mit meiner Haushaltung nich vorstellbar, aktuell für mich nicht leistbar! 25 Kilometer ausserhalb Varanasi könnte ich einen direkten Zug nach Siliguri besteigen – der dann aber mindestens 18 Stunden unterwegs wäre – das mag ich mir nicht zumuten, in meiner Stimmng... Somit heuere ich über ein Reisebüro gleich neben dem Guesthouse einen privaten Driver an. Siliguri liegt in Westbengalen (südlich von Nepal - nördlich von Bangladesh, da wo Indien ganz schmal ist). Dort werde ich erst am Mittwoch ankommen, weil die 800 Kilometer Distanz eben nicht schneller zu schaffen sein sollen im Auto – Ankunftszeit am Mittwoch offen, hängt halt alles von vielen Faktoren ab, auf den Strassen Indiens kann es immer wieder viele Überraschungen geben... Karin und Fritz treffen am Mittwoch - von Nepal her kommend - ebenfalls in Siliguri ein, wir steigen im gleichen Hotel ab, so können wir uns nicht verfehlen... Ab Donnerstag fahre ich mit ihnen weiter – sie haben auch schon eine Route mit Abstecher nach Darjiling ausgeheckt – wird sicher schön... Wunderbar, schlicht unbezahlbar solche Radlerfreunde zu haben und sich - Smartphone sei Dank - so gut abstimmen zu können! Es war ja vorgesehen, dass ich Karin und Fritz später in Imphal treffe – bin ich froh, können wir uns schon viel früher treffen. DANKE!! Alles begann ja im Juni 2015 in einem Guesthouse in Shiraz/Iran, wo ich die beiden zum ersten Mal getroffen habe, zum zweiten Mal in Osh und nun in Indien - das Übergeordnete...

Voraussichtlich am 03. Januar 2016 werden wir in Myanmar einreisen – und spätestens 28 Tage später in Thailand, wo ich dann maximal 60 Tage bleiben darf und diese wohl auch ausschöpfen werde, Ferien vom Reisen mache, im Cottage unter Palmen,  bevor ich Malaysia besuche (und da nochmals ins Hochland möchte...) und dann Singapur erreiche.

Von Singapur aus werde ich dann – nach aktuellem Stand der Dinge – meine vierte Reise auf meiner „Route de soi“ antreten – darüber zu berichten ist aber nun noch zu früh – und doch, wer zwischen den Zeilen lesen kann, hat vielleicht schon eine Idee, was mir vorschwebt...- bleibt dran... – ich tue es auch...

Mit dem Schreiben von Postkarten bin ich in Verzug - war dazu in Varanasi nicht "in der Lage"... - aber sie kommen, die Postkarten - vielleicht halt erst aus Thailand ode Malaysia - sie kommen...!

Geschmeichelt hat mir, dass ehemalige Arbeitskolleginnen offenbar in der Kaffeepause festgestellt haben, ich sei auf der Reise "schöner" geworden - bald bin ich wohl kitschig... - und K., ich habe sie auf dem Pamir getroffen und habe höchste Achtung vor dieser jungen Frau, die nach ihrem "Projekt Pamir" ganz spontan mit ihrem Fahrrad nach China aufgebrochen ist, welches sie bald in Richtung Südostasien verlassen wird, in einem WhatsApp Austausch sagte, meine langen Haare würden mich jünger aussehen lassen... So behalte ich mein Geschtrüpp noch etwas auf dem Kopf - abgeschnitten sind die Haare schneller, als sie nachwachsen... Probleme habe ich... Somit kann es um mich in meiner Indienkrise wohl nicht soooo dramatisch stehen - und doch war es eine echt mühsame Zeit, die auch viel Energie kostete - die erste wirkliche Krise auf der Reise - sie musste ja mal kommen - und wer weiss, wozu sie gut war... Auch das steht halt auf dem Lehrplan der Lebensschule bzw. meiner Weiterbildung "Sozial- und Selbst-kompetenz im interkulturellen Kontext"!!!

Montag, 07. Dezember 2015

Heute nochmals ausgeschlafen, Wäsche gewaschen, Zelt gepackt, ohne Erfolg versucht eine Strassenkarte von Indien zu bekommen, da ich meine verloren habe (...!), dafür auf dem Weg durch die Neustadt in einen riesigen Haufen Kuhscheisse getreten und darin mit meinem Badeschlarpen fast zu Fall gekommen - ihr mögt nun lachen - ich fand es gar nicht lustig - einfach nur EKELHAFT!!!, weil ich die Augen auf die Shops und nicht auf die Kuhfladen gerichtet hatte, Passpartu am Ganges mit heiligem Wasser aus dem heiligen Fluss gewaschen - das hat er sich mehr als nur verdient! - er war soooo staubig von der Reise ab Kathmandu, zum Barber, ein Andenkenanhänger für mein Ketteli gesucht und gefunden (ich möchte ja aus jedem Land min. einen Anhänger an mein Ketteli hängen - wobei Nepal mit drei Stück übervertreten ist - ...), nochmals meinen Entscheid überprüft und den Krisenblog fertig geschrieben - nun schon bald fertig packen, morgen Früh um 06.30 Uhr muss ich mit Passpartu samt Sack und Pack vor dem Reisebüro stehen - dann bringt mich der Besitzer zum Taxi, welches mich dann nach Siliguri bringt... Ich bin gespannt auf diese Fahrt - wird sicher indisch - wozu bin ich sonst in Indien...

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Do

10

Dez

2015

Darjeeling muss warten - Generalstreik...

Liebe Alle

Gestern Abend haben wir entschieden, heute Morgen mit der historischen Bahn nach Darjeeling zu fahren. Wir haben intensiv abgeklärt, ob wir unsere Fahrräder mittransportieren können - das wurde von den Angestellten an zwei Bahnhöfen ebenso intensiv verneint. So haben wir entschieden, ohne die Fahrräder nach Darjeeling zu fahren - und mit der Bahn in einigen Tagen wieder nach Siliguri zu kommen, uns dann auf die Räder zu schwingen und in Richtung Myanmar zu starten.

Heute Morgen haben wir am Bahnhof in Siliguri dann auch die Bahntickets ergattert...:

Am ersten Schalter vorgesprochen und gefragt, wo wir die Tickets kaufen können, da die Ticketschalter trotz offizieller Öffnungszeiten noch geschlossen waren...

Wir mussten an diesem Schalter dann ein Formular ausfüllen. Name, Vorname, Alter und Beruf der Reisenden eintragen, die geneaue Adresse, die Telefonnummer etc, die Zugsnummer, die Strecke, die wir fahren wollen etc.

Das Formular haben wir am Schlater dann abgegeben - und wurden postwendend zurückgewiesen. Die Namen müssen in GROSSBUCHSTABEN geschrieben werden - also ein zweites Formular ausfüllen...

Dieses wurde dann aktzeptiert. Und auf einem handgeschriebenen "Fresszettelchen" haben wir Angaben erhalten, mit welchen wir zu einem andern Schalter mussten. Dort wurde das Ticket ausgedruckt und bezahlt (für drei Personen für eine Strecke von 80 km total Fr. 5.00 in der zweiten Klasse). 

Mit dem Ticket mussten wir zurück zum ersten Schalter, wo uns der Wagon und die Sitzplätze zugeteilt wurden. Im Wagon selber waren die Sitze dann nicht nummeriert - aber Ordnung muss sein.

Der TOY TRAIN (kann man also problemlos als "Spielzeugzug" übersetzen) fuhr dann auch ein - eine wirkliche Schmalspurbahn und uns wurde auch sofort klar, weshalb keine Fahrräder transportiert werden können - diese wären zu gross, zu lang, zu breit...

Der Zug holperte los, vorbei an eng an die Eisenbahnschienen gebauten Häusern, Läden, Wäscheleinen, Menschen, die entlang der Schiene Wohnen etc. - ...

Dann erreichten wir nach 9 Km Fahrt die erste offizielle Haltestelle auf der Fahrt nach Darjeeling - und da war dann fertig lustig...

Wegen eines Generalstreiks in Darjeeling waren Strasse und Schienen blockiert. Der Zug brachte uns nach Siliguri zurück...

What to do...

Wir entschieden uns, gleich nach der Ankunft in Siliguri neue Tickets für morgen zu kaufen - das Prozedere war eine Variante von dem heute Morgen - wir haben das innerhalb von 10 Minuten geschafft - gemeinsam sind wir stark. Die Fahrkarten von heute Morgen wurden problemlos und vollumfänglich rückerstattet - der Schaffner hat uns bereits im Zug auf das Verfahren hingewiesen, welches dann völlig unkompliziert abgewickelt wurde...

Wir haben im gleichen Hotel von letzer Nacht wieder eingecheckt, die gleichen Zimmer bekommen und unsere Myanmarreise vorbereitet, Papierkram erledigt und Siesta gehalten...

Morgen soll der Generalstreik beendet sein - drückt uns die Daumen...!

Herzlich in die Welt hinaus...

Patrik

 

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So

13

Dez

2015

DARJEELING - AUCH DAS WETTER IST ENGLISCH...

Liebe Alle

Wir haben es am Tag nach dem Generalstreik problemlos geschafft, mit der historischen Schmalspurbahn (Toy Train) nach Darjeeling zu fahren. Die Bahn fuhr pünktlich ab - und kam pünktlich an, was mich sehr erstaunt hat... Die Fahrt dauert für knapp 90 km 6 Stunden - für die Rückfahrt brauchte die Bahn 8 Stunden - das war eine SEHR lange Bahnfahrt...

Die Lok hupt auf der ganzen Strecke quasi ununterbrochen, was ermüdend ist für mich als Passagier - insbesondere, wenn ich direkt im Wagon hinter der Lok sitze...

Die Bahn bzw. die Spurführung hat mich sehr fasziniert - wie muss es dabei erst richtigen Eisenbahnfans gehen.... Die Bahn quert immer mal wieder die Strasse - ohne Bahnschranke - und ganz besonders: Sie absolviert Spitzkehren!! Spitzkehren, um die Höhendifferenzen auszugleichen. Sie fährt also vorwärts in ein Stumpengleis - dann werden hinter dem Zug die Weichen von Hand gestellt - die Bahn fährt rückwärts in ein nächstes Stumpengleis - vor dem Zug wird die Weiche der bergwärtsführenden Schiene wiederum von Hand gestellt und vorwärts geht die Fahrt bergauf. Mindestens 6 solcher Spitzkehren haben wir absolviert - ersetzt Kehrschleifen, welche hier im steilen Gelände keinen Platz hatten. Spannende, geniale Lösung - die Engländer haben vom Eisenbahnbau halt schon etwas verstanden. Für viele ist es die schönste Bahnstrecke der Welt, die ich befahren durfte. Hier mehr dazu.

In Darjeeling war es sehr kalt und neblig - die Engländer scheinen auch das Wetter mit nach Indien gebracht und hier vergessen zu haben. Ausflüge in die Teeplantagen oder früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang (nicht) zu sehen, lohnte sich nicht. Wir haben den Tag in der Stadt verbracht und das Museum im Himalayan Mountaineering Institute besucht, wo Sherpa Tenzing, der zusammen mit Sir Hillary als erster den Mount Everest bestiegen hat, nach der Besteigung als Direktor tätig war und heute sein Grab ist. War komisch am Grab des Mannes zu stehen, nach welchem die Sonnenmilch meiner Jugend benannt war...

Das Museum zeigt viel über die Besteigungen des Everests - seit ich die Berge des Himalaya etwas näher gesehen habe, kann ich irgendwie nachvollziehen, dass es den einen oder anderen "Spinner" juckt, diese besteigen zu wollen...

Darjeeling als Ort erscheint ganz klar "westlich/englisch" geprägt. Es gibt Kirchen und viele Zeichen des Christentums. So auch einen "heiligen Laden" voller Weihnachtsdeko und Bibeln und was der Gläubige sonst noch braucht...

In Darjeeling oben war es ARG KALT!! Ich habe alle vier Wolldecken genutzt, welche das Hotel nebst der heissen Wärmflasche/Bettfalsche zur Verfügung gestellt hat - auch wenn ich diese Decken sowas von überhaupt nicht mag... 

Morgen geht es wieder aufs Velo - nach guten 10 Tagen wieder auf die Strasse. Das ist gut so - sonst komme ich nie nach Myanmar...

Ich bin froh, zusammen mit Karin und Fritz reisen zu dürfen - alles ist viel entspannter...

Wobei: Die Menschen hier in West Bengalen sind auch entspannter als in Varanasi oder davor - oder nehme ich sie nur so wahr, weil ich selber entspannter bin? Wie auch immer: Indien alleine zu bereisen per Velo war eben nix für mich und so geniesse ich die Gesellschaft...

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Sa

19

Dez

2015

INDIEN - FOTOBLOG...

Dieser Text ist sehr be-zeichnend für Indien...!! Die Inder (meistens Männer!) rotzen und spucken wie die Weltmeister... Und das in einer Lautstärke, welche der Quantität des Spuckguts in NICHTS nachsteht - für Westler ungewohnt bis ekelhaft... 

Oft spucken sie auch ihren roten "Kautabak" - Gutkha, die Volksdroge in Indien - aus. Der Speichel ist von der Substanz, die an jeder Ecke verkauft wird, rot gefärbt. Entsprechend sind die Strassen voller rot-brauner Flecken. Es wird von Rikshas gespuckt, aus dem Fenster des Reisecars (ich fürchte, dass ich mal noch bespuckt werde... igitt...) - und es wird in Hotelzimmern gespuckt - nicht nur in den Papierkorb. Eine uns ganz fremde Welt...

Dieses Hinweisschild hängt im Hotelzimmerl in Guwahati, wo ich vom 19.-21.12.2015 wohne. Es sagt, man soll in den Papierkorb spucken und nicht an die Wände... 

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So

20

Dez

2015

INDIEN...

Liebe Alle

Indien – was soll ich dazu schreiben...

Seit ich mit Karin und Fritz unterwegs bin, ist Indien für mich viel einfacher zu er-fahren, ertragen...

Ich versuche immer wieder aufs Neue, Indien als meinen Lehrer zu betrachten - Ruhe zu bewahren und nicht zu verurteilen, was ich sehe - es gelingt mir nicht immer gleich gut...

Zwischenzeitlich sind wir im indischen Staat Assam angekommen. Hier wirkt vieles entspannter, sauberer, freundlicher und die Menschen scheinen etwas mehr Distanz zu haben, auch wenn wir hier weit und breit die einzigen „Westler“ sind und dann noch auf voll bepackten Fahrrädern durch die Gegend rollen. Fahrräder, die über 27 Gänge verfügen, an welchen elektronische Teile montiert sind und die selbst bei Tag mit Licht fahren, einen Dynamo haben – wir müssen auf die Menschen hier oft wie Ausserirdische wirken... Doch auch heute alles der Reihe nach...

 

Auf der Fahrt durch den Nordosten Indiens werde ich mit vielen Dingen konfrontiert, die ich nicht verstehen kann, nicht verstehen will, nicht einordnen kann. Ich erinnere mich immer und immer wieder an das Konzept des „Bezugsrahmens“ aus meiner Grundausbildung in Transaktionsanalyse TA. Als Bezugsrahmen wird in der TA die Sichtweise von sich, den anderen und der Welt definiert (Ultrakurzbeschrieb). Ich betrachte also die Welt aus meiner Sicht, durch meine Brille – oder eben im Rahmen der Möglichkeiten, welche mir mein Bezugsrahmen erlaubt, ich mir bewusst oder unbewusst gegeben habe, auf meinen Lebensweg mitbekommen habe... Auch wenn ich glaubte, meinen Bezugsrahmen auf meiner Reise deutlich erweitert zu haben, sprengt Indien diesen immer mal wieder...

Die Inder wiederum betrachten die Welt aus ihrer Sicht, durch ihre Brille – oder eben im Rahmen der Möglichkeiten, welche ihnen ihr Bezugsrahmen erlaubt. Und glaubt mir: Diese Sichtweisen sind in vielen Punkten in keiner Weise deckungsgleich - und dürften es wohl auch nie werden - zu verschieden sind die Welten...! So wie Passpartu an verschiedensten Orten übernachtet (aktuell in einer Baustelle, welche mal das Restaurant des Hotels hier werden soll - oder auch mal im Baumateriallager des Hotels im Treppenhaus) - übernachte auch in in Zimmern unterschiedlichster  Qualität - manchmal fühlt es sich grenzwertig an, was die hygienischen Bedingungen betrifft - doch die Unterkünfte sind unterwegs meist nur sehr dünn gesät, so dass wir nehmen müssen, was wir kriegen - und das im Vergleich zu Nepal zu recht hohen Preisen...!

 

Beispiele des Unverständnisses...:

Ich kann nicht verstehen, warum weite Teile Indiens im Schmutz, Dreck und Abfall zu versinken drohen und die Leute diese Situation offenbar als „von Gott gegeben“, als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen. Ich muss mir dann auch immer sagen: Sie kennen wohl nichts anderes - und wer ums tägliche (über)leben kämpft, kümmert sich halt wohl nicht um Sauberkaut auf der Strasse und im Fluss - und doch: Wie kann man sich oder seine Wäsche in einem solchen Fluss waschen? - Ganz einfach: Es ist nichts anderes da... - das ist wohl das Gesicht des Elends... In Assam sahen wir dann wieder ganz viele Häuser mit neu gebauten Toilettenhäuschen, während es sonst unterwegs nicht immer Toiletten gibt und die Menschen irgendwo...

Als ich in Varanasi auf dem Ganges Kerzen schwimmen liess und diese im dreckigen Fluss mit meinen Badeschlarpen vom Ufer weg in die Strömung lenken wollte, haben mich Inder sehr erzürnt und entsetzt angeschnauzt, was mir einfalle, mit SCHUHEN den heiligen Fluss Ganges bzw. „DIE MUTTER“ zu verunreinigen – ich habe dann ein Stück Styropor genommen, welches im heiligen Fluss bzw. in „der Mutter“ geschwommen ist und habe damit die Kerzen vom Ufer weg in die Strömung befördert – das war OK. Abfall jeder Art ist OK im Ganges, werfen die Inder auch mit einer Selbsterständlichkeit in den Fluss – NUR KEIN KONTAKT MIT SCHUHEN, die ich wieder mitnehme... - das kann ich nicht nachvollziehen...!

Ich hüte in Guwahati vor dem General Post Office unsere Velos, während Karin und Fritz versuchen, im Post Office Post abzuholen, die längst postlagernd für sie hier hätte eintreffen sollen (jedoch nicht da ist...!). Sofort werde ich umzingelt von vielen staunenden Indern – inkl. der drei Wachmänner, welche eigentlich das Eingangsportal bewachen sollten. Wiederholt werde ich gefragt, mit wie vielen Leuten ich denn unterwegs sei. Es stehen drei Fahrräder da. Jedes hat einen einzigen Sattel und keines einen Kindersitz. Also sind wir nach CH-Logik in einer 3er Gruppe unterwegs! Was soll die Frage – und warum stellt man sie mir wiederholt?? In der indischen Logik ist es aber längst nicht zwingend so, dass auf drei Fahrrädern nur drei Menschen unterwegs sind – sitzen doch oft zwei, drei oder noch mehr Inder auf einem Fahrrad...

Ich schaue vor dem General Post Office den Angestellten zu, wie sie Postsäcke aus einem Büro auf die Strasse tragen und auf einen Haufen werfen. Als alle Säcke aus dem Büro getragen sind und auf der Strasse liegen, schieben sie den grossen Handwagen, der direkt neben der Bürotüre steht, zum Haufen und laden die Säcke von Hand auf den Wagen. Hätten sie den Wagen zuerst geholt, hätten sie die Säcke direkt – und erst noch einfacher! - auf den Wagen laden und einen Arbeitsschritt sparen können. Aber diese Art von „westlichem logischen Denken“ ist hier nicht wirklich weit verbreitet, wie mir scheint...

Solche Situationen kann ich mal sehr gut, mal ganz schlecht ertragen - je nachdem halt auch, in welcher Dominanz/Vehemenz mir Inder dann begegnen. Immer mal wieder treten sie sehr selbstbewusst auf und mir fährt dann in solchen Situationen durch den Kopf "Was willst Du? He? Schau Dich doch mal um, wo Du lebst - hast keine Ahnung von der Welt - und dann ein solches Auftreten - sonst alles OK bei Dir?" - zum Glück merke ich das immer wieder so rechtzeitig, dass ich (hoffentlich) nicht zu arrogant auftrete...

Meine innere Aggression musste ich zum Beispiel in Guwahati im Hotel sehr zügeln, als wir gestern Abend nach einer Fahrt von 115 Km hier müde angekommen sind – die letzten Kilometer führten durch die Rushhour in dieser grossen Stadt und waren entsprechend von viel Verkehr geprägt. Wir haben am Vorabend online reserviert – bei unserer Ankunft ist man an der Reception in keiner Weise vorbereitet, muss zuerst herausfinden, ob bzw. welche Zimmer man uns zuteilen könnte, Schlüssel suchen... und uns fragen, wie manche Nacht wir bleiben wollen - obwohl wir für zwei Nächte reseviert haben... Das Prozedere der Zimmerzuteilung dauert gute fünf Minuten - ich merke, wie ich Mühe habe mich zurückzuhalten, als der Receptionist dann Druck macht, dass wir nun einchecken und die Formulare ausfüllen und unterzeichnen sollen.

Wie auch immer: Es ist eine spannende Erfahrung für mich, in Indien so unterwegs zu sein. Ein wichtiges Kapitel auf meiner Reise - wenn auch das wohl bisher schwierigste...

 

Seit einer Woche warten wir nun auf ein "Lebenszeichen" der Agentur aus Myanmar, welche uns das Permit für die Einreise auf dem Landweg ausstellen soll. Seit wir die Unterlagen per E-Mail eingereicht haben, herrscht Funkstille. Das belastet die Stimmung - können wir nun nach Myanmar einreisen oder nicht?

Doch gestern Abend haben wir hier in Guwahati ein tolles China- Restaurant gefunden - sehr westlich organisiert - feines Essen - lecker Nachspeise - teuer (wir bezahlten pro Person so viel wie sonst für alle drei zusammen...) - aber wunderbar schön als Insel im hektischen Indien. Da haben wir uns auch überlegt, wie wir unsere Reise fortsetzen mit der Ungewissheit betr. Permit:

Wir haben nun beschlossen, dass es schlussendlich schon klappen wird und fahren weiterhin der Grenze zu Myanmar entgegen. Sollten alle Stricke reissen, könnten wir notfalls nach Myanmar fliegen (dann braucht es kein Permit...) oder halt nach Bangkok fliegen. Die Flüge sind zwar teuer und die Reise würde in jedem Fall über 20 Stunden dauern - doch ein Ausweg ist ein Ausweg... Und wir würden die recht hohen Kosten für das Permit ja einsparen, was den Flug subventionieren würde... Drückt uns doch die Daumen, dass das Permit in den nächsten Tagen als PDF in unserer Mailbox liegt - DANKE!!

Tja, sonst habe ich nichts zu berichten. Es geht mir gut. Indien zieht aber auch viel Energie ab. Doch ich habe alles im Griff - alles im grünen Bereich - und doch merke ich, dass ich mich auf Myanmar und dann auf "Ferien von der Reise" in Thailand freue - wo ich dann auch den definitiven Entscheid betr. vierter Reise in der Reise treffen werde - es bleibt spannend...!

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kitap

 

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So

20

Dez

2015

NEWS VON SURAT...

Eben hat Surat angerufen. Wir hatten ein längeres Telefongespräch - er tönt entlastet. Seiner Familie und ihm geht es gut. Die Familie ist mit der Reisernte zufrieden. Sie konnten zwischenzeitlich trotz der Reisernte offenbar am Haus weitere wichtige Arbeiten erledigen und voller Stolz hat Surat mir mitgeteilt, sie hätten sich soGar einen Ziegenstall bauen können - nun werden sie sich dann noch Ziegen kaufen. Surat will mit vorerst drei Ziegen starten.

Und dann sollen demnächst auch die Arbeiten für den Gemüse- und Obstgarten hinter dem Haus starten. Die (Zusatz)-Spenden wirken!!! Das freut mich SEHR!!!

Fotos kann mir Surat noch keine schicken (Verbindungsprobleme bzw. hat er bisher sein Smartphone nicht reparieren lassen, weil das so teuer sei - er war auch auf Facebook seit langem nicht mehr aktiv...). Sobald er in Kathmandu zurück ist in einigen Wochen, wird er mir Bilder senden, die ich dann online stellen werde. 

Ich freue mich sehr, dass Surats Familie mit den Spenden aus der Schweiz und aus Deutschland trotz der Reisernte nun offenbar einen Schritt vorwärts machen konnte. DANKE EUCH ALLEN AN DIESER STELLE VON SURAT - DAS WAR IHM IM TELEFONGESPRÄCH WIEDERUM SEHR WICHTIG, DASS ICH DEN MENSCHEN IN EUROPA DANKE SAGE!!

Und ich danke hier sehr gerne im Namen Surats und seiner Familie - und auch ich danke Euch ebenso herzlich!!

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Di

22

Dez

2015

ZITTERPARTIE...

Liebe Alle...

Für die Einreise nach Myanmar benötigen wir ja eine spezielles Permit. Wir haben rechtzeitig mit einer Agentur in Myanmar Kontakt aufgenommen, welche pe E-Mail auch sofort bestätigt hat, dass sie uns das Permit zustellen wird. Wir haben ebenso umgehend alle Unterlagen eingereicht, die sie eingefordert haben - und seither hüllt sich diese Agentur in Schweigen. Auf telefonische Anfrage hin wurde mir von einer Mitarbeiterin der Agentur erklärt: I'm sorry about that! Nämlich: Die Agentur stellt nun keine Permits mehr aus - und uns läuft die Zeit davon. Was habe ich mich geärgert über diese Unzuverlässigkeit!!!

Wir sind nun mit einer anderen Agentur in Kontakt, welche versucht, für uns ein Express-Permit zu bekommen... Hoffen wir es klappe, sonst sind wir...

Wir radeln zwischenzeitlich weiterhin der Grenze zu Myanmar entgegen - hoffen, es möge klappen mit dem Permit....!!! Wir radeln durch hügliges Indien, machen viele Höhenmeter, die uns mächtig in die Beine gehen und hoffen, es klappe mit der Einreise nach Myanmar auf dem Landweg - sonst stranden wir im "östlichen Hinterindien"... Und hier ist weit und breit kein internationaler Flughafen in der Nähe. Würde beudeten, dass wir kompliziert im "Kreuzchenstich ab einem lokalen Flughafen ausfliegen" müssten und egal wohin wir fliegen würden, mindestens 20 Stunden unterwegs wären für eine eigentlich "kurze Luftliniendistanz" in jedem Fall... Manchmal kann ich diese Situation mit grosser Gelassenheit hinnehmen - manchmal stresst es mich sehr, diese Ungewissheit zu ertragen. Ich lerne dazu...

Wir befinden uns nun auf einer Höhe von ca. 1200 müM - es ist tagsüber soweit angenehm zum Velölen - abends und nachts wird es aber empfindlich kühl bis bitter Kalt - Heizungen gibt es hier keine - Unterkünfte sind rar und wenn vorhanden erstaunlich teuer und oft ausgebucht - bisher haben wir aber immer etwas gefunden. Gestern noch das letzte Doppelzimmer - so habe ich bequem am Boden auf meiner Luftmatratze geschlafen zu Füssen von Karin und Fritz - und habe das zweite Mal in Indiem campiert... Wie gesagt: Heizungen gibt es hier keine... Die Inder sitzen - wie wir - dick eingehüllt und mit Kappen im Restaurant... Ich bin froh um meinen kuschligen Schlafsack...

Im heutigen Zimmer haben wir aber ein elektrisches Heizöfeli - sitzen davor und haben uns Kaffee kommen lassen - und nun haben wir es gemütlich...

Herzlich in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Do

24

Dez

2015

WO BITTE IST HIER DIE SCHLECHTE STRASSE...?

Liebe Alle!
Heiligabend in Silchar - im indischen Bundesstaat Assam. Heute vor einem Jahr habe ich im Kreise meiner Familie Weihnachten gefeiert und wir alle fragten uns damals, wo ich wohl in einem Jahr sein würde - Indien war damals kein Thema. Nun sitze ich in Indien, einem riesig grossen Land, in welches ich vor knapp einem Monat engereist bin und das ich seither nicht besser verstehe - eher weniger. Wie kann ein Land, welches sich hier im Norden so präsentiert, eine Atommacht sein? Ich staune und wundere mich auf Schritt und Tritt...

Viel denke ich darüber nach, welche Faktoren wohl zum Erfolg eines Landes beitragen und warum "entwickelte Länder" sich meist im nördlichen Teil der Erde befinden - ich denke, es hat ganz viel mit Aufklärung bzw. Säkularisierung zu tun. Und doch darf ich wohl nicht werten - und doch frage ich mich, welcher Zukunft Indien als Nation entgegen steuert...

Ich erlebe hier nicht das "geheimnisvolle, farbige von Düften und Gewürzen geprägte Indien" - ich erlebe hier ein "Alltags-Indien", welches mich eher an "Endzeit" erinnert, wo Menschen sich an einem kleinen Abfallfeuer am Abend wärmen, wo im "noblen Hotel" auch die frischen Bettbezüge, die wir gestern verlangt und bekommen haben, so verfleckt sind, dass es eklig ist - was für Flecken da drauf sind, wollen wir lieber gar nicht erst wissen... Hauptsache das Land ist eine Atommacht - dann spielt alles andere offenbar keine Rolle... Ich kann das schlecht einordnen... - bin vielleicht deshalb auch ungerecht... Subjektive Wahrnehmung...

 

Ich bin sehr froh, heute Abend mit Karin und Fritz zusammen sein zu dürfen. Wir wünschten uns ein gutes Hotel für heute Abend, damit wir mit starkem WiFi hätten skypen und anschliessend noch "Weihnachten bei Hoppenstetds" mit Loriot hätten anschauen können. Hm - ... Es kam etwas anders, aber auch gut... Auch heute alles der Reihe nach...

 

Seit wir vor einigen Tagen in Guwahati losgefahren sind, haben wir viele Höhenmeter zurückgelegt. Die Gegend wurde tatsächlich fies hügelig, bergig...

Auf der knapp 100 km langen Fahrt von Guwahati nach Shillong haben wir auf den letzten 70 Km 1900 Höhenmeter erstrampelt, sind erst im Dunkeln in Shillong angekommen und hatten Mühe ein Zimmer zu finden. Shillong schien zudem mehrheitlich aus Autohäusern und Läden zu bestehen - sogar einen richtigen "Body Shop" gibt es dort... Alle grossen internationalen Automarken sind mit ebenso grossen Autohäusern - wie ich sie aus der Schweiz kenne - vertreten. Wer hat hier soooo vieeeel Geld, um all diese teuren Produkte zu kaufen??

Im steilen Aufstieg hielt Karin - als Wolfsburgerin Ehrensache - bei der VW-Vertretung an und fragte mal nach, ob wir allenfalls in den Lokalitäten von VW übernachten könnten. Ging leider nicht. Dann fanden wir ein erstes Hotel. Karin und ich haben die Zimmer besichtigt und mussten sagen: NEIN DANKE! Die Zimmer waren... Die Toiletten waren noch viel ... Die Lichtschalter zur Toilette eklig schmierig - und Licht gab es wohl aus bestimmten Gründen besser auch nicht in diesen kleinen Abteilen...

Dann bekamen wir in einem anderen Hotel ein "anständiges" Doppelzimmer, wo wir zu dritt haben drinn hausen können - was für ein Glück, war es doch das letzte freie Zimmer des Hauses... Die Velos fanden in einem grossen Abstellraum ihren Platz, wo es nachts 8 Grad warm war - es ist kühl hier oben auf gut 1200 müM...!! Ich schlief also Karin und Fritz zu Füssen auf meiner Luftmatratze - war herrlich - wenigstens ein Dach über dem Kopf. Campen ist in Indien ja nicht angesagt.  Das sei sogar für Einheimische zu gefährlich, hat uns der Honda-Töff-Händler in Guwahati ermahnt! Er war es auch, der uns - wie div. andere Inder auch - gesagt hat, dass es viel zu viele Inder geben würde - und dann zeigte er uns voller Stolz die Fotos seiner beiden Jungs. Ich fragte dann nicht, ob die auch zu viel wären...

Unser Ziel war, heute Heiligabend in Silchar anzukommen, wo wir  auf ein gutes Hotel hofften, welches wir uns zu Weihnachten leisten wollten, zumal Silchar eine grosse moderne Stadt sein soll... Tragfähiges WiFi, damit wir blogen und skypen können - meine illegale SIM-Karte hilft mal wieder aus - weil hier WiFi kaum funktioniert - Hauptsache Atommacht...

Hinter Shillong fanden wir vorgestern unerwartet eine Unterkunft im Nirgendwo, an einem künstlichen See. Das war sehr schön und angenehm. Wir wussten, dass es auf den 170 Km bis Silchar ab diesem Punkt kaum mehr ein Hotel geben wird und wir zählten darauf, unterwegs schon etwas zu finden - zählten auch darauf, dass wir in einer der vielen christlichen Kirchen in dieser Gegend übernachten dürften, wenn alle Stricke reissen sollten - oder halt sonst doch campen müssten...

So sind wir dann also mal losgeradelt und beim späten Mittagessen in einer "Truckerkneipe" erklärte uns der Wirt, dass in ca. 35 km eine grosse Kirche käme, in welcher wir sicher übernachten dürften - denn vor Silchar, welches wir eben erst am nächsten Tagen erreichen konnten, käme keine Unterkunft mehr! Er bestätigte uns also, was wir schon wussten bzw. befürchtet haben...

Wir haben dann die grose Kirche gefunden - es handelte sich um eine grosse Klosterschule mit 1300 Schülern. Die "Internen" sind aktuell auf Weihnachtsurlaub - so stehen viele Betten im "Hostel für Schüler" frei und der Pater hat uns spontan erlaubt, im Hostel zu übernachten. Der Schlafsaal für die Klosterschüler ist sehr einfach gehalten. Es gibt Stockbetten - aber keinen einzigen Schrank. Die Klosterschüler besitzen wohl nichts, was nicht auf oder unter dem Bett Platz findet...

Wir konnten uns in der Toilette des Paters waschen - mit kaltem Wasser - aber immerhin. So nach einem Tag auf staubigen indischen Strassen tut etwas Wasser schon SEHR GUT! Die Benutzung der anderen Toiletten wurde uns von den wenigen anwesenden Schülern nicht empfohlen, die wären zu dreckig. Ich fragte dann einen Schüler, ob denn niemand diese Toiletten putzen würde. Oh doch, aber erst nach den Weihnachtsferien, wenn die Internen wieder da wären. Oh NEIN, die aktuell Anwesenden würden solches Arbeit nicht ausführen. - Wahnsinn, da nutzt man lieber versiefte Toiletten - Kastendenken?!

Beim Abendessen in einem Restaurant im Dorf schien uns, der ganze Ort wisse schon, dass drei Velofahrer in der Schule übernachten - und es wurde uns erklärt, die Strasse auf dem Weg nach Silchar werde noch schlechter, als wir sie heute gegen Schluss der Etappe erlebt haben. Das konnten wir uns kaum vorstellen!

Da uns der Sinn noch nach einem Bier stand, haben wir den Wine Shop des Ortes gesucht. Alkohol wird in diesem Teil Indiens - selbst in christlichen Gegenden - nicht "offen" verkauft.  Man muss in den Wine Shop gehen, wo einem Bier oder auch härtere Sachen durch ein dickes Gitter verkauft werden. Der Wine Shop hier war sehr gut versteckt - wir haben ihn kaum gefunden. Hinter der grossen Brücke mussten wir einen schmalen, dunklen Weg durch die Häuser gehen bis zum kleinen Fluss - diesen mussten wir auf einer "gebastelten" Brücke aus Holz und mit Sand gefüllten Cementsäcken überqueren - balancierend! - und dann fanden wir am Waldrand in einem kaum beleuchteten Haus den Wine Shop. Es wirkte schon alles etwas "abenteuerlich", "mafiös" auf mich, so im Dunkeln in der hinersten Ecke des Ortes - quasi auf Abwegen - ein Bier zu kaufen...

Nach einer guten Nacht haben wir dann am nächsten Morgen unsere Räder früh gesattelt, haben uns vom Pater und den jungen Männern verabschiedet, welche die Weihnachtsferien der Schule  intern verbringen und sich uns gegenüber sehr fürsorglich gezeigt haben. Eine Spende für die Übernachtung hat der Pater abgelehnt.

Dann fuhren wir los - und fragten uns bald nach der Abfahrt auf den zum Teil mühsam steilen Aufstiegen, wo denn hier bitteschön eine schlechte Strasse sein soll - denn:

ES WAR GAR KEINE STRASSE MEHR DA über weite Teile... - oder für uns Europäer wohl einfach nicht zu erkennen - so sind wir der "Piste" oder halt der Sand- und Staubspur gefolgt, auf der auch die vielen Trucks unterwegs waren... Dass Passpartu da auch leidet, seht Ihr im Bilderbuch Indien 2. Ich bin sehr dankbar, dass Fritz handwerklich so begabt ist und mich unterstützt - alleine wäre ich wohl spätestens beim Kettenriss ausgefedert...

Passpartu hat ja seit dem Taxitransport Probleme mit der Gangschaltung - ich kann die kleinsten Gäng nicht mehr nutzen - es scheint, der Wechsler sei verbogen... So strample ich halt höchstens im zweitkleinsten Gang die Schlaglochpiste hoch, welche Einheimisch hier einfach als schlechte Strasse bezeichnen. Europäer würden es als Zumutung bezeichnen, zumal sich über diese Piste unzählige und schwer beladene Trucks kämpfen, sich gegenseitig im Wege stehen, viel Staub aufwirbeln, einen Fahrstil haben, den ich als halsbrecherisch bezeichnen muss und sich über drei komische Velofahrer wundern... Ich frage mich immer wieder, ob diese Fahrer überhaupt jemals eine Fahrschule besucht haben - oder ob alles "Autodidakten" sind - ja, das Wort Autodidakt bekommt für mich im indischen Strassenverkehr eine sehr neue und doppelsinnige Bedeutung...

Bei einer Pause meint Karin, sie hätte doch keine Wüstendurchquerung gebucht - fühle sich aber so, bei all dem Staub und Sand auf der "Strasse" und in der Luft...

Wir erreichen Silchar am frühen Nachmittag und finden auch ein Unterkunft, wo wir WiFi in der Lobby nutzen können - bis maximal 23 Uhr am Abend - danach wird das WiFi ausgeschaltet - sofern das Netz nicht schon früher zusammenbricht. Ordnung muss sein. Die Gegend hier ist wieder muslimisch geprägt. Christlich und muslimisch geprägte Gegenden wechseln sich hier auf kurzer Distanz ab.

Während Fritz und ich die angepeilte Unterkunft prüfen, hütet Karin am Strassenrand die Velos. Als Fritz und ich zurück kommen schlage ich die Hände vor dem Gesicht zusammen und sage nur "OH MEIN GOTT!!" - Fritz meint: "So was habe ich befürchtet!!"....:

Ein Menschenauflauf präsentiert sich uns. Irgendwo in diesem Pulk von neugierigen Indern müsste Karin und drei Fahrräder stecken... Karin und die Fahrräder mutierten schlagartig zu DEM EREIGNIS in der Stadt - und gleichzeitig zum Verkehrshindernis...

Solche Situation auszuhalten gehört dazu, wenn man Indien auf eigene Faust bereisen will - ich habe es so ähnlich vor dem General Post Office in Guwahati erlebt...

Heiligabend verbringen Karin, Fritz und ich  gemeinsam. Unsere Idee, in einem schönen Restaurant gepflegt essen zu gehen, lässt sich nicht realisieren. Entweder können wir nur Vegi essen und haben doch so grosse Lust auf Hähnchen oder Ente - oder das Restaurant präsentiert wohl eine grosse Karte hat aber kaum was vorrätig. Schlussendlich landen wir in einer Bar - also einem Restaurant, wo auch Alkohol ausgeschenkt wird. Die Lokalität scheint uns trotz einer gewissen Schummrigkeit angemessen für Heiligabend und wir essen Lecker Hähnchen, Pommes, Salat und Gemüse - wir haben einen schönen Abend mit ernsthaften Diskussionen und lachen auch viel. Nach dem Essen ziehen wir uns noch ins Zimmer zurück - essen  Schokolade (es gibt lecker Schokolade in Indien...!!) und Chips und geniessen noch einen Schluck Bier und plaudern viel. Ein schöner Abend im Kreis von lieben Freunden. Danke liebe Karin und lieber Fritz!!

Am 26. Dezember 2015 wollen wir weiter in Richtung Imphal - zwischen Silchar und  Imphal soll es wieder nichts geben - davon aber ganz viel. Wir werden schon eine Unterkunft finden - irgendwie gibt es immer einen Weg...

Betreffend Myanmar sieht es aktuell so gut aus, wie schon lange nicht mehr. Die zweite Agentur, die wir kontaktiert haben, will uns das Permit per 10. Januar 2016 beschaffen - wir haben einen Expresszuschlag offeriert, den sie auch angenommen haben - anders will ich das hier nicht bezeichnen... Hauptsache, es funktioniert. Wir werden unsere Route durch Myanmar wohl etwas kürzen müssen - aber es kommt gut - denken wir mal...

Herzlich in die Welt hinaus - FROHE WEIHNACHTEN UND HAPPY NEW YEAR - BLEIBT GESUND UND EUREN TRÄUMEN TREU!!!

Patrik Kirtap

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Fr

25

Dez

2015

BILDERBUCH INDIEN 2...

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Do

31

Dez

2015

BILDERBUCH MANIPUR...

Trucks mit langen Auflegern können die enge Kurve vor der schmalen Brücke gar nicht schaffen - daher werden sie einfach "angebaggert" und in die richtige Position "bugsiert" - die bereits lädierten Reifen leiden dabei noch mehr - alles sehr indisch - aber es funktioniert...

Fotos aus dem Bundesstaat Manipur - hier gefällt mir Indien wiederum sehr gut - fröhliche, gastfreundliche Menschen - interessiert, aber nicht aufdringlich - saubere und gepflegte Landschaft und Dörfer - auch wenn sich die Strasse über weite Strecken immer mal wieder in Staub oder Matsch auflöst...

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Sa

02

Jan

2016

THAGATCHERI MANIPUR...

Liebe Alle

 

Herzlichen Dank für die vielen guten Wünsche zum 2016, die mich auf elektronischem Weg hier in Indien erreicht haben – tut gut zu wissen, dass ich nach wie vor so gut mit der Heimat vernetzt bin...!  Vernetzt – im wahrsten Sinne des Wortes über das WWW... JA, ich hatte ein intensives, spannendes, emotionales 2015. Die ersten drei Monate mit Abschluss in Beruf und den Reisevorbereitungen waren sehr intensiv und emotional – und dann folgten 9 Monate spannendster Reisezeit – Euch und mir wünsche ich, dass das 2016 für uns alle ein gesundes, frohes und spannendes Jahr voller Glück wird! Ich sitze nun in Imphal „fest“ – Myanmar wartet – ich warte auf Myanmar und bin dankbar für die Reiseerfahrungen, die ich machen durfte – und demütig, dass alles so gut verlaufen ist, wie es eben verlaufen ist! UND: Ich freue mich, auch im 2016 noch etwas unterwegs zu sein – und dann gegen Mitte Februar 2016 die Katze aus dem Sack zu lassen und Euch über den weiteren Verlauf meiner Reise zu informieren – der weitere Verlauf der Reise nimmt nämlich immer konkretere Konturen an – aber ihr müsst Euch doch noch etwas gedulden...!

 

Nun aber zurück nach Indien. Genauer gesagt nach Imphal, der Hauptstadt des Bundesstaates Manipur – ganz im Osten – nahe der Grenze zu Myanmar.

 

Indien – was soll ich zu diesem so immens grossen Land schreiben...

 

Von den vielen Menschen, die mich belagert haben, den Verständigungsschwierigkeiten, den Übernachtungsproblemen, dem Dreck etc. habe ich Euch ja schon ausführlich berichtet – es war das Indien, welches ich bisher erlebte... Doch alles kam einmal mehr wieder ganz anders – und alles auch heute der Reihe nach...

 

In Silchar haben wir – ich bin ja nach wie vor gut und fröhlich mit Karin und Fritz unterwegs - spontan nochmals einen Ruhetag eingelegt, sind also erst am 27. Dezember 2015 losgefahren in Richtung Imphal, welches knappe 300 km hinter Silchar liegt. Wir wussten, dass uns nicht nur gute Strassenverhältnisse erwarten würden, begleitet von hügliger Landschaft mit minimaler Infrastruktur. Wir wussten aber auch, dass wir  nun über mehr als genug Reiseerfahrung verfügen, um eine Übernachtungsgelegenheit zu finden – und Fritz meinte pragmatisch: Morgen wird es automatisch, ob wir ne Bleibe finden oder nicht...!

 

27. Dezember 2015

 

So sind wir also losgeradelt, haben die letzten flachen Kilometer genossen und wussten, dass wir täglich min. um die 1000 – einmal sogar bis 1900 Höhenmeter auf 60 km - zu bewältigen haben werden. Fritz hat das auf seinem GPS so für uns ausgerechnet - ... Das kommt der Route des Grandes Alpes gleich – nur hatte ich da noch nie so viel Gepäck dabei. Wir werden dafür mit einer sehr schönen Landschaft entschädigt, Palmenwälder, Bambuswälder, viel Grün etc. - und schon bald mal mit einer schlechten Strasse. Mit  einer sehr schlechten Strasse sogar – also einer Strasse, die gar keine mehr ist, da sie sich in Staub aufgelöst hat...

 

Unser grösstes Glück können wir hinter Silchar kaum fassen: Eine eingestürzte Brücke! Ja, für uns ist es ein Glück, denn diese eingestürzte Brücke hindert den Truckverkehr in unserer Fahrtrichtung zu 100% - und behindert den übrigen Verkehr auch sehr stark – so können wir auf staubiger, sandiger, matschiger und dann auch mal wieder asphaltierten Strasse in Ruhe bergwärts radeln und die Schlaglöcher umgehen. Für die Locals bedeutet die eingestürzte Brücke einerseits „Alltag“ – andererseits aber halt auch Probleme, Versorgungsengpässe etc.

 

Bei einer Teepause, noch in Assam, kurz vor der Staatsgrenze zu Manipur, verlassen wir das Restaurant überstürzt – die schaulustigen Inder bedrängen uns zu sehr. Wir sitzen im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand – während sich vor uns im Ausgang des Restaurants eine Mauer von Indern aufbaut., die uns beim Teetrinken zuschauen und immer näher rücken – uns gefühlt immer mehr gegen die Wand drücken... – diese Situation ist für uns einmal mehr so verwirrend und unangenehm, dass wir das Restaurant eben „überstürzt“ verlassen, obwohl wir sehr gerne nochmals einen Tee getrunken hätten... Ob ich mich je an solche Situationen gewöhnen werde...

 

Kurze Zeit später erreichen wir die Staatsgrenze Assam/Manipur. Wir werden von Zivilisten an- bzw. aufgehalten, die uns erklären, wir hätten uns nun bei der lokalen Ausländerpolizei registrieren zu lassen. Das überrascht uns, waren unsere letzten Informationen doch, dass solche Registrationen nicht mehr notwendig wären – wobei bis vor kurzer Zeit für die Einreise nach Manipur offenbar noch ein spezielles Permit notwendig war... Hm – also warten wir, bis der verantwortliche Officer herbeigerufen werden kann. Der Typ, der den Officer anrufen will, hat nämlich kein Handynetz – so dauert alles seine Zeit, was uns nervt und doch müssen wir halt diese Registration über uns ergehen lassen. Es erscheint ein anderer „Uniformierter“, der meinen Pass sehen will, um mich zu identifizieren, wie mir erklärt wird. Doch dieser macht auf mich einen so unbeholfenen Eindruck, dass ich ihm den Pass nicht aushändige. Wir warten ab. Dann rollt nach ca. 15 Minuten ein Moped an. Darauf sitzen zwei Zivilisten, welche im „Office-Häuschen“ die notwendigen Formulare mit einer Nadel zusammenklemmen und Durchschlagspapier zwischen die Formulare legen. Dann müssen wir unsere Pässe abgeben und sie füllen – recht unbeholfen! – die Formulare aus. Sie schauen immer mal wieder bei anderen vor unserer Ankunft ausgefüllten Formularen, was dort so eingetragen wurde und suchen dann vergleichbare Angaben in unseren Pässen. Erstaunt sind sie auch, dass unsere permanente Adresse – die ist in Indien offenbar eine sehr wichtige Information  - nicht im Pass steht. Ebenso sind sie erstaunt, dass Karin als Ehefrau von Fritz die gleiche Wohnadresse hat wie Fritz und reichen ihr die Formulare von Fritz hin, damit sie die Adresse abschreiben kann – während Fritz Karin zuraunt: „NICHT ABGUCKEN!“.

 

Hm... Und dann drückt der Officer uns doch tatsächlich einen Stempel in den Pass, als ob wir eine „richtige Landesgrenze“ überquert hätten – dabei haben wir ja nur eine innerindische Grenze – also quasi eine „Kantonsgrenze“ - passiert. Was soll’s. So habe ich halt einen Stempel mehr im Pass - ...

 

Und schon ist es Zeit für die Mittagspause. Es ist erstaunlich schwierig, ein Restaurant zu finden, welches auch etwas zu Essen anbietet – doch wir finden ein „Rice Hotel“. Ein Hotel bietet in Indien Essen an – keine Zimmer! Wer ein Zimmer sucht, muss eine Lodge finden. Eine Lodge bietet aber nicht zwingend Essen an... Wir bekommen lecker Reis mit Kichererbsen. Werden von den Locals zwar auch bestaunt – aber nicht umzingelt. Irgendwie scheint hier alles ruhiger und „geordneter“ zu und her zu gehen. Kaum Verkehr auf der Strasse (die eingefallene Brücke lässt grüssen) und die Autofahrer hupen auch auffallend viel weniger – ein ganz anderes Indien, welches wir hier im Bundesstaat Manipur erreicht haben. Ich staune, dass diese Andersartigkeit wirklich gleich hinter der „Staatsgrenze“ so spürbar und sichtbar wird – wirklich als wären wir in ein anderes Land eingereist.

 

Beim Mittagessen frage ich nach Cola – und mir wird erklärt, dass kein solches verfügbar sei, da nun Wintersaison sei und Cola nur im Sommer verfügbar wäre. Ich staune – aber was soll’s. Doch einer der Anwesenden kann sehr gut Englisch. Ein junger Mann. Der spricht einen Shopbesitzer an, welcher dann kurze Zeit später mit einer grossen Flasche indischem Cola an unserem Tisch steht, welche er uns schenkt! Wow – vielen Dank! Zu diesem jungen Mann gesellt sich bald sein Kollege, der ebenfalls sehr gut Englisch spricht. Sie berichten uns, dass sie – obwohl Moslems – die katholische Schule hier besucht und dort auch eine gute Ausbildung bekommen hätten. Der eine junge Mann arbeitet als Primarlehrer, der andere hat eben seine „Graduation“ abgeschlossen und hofft, sein Studium zum Master in Business Administration in Angriff nehmen zu können – das hängt auch von der Qualität der von ihm abgelegten Graduation ab. Sie erzählen uns viel über Manipur, dass die Leute hier sehr freundlich und fröhlich wären, dass in Manipur 32 von einander wirklich unterschiedliche Sprachen gesprochen würden, es keine wirklich gemeinsame Sprache gibt, welche von allen Stämmen gesprochen und verstanden würde. Es gibt zudem eine Bewegung, welche die Abspaltung Manipurs von Indien anstrebt – da erhellt sich uns auch, warum wir einen Stempel in den Pass kriegten, als ob wir in ein neues Land eingereist sind: Man will sich offenbar auch gegenüber Ausländern als autonom sichtbar machen... Die beiden jungen Männer bringen uns dann auch noch zwei wichtige Worte in Manipuri bei, der Sprache, die hier offenbar viele Menschen sprechen: Danke heisst „Thagatchari“ – Hallo heisst „kurum tchari“. Wir rollen weiter doch bald rollt es nicht mehr – es holppert nur noch – die Strasse hat sich aufgelöst. Ziemlich entnervt und noch viel mehr verstaubt erreichen wir den Punkt, auf welcher auf der Karte die Ortschaft eingezeichnet ist, in der wir heute Abend Halt machen und eine Übernachtungsmöglichkeit finden wollten. Doch die Ortschaft hat sich wohl – wie die Strasse – ebenso in Staub aufgelöst. Da ist nix. Einige geflochtene Häuser am Strassenrand – mehr nicht. Hm – was nun? In einer Kurve entdecken wir den Checkpoint der Armee – die Militärs bewachen hier zwei Brücken. Wir fragen einen bewaffneten Militär, ob wir auf dem Vorplatz der Wohnbaracken wohl unser Zelt für eine Nacht aufstellen dürften. Er reagiert sehr freundlich – aber wenig klar. So zücke ich mein „Ohne-Wörter-Wörterbuch“, zeige ihm das Bild des Zeltes und er versteht und meint ganz spontan/sinngemäss „Na klar!“. Ich bin über diese sehr spontane Reaktion sehr freudig erstaunt. Bald kommt der sehr gut Englisch sprechende Chef der Truppe dazu und bestätigt, dass wir problemlos und sicher hier zelten dürfen. Wir haben kaum fertig ausgepackt und uns mit dem kalten Waser aus der grossen roten Wassertonne gewaschen und unsere Zelte aufgestellt, da werden wir vom Chef auch schon zum Nachtessen eingeladen. Chickencurry und Reis. Herrlich – das hätten wir nun wirklich nicht erwartet – wollten uns Instantteigwaren kochen, die wir für alle Fälle mitführen. Wir erfahren während des Nachtessen, dass hier am Checkpoint total 40 Männer stationiert sind, die 4 Wochen Dienst schieben und dann 2 Wochen Heimaturlaub haben und dann wieder 4 Wochen  Dienst... Die Wohnbaracke ist sehr einfach eingerichtet – keine Privatsphäre zwischen den einzelnen Betten – vor den Betten steht meist eine Metallkiste – darin werden wohl die Privatgegenstände der jeweils anwesenden Militärs aufbewahrt. Nach dem leckeren Curry sitzen wir mit den Männern noch um das  Feuer vor der Baracke und unterhalten uns mit ihnen – bieten ihnen Gutzi an, die wir mitführen – sie jedoch nicht annehmen mögen – dann gehen wir bald schlafen – ich schlafe sehr gut und geniesse es irgendwie auch, mal wieder im Zelt zu wohnen – Erinnerungen an da Kernstück meiner Reise „Pamir“ kommen auf. Wunderbar!

 

28. Dezember 2015

 

Beim Frühstück bekommen wir eine Unterhaltung erster Güte geliefert: Wir sehen, wie der grosse Bagger die Trucks mit den langen Auflegern so in Position bringt, dass sie die enge Kurve zur schmalen Brücke bewältigen können, die sie sonst nicht fahren könnten. Unglaublich. Aber zweckmässig.

 

Der Abschied von den Militärs ist sehr herzlich. Sie erklären uns, dass die Strasse nun noch ca. 2 Kilometer schlecht und danach gut asphaltiert sei. Sehr gut! So ist es dann auch. Wir machen auch an diesem Tag viele Höhenmeter und landen schlussendlich im Dorf, in welchem es eine Lodge geben soll. Beim Polizeiposten am Dorfeingang fragen wir nach und es wird uns bestätigt, dass es eine Lodge geben würde – wir da aber nicht hin könnten, da diese viel zu schlecht für uns sei. Der Polizist führt uns dennoch mal hin und ja, die Lodge präsentiert sich nicht wirklich prickelnd. Aber es ist Abend, wir sind müde, es dunkelt ein – was soll’s?! Für eine Nacht wird das schon gehen – doch die Menschen, die um uns herum stehen erklären alle: Da könnt ihr nicht hin, viel zu schlecht. Tja, wohin denn dann?? Die Kirche ist keine Option, da sei viel zu viel los in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Schliesslich erklärt der Polizist, er hätte nun einen Boy geschickt, um den Schlüssel zum Haus eines Offiziers zu holen, der nicht anwesend sei. Wir könnten in diesem Haus übernachten. Wir landen also schlussendlich in der Unterkunft des Offiziers – ein Bretterhaus. Aber wir haben Strom, eine Toilette und sind sicher untergebracht. Wir schlafen auf unseren Matratzen am Boden – gehen lecker essen, bekommen da noch Besuch eines Vorgesetzten des Polizisten, der uns einquartiert hat und sind bald im Bett. Der Besitzer des Hauses will am nächsten Morgen um 07.00 Uhr kommen und uns verabschieden.

 

29. Dezember 2015

 

Nach einer wiederum guten „Camping-im-Haus-Nacht“ frühstücken wir um 07.00 Uhr, werden vom Polizisten verabschiedet und um 07.00 Uhr steht der Besitzer des Hauses mit seiner Frau da und verabschiedet uns. Karin und ich bauen noch unsere „Sendeanlage“ auf, damit wir mit der Agentur in Myanmar kommunizieren können. Die Internetverbindung über meine „illegale“ SIM-Karte ist sehr fragil – alles muss MILLIMETERGENAU ausgerichtet werden, damit wir eine schwache Verbindung bekommen.

 

Wir starten kurz nach 08.00 Uhr und verlassen den über dem Nebelmeer liegenden Ort, rollen abwärts auf mal guter, mal schlechter Strasse – geniessen einen guten Radeltag und kommen am Abend in Noney an – da soll es auch Lodges geben, die wir auch sofort finden. Unterwegs phantasiere ich, wie schön es doch wäre, sich heute Abend mal wieder so richtig – aber wirklich richtig!!! – mit warmem Wasser waschen zu können. Fritz meint, ich solle meine Erwartungen mal runterschrauben...  Die erste Lodge ist ausgebucht, es soll noch eine zweite geben – die wir auch finden. Sie schaut von aussen wenig vertrauensvoll aus. Sofort steht ein Einheimischer da, der uns durch den schmalen Hausflur in den ersten Stock führt, wo uns die Zimmer gezeigt werden. Die sind überraschend gut, wenn man die Betten nicht benutzen will. Wir mieten zwei Zimmer und für uns ist klar: Wir blasen unsere Liegematten auf und schlafen einfach auf dem Boden. Pro Person kostet die Übernachtung 100 Rupees – also etwa Fr. 1.20. Ohne Frühstück natürlich. Ich frage nach, ob für uns allenfalls warmes Wasser gekocht werden könnte – und siehe da: Das scheint kein Problem zu heiss!! Ha – da freuen wir uns aber. Haare waschen und Körper mit warmem Wasser waschen. Es dauert zwar „ewig“ bis wir das warme Wasser bekommen – dieses ist dann auch SIEDEND heiss und ich muss aufpassen, dass ich mir am metallenen Schöpfgeschirr, mit welchem ich das siedende Wasser in den Kübel mit kaltem Wasser schöpfe, nicht die Finger verbrenne... HERRLICH, sage ich Euch, so eine „Kübeldusche“ mit warmem Wasser. Ein frühes Nachtessen, da die Restaurants hier zwischen 18 und 19 Uhr schliessen sollen. Und danngeht es schon früh zu Bett – doch vorher gelingt es mir noch, mein Handy dazu zu bewegen, für mein MacBook einen Hotspot zu machen – und ich kann eine mir wichtige Mail lesen und beantworten – ein guter Radeltag geht zu Ende.

 

30. Dezember 2015

 

Heute Morgen gibt es Müeslifrühstück um 06.30 Uhr im Zimmer von Karin und Fritz – danach werden die Räder beladen und wir sind gespannt, was uns auf den letzten Kilometern bis Imphal begegnen wird. Die Strasse so „meist“ geteert sein, sagen die Einheimischen – aber auch sehr hügelig, sagen die Einheimischen und das GPS von Fritz. Hm – also los geht’s kurz nach 08.00 Uhr. Die ersten 10 Km sind angenehm flach, dann geht es langsam und stetig bergauf – weniger heftig, als erwartet – dafür ewig lang. Wir legen eine Teepause ein und werden von einem Einheimischen ausführlich über Manipur, die Autonomiebewegung etc. informiert – und essen lecker indisches Fladenbrot zum Tee. Der Einheimische beharrt darauf, uns einzuladen und wir danken freundlich.

 

Weiter geht es bergauf. Bei einem Checkpoint der Armee werden wir zum Tee eingeladen und die Militärs führen stolz ihren Fitnesspark vor, den sie sich aus Bambus gebaut haben. Schon bald erreichen wir den höchsten Punkt der Etappe und lassen uns nach einem weiteren Tee-und-Brot-Halt nach Imphal rollen, wo wir uns in einem guten Hotel mit WiFi einquartieren. Auf der Suche nach einem Hotel treffen wir Bill Weir – ein Amerikaner der seit 1976 reist – also seit 40 (VIERZIG!) Jahren – er hat Reisebücher geschrieben. Hm - Profireisender - das könnte doch auch noch ne Perspektive für mich sein... Vorher muss ich aber den Lottojackpot knacken...

Wir verbringen das Abendessen gemeinsam und tauschen viele Erlebnisse aus.

 

31. Januar 2015

 

Bill trifft sich mit uns zum Frühstück – danach schaut er sich noch Passpartu an, weil da die Gangschaltung ja.... Ich bin froh, dass Bill auch mit einer Shimano-Schaltung fährt und sich damit offenbar auskennt. Karin und Fritz sind ja mit einer Rohloffschaltung unterwegs. Bill begutachtet Passpartu und meint „alles OK“ nix verbogen – wir schrauben etwas herum und nun gehen die Gänge geschmeidiger als vorher! Vielen Dank, lieber Bill!

 

Karin und Fritz radeln derweilen zum General Post Office und freuen sich auf ihre Pakete. Ich treffe sie später zufällig in der Stadt, als ich auf dem Rückweg zum Hotel – sie sind noch immer „ausser sich“... Beide Pakete, auf die sie gewartet haben, waren tatsächlich in Imphal. WAREN! Denn im Post Office wusste niemand etwas mit dem Begriff „Poste restante“ anzufangen und so hat man die Pakete wieder zurück nach Guwahati bzw. Nepal geschickt... Ein Paket konnte in Imphal noch aus dem Flieger geholt werden, bevor es nach Guwahati flog – das andere ist aber bereits auf dem Weg nach Nepal... UNGLAUBLICH!!

 

Den Abend verbringen wir bei einem feinen Nachtessen zusammen mit Bill, skypen danach mit unseren Angehörigen. Karin, Fritz und ich stossen danach gemeinsam auf ein tolles 2016 an – ein schöner, ruhiger Sylvester Abend – mit Lichisaft und Wodka – süffig – den Alkohol mussten wir wieder im WineShop beschaffen und ins Hotel schmuggeln. Da war vielleicht was los, heute am späten Nachmittag vor dem WineShop – ein Pulk von Indern, die Alkohol kaufen wollten...

 

01. Januar 2016 und später...

 

Ich habe Passpartu geputzt und geölt – er hatte es SEHR nötig und ebenso verdient!!! - verbringe faule Tage in Imphal – wir versuchen noch herauszufinden, ob/wann hier ein Polo-Spiel stattfindet und überlegen uns, wie lange wir hier bleiben – ob wir auf einem Umweg zur Grenze nach Myanmar fahren – ich geniesse die Infrastruktur im Hotel – und finde es doch langweilig – schreibe Blog – surfe im Internet – facebookle und whatsapple mit Radlern, die ich auf dem Pamir getroffen habe, die nun bereits in Südostasien sind - plane meine Weiterreise ab Singapur (vierte Reise) – organisiere kleine und grössere Dinge - ... – möchte skypen, doch mit dem WiFi kaum möglich...

 

Manipur hat mich mit Indien echt versöhnt. Es ist hier alles weniger laut, weniger intensiv. Es gibt auffällig viele Christen – und spätestens die Dritte Frage der Einheimischen ist die Frage nach unserer Religion. Wenn wir ihnen bestätigen können, dass auch wir Christen sind, freuen sie sich jeweils.

 

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Sa

02

Jan

2016

PASSPARTU MIT KIRTAP ON THE ROAD...

Das Copyright für alle Bilder in dieser Galerie liegt bei www.weltradeln.de - DANKE liebe Karin und lieber Fritz für diese tollen Fotos von Passpartu und mir...!

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Mo

04

Jan

2016

WACHGERÜTTELT - DIE ERDE BEBT...!!!

Liebe Alle

 

VORAB: KARIN, FRITZ UND ICH SIND OK!!

Am frühen Morgen des 04. Januar 2016 wurde ich irgendwann nach 04.00 Uhr aus dem Tiefschlaf wachgerüttelt – ich raffte erst gar nicht, was los war – doch dann realisierte ich:

DAS MUSS EIN E R D B E B E N SEIN...

SCHEISSE, NIX WIE RAUS HIER!!!

DOCH WO BIN ICH ÜBERHAUPT...???

Ich war so durcheinander, verwirrt, schlaftrunken, dass ich mich im dunklen Zimmer – Stromausfall!! – nicht orientieren konnte!! Das Gehen im Zimmer fiel mir schwer, so sehr wackelt es im 5ten Stock unseres Hotels, wo unsere Zimmer liegen. Doch ich realisierte auch gar nicht wo ich war – ich hatte keine Ahnung, in welcher Stadt, in welchem Hotel ich war. Dieses Gefühl hatte ich auf der Reise ja öfters, wenn ich am Morgen erwachte: Wo bin ich? Doch wenn die Erde bebt und ich nur noch aus dem Haus will, ist diese Orientierungslosigkeit besonders beängstigend – unbeschreiblich beängstigend!! Ich fand eine Türe – merkte, dass ich im Badezimmer stand – also weiter der Wand entlang zur nächsten Türe – stand im dunklen Flur – scheisse, wo geht es hier raus – keine Notbeleuchtung, wo bin ich...???!???

Dann kam ein einheimischer Gast mit Taschenlampe und meint zu mir, ich soll das Gebäude verlassen – gute Idee!! - nur brauche ich noch gewisse Dinge aus dem Zimmer - HILFE!! - er nahm sich die Zeit, kurz in mein Zimmer zu leuchten, damit ich die Stirnlampe finden konnte... Ich schnappte mir, was ich als „fluchtrelevant“ einstufte: Meinen Seelenwärmer (Schal, den ich von meinem Gschbusi mit auf die Reise bekommen habe), meinen Pass, meine Jacke, mein Handy, meine Kleider, mein MacBook mit all meinen Fotos, den Geldbeutel mit meinem indischen Geld – und meine Rolle Klopapier, weil solches so schwierig zu bekommen ist hier in Indien und ich merkte, dass ich mal muss – aber erst auf der Strasse...! Dann raus auf den Flur, wo ich auch Karin und Fritz treffe – mich freue, dass auch sie OK sind -  und nichts wie runter über die Treppe – ich leuchte uns mit der Stirnlampe den Weg - im Herrjesses landen wir im Kellergeschoss, wo das grosse Rolltor zur Strasse geschlossen ist – also wieder einen Stock hoch – quer durchs Gebäude und auf der Vorderseite auf die Strasse, wo ich mich dann auch anziehe – geflüchtet bin ich in TShirt und Boxershorts, meinem Pyjama... Da merke ich, dass ich zwar drei TShirts mitgenommen habe – aber keine Hose – dafür Klopapier – man muss Prioritäten setzen im Leben....

Kreditkarten und Fremdwährungen sind auch noch im Zimmer, welches ich aber abgeschlossen habe - Ordnung muss ein!

Hm – so sitze ich halt in der Unterhose auf dem Bordstein und fröstle vor mich hin und bin froh, dass wir alle heil auf der Strasse sind – und nehme langsam aber sicher wahr: Es muss ein heftiges Beben gewesen sein, Karin und Fritz haben das auch so wahrgenommen, auch sie sind ohne Taschenlampe im Licht des Handydisplays durch ihr Zimmer geirrt...

Es kommen immer mehr Leute auf die Strasse aus den umliegenden Häusern und aus unserem Hotel – ich nehme keine Panik wahr – aber eine gespenstige Ruhe. Kein Autoverkehr, kein Gehupe, keine Sirenen – Ruhe. Einige Zeit später dann doch eine Sirene – die Feuerwehr kommt zur Bankfiliale, welche einige Meter neben dem Hotel liegt (die Filiale bleibt heute wegen Stromausfall geschlossen, wir wollten Dollars für Myanmar beschaffen...).

Die Locals telefonieren alle mit dem Handy – ich schalte meinen Hotspot ein, wir kriegen Internet. Karin kann ihre Angehörigen per WhatsApp informieren und ich meine per SMS, dass es uns gut geht. Das war uns wichtig, weil wir ja nicht wussten, welche Meldungen Ihr in Europa über das Beben bekommen werdet, selber können wir auch schon erste Meldungen/News lesen, dass es sich um ein starkes Beben gehandelt haben soll – unglaublich, wie schnell solche Meldungen im WWW sind...

Wir harrten eine gute Stunde vor dem Hotel aus - ohne Hose fröstelte ich vor mich hin und so habe ich dann im Verlauf der Wartezeit entschieden, mal von unten in mein Langarmshirt zu steigen und die Arme des Shirts als Hosenbeine zu nutzen – sah total bescheuert aus, wärmt aber sehr angenehm... – und das brauchte ich mehr, als gutes Aussehen... Mein Seelenwärmerhalstuch diente als Gürtel... Dann wagten wir uns nach einer guten Stunde zurück ins Zimmer. Zwischenzeitlich haben wir vom Hotelpersonal erfahren, dass es hier in der Gegend pro Jahr vier bis fünf Erdbeben geben würde – jedoch kaum je so heftige, wie das von heute Morgen – also auch die Locals haben das Beben als heftig wahrgenommen....

Auf dem Weg über die Treppe in den 5ten Stock zurück habe ich den Eindruck, das Haus sei in Schieflage geraten – ob das so ist oder nicht, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen...

Trotz des heftigen Bebens funktionierte das WiFi und die Handykommunikation uneingeschränkt und ich war sehr froh, auf www.kritap.ch schnell posten zu können, dass es Karin, Fritz und mir gut geht! Und wie ich aus E-Mails erfahren habe, waren heute Morgen in Europa meine Blogleser auch froh, zu lesen, dass es uns gut geht...

Im Zimmer packte ich dann mein Notfallgepäck, falls wir das Hotel nochmals verlassen müssten – und legte mir auch meine Hose so hin, dass ich sie schnappen könnte, falls... Es gab kein spürbares Nachbeben mehr... Doch richtig schlafen konnte ich bis zum Frühstück um 09.00 Uhr dennoch nicht mehr...!

Als ich dann heute Morgen mein Badezimmer wieder nutzen wollte sah ich, dass zwei grosse Kacheln runtergefallen sind. Hätte ich zur Zeit des Bebens auf dem Klo gesessen, hätte das dumm ausgehen können...

Beim Frühstück heute Morgen lesen wir dann online die Pressemeldungen aus Europa. Die kann ich aus meiner subjektiven Wahrnehmung so nicht vollumfänglich bestätigen. Wir sehen in der Innenstadt Imphals, da wo sich unser Hotel befindet, keine eingestürzten Häuser. Wir sehen Häuser mit Rissen, heruntergefallene Gebäudeteile und die grosse Markthalle, die abgesperrt ist, weil sich da offenbar Risse in Wänden und Säulen ergeben haben durch das Beben. Auch kann ich nicht bestätigen, dass die Telefonverbindungen nach Imphal unterbrochen waren – Handynetz und WWW funktionierten an unserem Standort durchgehend. Doch ich habe mir keinen Überblick über die Gesamtsituation verschaffen können.

Wie auch immer: Es ist einmal mehr tragisch, dass ein Erdbeben Verwüstung angerichtet und Menschenleben gefordert hat. Froh bin ich, dass das Ausmass offenbar weit geringer ist, als es nach dem Beben im Frühling 2015 in Nepal war.

Heute Morgen haben wir dann – wie bereits gestern geplant – unsere Veloschuhe zum Schuhmacher gebracht, den Frauenmarkt besucht und Haferflocken gesucht für das Müeslifrühstück, wenn wir dann wieder mit dem Velo unterwegs sind. Wir planen ja, in den nächsten Tagen in Imphal abzureisen und auf einem Umweg an die Grenze zu Myanmar zu fahren – denn es ist nicht so spannend, hier in Imphal abzuhängen...

Der Frauenmarkt ist ein Markt wo Frauen ihre Stände betreiben und von getrocknetem Fisch über Eisenwaren, Kleider, Schuhen, Schmuck, Gemüse und, und ganz vieles anbieten – auch eine „Fresszeile“ gibt es, wo wir frittiertes Gemüse und leckeren Tee zum zweiten Frühstück oder Mittagessen geniessen und uns von den Farben und Lebendigkeit des Marktes beeindrucken lassen. Der Markt liegt direkt neben unserem Hotel – nichts lässt darauf schliessen, dass hier vor einigen Stunden noch die Erde gebebt hat und es in der Stadt auch eingefallene Häuser und Tote gegeben haben soll.

Ich muss mein Zimmer noch wechseln, damit die Handwerker das Bad in meinem alten Zimmer reparieren können – und die Handwerker stehen schon kurze Zeit nach meinem Umzug im Einsatz – wir staunen, wie schnell gewisse Dinge in Indien gehen können...

Tja, so schnell verändert sich die Welt – innert Sekunden kann alles ganz anders sein...

So schnell könnte mir – im wahrsten Sinne des Wortes – die Decke auf den Kopf fallen.

Einmal mehr hat das Übergeordnete sehr gut zu mir geschaut – demütig sage ich DANKE!!

Eindrücklich für mich war schon zu erleben, wie heftig solche Erdstösse sein können und wie verwirrend es ist, so aus dem Tiefschlaf gerüttelt zu werden – und wie beängstigend die Orientierungslosigkeit ist, wie hilflos sie mich machte...!! Ich kann nun sehr viel besser nachvollziehen, weshalb Menschen in solchen Situationen Entscheide treffen, die für Dritte nicht nachvollziehbar sind – bin ich froh, konnte ich dennoch kühlen Kopf bewahren und bin ich dem Gast mit Taschenlampe begegnet.  Ein wirklich doofes Gefühl zu realisieren, dass ich ein Gebäude verlassen muss und gleichzeitig zu realisieren „Ich habe KEINE Idee, NICHT DEN HAUCH EINES SCHIMMERS wo ich bin – weder in welcher Ortschaft, noch in welchem Gebäude, in welchem Stockwerk, wo ist der Ausgang, wo die Treppe“ – möchte ich nicht mehr erleben müssen...!!

Das Hotel ist übrigens nicht auf solche Ereignisse vorbereitet – es gibt keinen Sammelplatz für die Gäste – niemand hätte gewusst, wer im Haus ist oder wer das Haus verlassen hat, wäre es eingestürzt – das ist dann wieder die andere Seite der indischen Organisation – aber das Hotel ist nicht eingestürzt und das ist gut so!! Eine Notbeleutung existiert auch nicht...

Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass wir das Beben so schadlos überstanden haben – und dadurch einzig um eine intensive Erfahrung reicher wurden – im Wissen darum, dass andere Menschen vieles verloren haben... Demut...

Im Verlauf des Tages erreicht mich auch eine E-Mail von zwei Radreisenden, welche hinter uns unterwegs sind. Sie konnten die Grenze zu Manipur nicht passieren, weil man seit dem 01.01.2016 offenbar dafür ein Permit braucht - da sind wir grad nochmals reingerutscht - hoffen nun, dass wir Dank des Einreisestempels im Pass auch problemlos "rausrutschen"...

Nachdenklich freudige Grüsse in die Welt hinaus...

Patrik

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Mo

04

Jan

2016

FOTOS ZUM ERDBEBEN...

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Mo

04

Jan

2016

IMPAHL - "THE DAY AFTER"...

Am frühen Morgen bebte hier die Erde heftig - nur einige Stunden später zeigte sich uns Imphal im ganz normalen Alltag... Also am gleichen Tag offenbar "Normalbetrieb".... Man ist sich das hier offensichtlich gewohnt...

Auf dem Frauenmarkt (Markt der von Frauen betrieben wird) herrschte buntes und geschäftiges Treiben, die Schuhmacher warteten auf Kundschaft und auf dem Polofield wurde Polo gespielt - als wäre nichts gewesen...

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Mi

06

Jan

2016

MÄUSE MELKEN? HEULEN? L A C H E N !!

 

Liebe Alle

Da sitze ich nun – immerhin im Deluxe Hotelzimmer - in Imphal, welches ich nach dem Erdbeben beziehen konnte, da in meinem ursprünglichen Standardzimmer die Schäden des Erdbebens behoben werden... Da sitze ich also und weiss nicht, ob ich nun Mäuse melken, heulen oder einfach schallend lachen soll...

Eines weiss ich aber ganz genau: Jetzt hilft nur noch Schokolade – oder Valium! Ich entscheide mich für Schokolade – die schmeckt herrlich lecker – hat viele Luftblasen und daher wohl kaum Kalorien... Eigentlich wollte ich ja nicht wieder anfangen, so viel Stressschokolade zu essen – aber aktuell geht es einfach grad nicht anders. Die Kioskbesitzerin kennt mich bereits und es geht gar nicht mehr darum, was ich bei ihr einkaufe – es geht nur noch um die Anzahl der kleinen Schokoladentafeln, die ich brauche – eben habe ich die drei letzten Tafeln bezogen – ich hoffe, sie bekomme rechtzeitig Nachschub, denn... Doch auch heute alles der Reihe nach...

 

Das Erdbeben vom 04. Januar 2016 haben wir ja glücklicherweise gut überstanden – und sind auch sehr dankbar dafür. Gleichzeitig merke ich, dass dieses eindrückliche Ereignis irgendwie bereits von neuen Herausforderungen übermalt wird, die nächste Stresssituation baut sich vor uns auf...:

Den gestrigen Tag haben wir eigentlich nur dafür gebraucht, Geld zu beziehen – genauer gesagt Dollars, für die Einreise nach Myanmar zu organisieren – und das ist uns nur zur Hälfte gelungen... Die State Bank ist noch immer geschlossen wegen Stromausfall als Folge des Erdbebens... Bei anderen Banken fragen wir vergeblich nach, ob wir mit unseren Kredit- oder Debitkarten Dollars beziehen können. Wir werden zum Teil vom Bankpersonal so ungläubig angeschaut, als ob wir in der Bank einen Flug zum Mars buchen möchten, als wir nach Dollar fragen. Die Banken haben keine Dollar. BINGO!

 

So gibt’s halt eine Projektänderung: Wir beziehen Geld am Geldautomaten und tauschen dieses beim einen Moneytransferbüro ein, welches Rupees gegen Dollar wechselt, wenn auch zu einem schlechten Kurs, wie Fritz zufällig in Erfahrung bringen konnte – was soll’s! Also schnell zum Geldautomaten, Rupees beziehen und dann wechseln. Easy! Aber nicht in Imphal...!! Vor den Geldautomaten stehen die Leute in laaangen Schlangen. Durch das Erdbeben seien nicht mehr alle Geldautomaten funktionstüchtig. Die, die noch funktionieren, sind oft leer oder schlucken unsere internationalen Karten nicht oder versagen den Dienst, kurz bevor wir an der Reihe wären... An einem Automaten finde ich neckisch, dass die Weisse Schrift auf weissem Hintergrund erscheint – man kann wirklich kaum was lesen, was man eingibt... Ich habe mir überlegt, ob ich diesen Blog auch mal „so indisch“ schreiben soll...

Schlussendlich stellen Karin und ich uns etwas ausserhalb des Zentrums bei einem Lokal an, in welchem es zwei ATMs gibt, vor denen sich ganz viele Inder drängeln... Wir hoffen, dass diese ATMs den Geist nicht aufgeben, bis wir an der Reihe sind, sie dann noch nicht ganz leer sind und internationale Karten akzeptieren – gar hohe Erwartungen, dass drei Voraussetzungen hier zeitgleich erfüllt werden... Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt... Fritz versorgt uns während der Wartezeit mit Tee aus der nahen Teeküche... Karin wird von Inderinnen darauf aufmerksam gemacht, dass sie als Frau sich einfach vordrängeln könne, an allen Männern vorbei. Das macht sie dann auch und bekommt Geld mit ihrer Karte – BINGO! Wenig später schaffe ich es auch – völlig entnervt. Dann funktioniert der Bildschirm des Gerätes nicht – ich muss mich zum zweiten Gerät vordrängeln – Karin eilt mir zu Hilfe, damit ich die richtigen Knöpfe drücke, da die Schrift und die Knöpfe, die ich zur Bestätigung meiner Eingaben drücken muss deutlich verschoben sind – sie lernte von Indern, welche Knöpfe wann drücken und bringt es nun mir bei... Auch ich bekomme mein Geld... Man, war das nun aufwändig und nervig...!

Dann ein Mittagessen im „Frauenmarkt“ und eine Ruhepause im Hotelzimmer, da der Geldwechsler nicht in seinem Office ist – er ist an einer Beerdigung, wir sollen Morgen nochmals kommen...

Und dann trifft im Verlauf des Nachmittags die Hiobsbotschaft unserer Agentur in Mynamar ein, welche uns das Permit für den Grenzübertritt auf dem Landweg beschaffen sollte: Es habe an der Grenze Indien/Myanmar eine „Bad Situation“ gegeben und daher sei die Grenze nun für Ausländer kurzfristig und auf unbestimmte Zeit geschlossen und das zuständige Ministerium würde keine Permits mehr ausstellen – das von uns bereits bezahlte Geld, werde rückerstattet. JA BRAVO!! Nun sitzen wir definitiv in Imphal fest – daran haben wir ja im Vorfeld schon mal gedacht – aber nicht ernsthaft damit gerechnet... ES IST ZUM MÄUSE MELKEN...!!

Wir sind also in Imphal blockiert. Karin, Fritz und ich sind SEHR gefrustet, treffen sich bei mir im Deluxe Zimmer zur Krisensitzung auf dem giftgrünen Kunstledersofa, haben die Landkarten von Myamar, Thailand und ich zusätzlich noch Kambodscha vor uns – was nun??

Hm – es fällt uns so gar keine richtige Alternative ein, die uns auch nur eingermassen glücklich machet. So nah waren wir am Grenzübertritt – so sehr haben wir uns auf Myanmar gefreut...!! Klar ist für uns, dass wir Imphal wohl auf dem Luftweg verlassen müssen, was wir eigentlich nicht möchten – und doch kommen wir auf dem Landweg aus dieser geografisch so abgelegenen Ecke Indiens nicht vernünftig weg – und auch nicht aus Indien raus... Ich überlege mir, nach Kambodscha zu fliegen, wenn ich fliegen muss und von da aus nach Thailand zu radeln. Dann fällt mir plötzlich ein, dass der  Flughafen Imphal ja nach dem Erdbeben geschlossen sein könnte – das Internet dreht so langsam, dass man diesbezüglich keine Infos finden kann... So frage ich meine Schwester per SMS an – sie arbeitet in der Airlinebranche und teilt mit: Offiziell ist der Flughafen nicht gesperrt. Gut so!

Meine Vater bitte ich per SMS mal zu klären, wie die Visasituation für mich in Kambodscha wäre – sofort kommt die Rückmeldung: Visa on arrival möglich – also kann ich problemlos nach Kambodscha fliegen.

Alles keine befriedigenden Planungen, die wir hinkriegen. Karin und ich gehen dann mal etwas „Schnaps“ kaufen, damit wir nach dem Nachtessen bei einem Schlummerbecher noch etwas planen können. Und genau beim Schlummerbecher finden wir die für uns stimmige Lösung – sie liegt eigentlich so eindeutig auf der Hand...: Wir fliegen von Imphal nach Yangun in Myanmar und radeln von dort nach Thailand. Wir sehen so nur einen klitzekleinen Teil Myanmars – aber besser als nix. Heute wollen wir uns dann um die Flüge nach Yangun kümmern. Gemäss Internet sind diese verfügbar, einfach obermühsame Verbindungen  - die Reise nach Yangun dauert ab Imphal gute 23 Stunden... Dennoch sind wir mit dieser Variante der Weiterreise zufrieden. Im Verlauf des Abends verabreden wir uns für morgen Mittag noch mit zwei anderen Radlern aus Deutschland, die heute Nachmittag auch in Imphal eingetroffen (ich habe sie bereits in Khorug und Shiliguri getroffen) und somit hier auch gestrandet sind...

 

Heute wechseln wir also die Rupees in Dollar und erfahren, dass es in Imphal bzw. offenbar in ganz Manipur keine offiziellen Wechselstuben geben soll. Die Nachfrage sei nicht vorhanden und die Steuern für den Betrieb einer Wechselstube viel zu hoch. Daher ist unser Wechsler offenbar nicht so ganz konform unterwegs, wenn er unsere Rupees wechselt und gibt halt einen schlechteren Kurs, als man erwarten dürfte – tja – wir haben keine Wahl...

 

Nach einem Mittagessen zu fünft gehen wir dann mal ins Reisebüro um uns um den Flug nach Yangun zu kümmern. Der Herr im Reisebüro erklärt uns, es gäbe ab Imphal keine Flüge nach Yangun – ich erkläre ihm, dass wir keinen Direktflug erwarten würden und er uns halt einen Flug über Kalkutta oder so organisieren soll - ... Das klärt er für uns auch ab, ruft die Fluggesellschaft an um die Frage der Fahrräder zu klären.  Er erhält die Information, dass in den Flugzeugen ab Imphal keine Fahrräder transportiert würden, da ab Imphal nur kleine Flieger verkehren würden – und in diesen würden KEINE Fahrrader transportiert. Wir müssten unsere Räder falten können, dann gäbe es wohl eine Lösung – geht aber nicht!!... – Passpartu könnte ich wohl genau ein einziges Mal falten... Blitzschnell zeigt der Reisebüromann uns als Alternative den Landweg nach Kalkutta auf. Von dort aus sollen wir dann fliegen. „Auf dem Landweg nach Kalkutta?? Das dauert doch mindestens drei Tage!!“ entgegne ich ihm genervt. Er überlegt kurz und meint „NEIN! Niemals drei Tage – höchstens 2.5 Tage. Mit dem Auto in die nächst grössere Stadt und dann 24 Stunden im Zug – dann vom Bahnhof in Kalkutta zum Flughafen in Kalkutta – NO PROBLEM!“. Wenn ich mir vorstelle, 2.5 Tage mit meinem ganzen Haushalt durch Indien reisen zu müssen und mich mit dem ganzen Gerümpel dann auch noch quer durch die Millionenstadt Kalkutta zu kämpfen, nur um zu einem Flughafen zu kommen, ab welchem ich fliegen kann, erleide ich vorsorglich schon mal einen Nervenzusammenbruch – da hilft wirklich nur SCHOKOLADE.... Und die 2.5 Tage, die der Reisebüromann veranschlagt, dürften aus meinen früheren Erfahrungen als Zugreisender in Indien niemals reichen, weil der Zug STUNDEN Verspätung haben dürfte – wir müssen, um den Flieger in Kalkutta sicher erreichen zu können, mindestens einen Tag Aufenthalt in Kalkutta einplanen – dann sind wir 4 Tage unterwegs – wenn einer eine Reise tut... Wir machen dem Reisebüromann klar, dass das für uns keine Option sei – er klärt uns nun fundiert ab, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, zu fliegen – sonst sind wir dann 4 Tage unterwegs, bis wir in Kalkutta in einen Flieger steigen können – dann brauche ich wohl Valium intravenös... Ja, Indien ist ein grosses Land, ein sehr grosses Land, ein unendlich grosses Land...

 

Gegen Abend ruft der Herr vom Reisebüro an. Er hat ein schnellere Variante gefunden – aber auch mit einer längeren Busfahrt. Wir haben Optionen. Er erklärt nun, die Frage der Fahrräder ab Imphal sei nicht die Frage der grösse der Flugzeuge – es sei vielmehr, weil der Scanner am Flughafen defekt sei und keine grossen Pakete gescannt werden könnten... Die Sache wird immer faszinierender... Wie auch immer. Er prüft dennoch im Verlauf des kommenden Morgens, ob es nicht doch eine Variante mit einem Flug am Imphal gebe – mit einer anderen Fluggesellschaft. Entweder haben die einen eigenen Scanner oder sie scannen gar nicht... Wie auch immer: Einfach raus hier – auch wenn ich kein  Star bin...

 

Nach 18 Uhr ziehen wir dann noch in die Stadt in der Hoffnung Kisten für unsere Fahrräder zu finden. Und siehe da: Völlig unerwartet verspricht uns der Verkäufer im ersten Shop für morgen Vormittag drei Kisten. Er ist ein Warmshower Gastgeber (Radfahrer, die Radfahrer kostenlos beherbergen) und kennt die Tücken, die Langdistanzradler zu bewältigen haben... Wunderbar, immerhin dieser Punkt auf unserer langen To-Do-List kann offenbar einfach abgearbeitet werden...

 

Gestern habe ich mich kurzfristig verflucht, weil ich von meiner ursprünglich geplanten Route abgewichen und von Katmandu nicht einfach nach Hanoi geflogen bin oder aber wenigstens später nicht ab Varanasi nach Bangkok... Wie gesagt: Ich habe mich kurzfristig verflucht. Was ich in Indien erlebt habe und wohl noch erleben werde, würde mir wohl fehlen, hätte ich es nicht erlebt – auch wenn die Situation, in der ich nun stecke einfach nur OBERMÜHSAM und unübersichtlich, widersprüchlich ist. Aber frei nach Andrea Berg breche ich nun innerhalb Indiens einmal mehr „Auf zu neuen Abenteuern“ – und das täglich mehrfach... UND: Ich bin nicht alleine – zusammen mit Fritz und Karin ist diese unglaublich doofe Situation viel einfacher zu ertragen – und seit heute Mittag stecken wir ja zu fünft fest... Ich rechnete ja von Anfang an damit, dass meine Reise durch Indien nicht ganz einfach werden dürfte – aber mit einem starken Erdbeben und dass es aber so kompliziert würde, hätte ich doch nicht erwartet...

Tja, was nehme ich nicht alles auf mich, um meine Blogleserinnen und –leser spannend unterhalten zu können...

Herzlich genervt in die Welt hinaus – so nervig die Situation ist – so skurril wirkt sie auch auf mich – ich kann aktuell nur darüber lachen – vielleicht ist es ein Galgenlachen? Wir werden sehen...

Patrik Kirtap

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Do

07

Jan

2016

ES GIBT IMMER EINEN WEG  - FOTOS...

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Do

07

Jan

2016

ES GIBT IMMER EINEN WEG - TEXTBLOG...

Liebe Alle

 

Heute war ein anstrengender Tag - wir waren Stunden damit beschäftigt, unsere Weiterreise zu organisieren - entsprechend gibt es einen langen Blog. Fotos dazu findet ihr hier...

Doch auch heute alles der Reihe nach...

Nach dem Frühstück sind wir neugierig zum Velogeschäft spaziert, wo uns gestern Abend so spontan Boxen versprochen wurden, damit wir unsere Velos für den noch zu organisierenden Flug einpacken können. Wir waren gespannt, ob wir die Boxen wirklich so spontan, problemlos erhalten würden - wäre ja zu schön - wir sollten überrascht werden...

Im Shop angekommen wurden wir herzlich mit Handschlag begrüsst und gefragt, ob wir Tee oder Kaffee möchten - hm, eigentlich Boxen, aber die Zeit für einen Tee "müssen" wir uns wohl nehmen - gehört mit zum Ablauf, zur Gastfreundschaft von Rajeev dem Velohändler. Er zeigt sich wortkarg - doch dann sagt er plötzlich, dass alles OK sei und uns die Boxen in 10 bis 15 Minuten direkt ins Hotel geliefert würden. Kostenlos natürlich. Na, wenn das kein positiver Einstieg in den "Organisationstag" ist... Während wir im Shop mit Rajeev noch plaudern und unseren Ausflug zum See besprechen, ruft das Reisebüro an. Der Besitzer will uns sehen, hat neue Ifos. Also spazieren wir zum Hotel zurück. Uns fällt eine aus unserer Sicht verstärkte Militärpräsenz auf in der Einkaufsstrasse... Aber nichts deutet auf "unruhige Situationen" hin! Auch Rajeev hat bestätigt, dass alles ruhig sei hier!

Als wir beim Hotel ankommen, werden auch kurz danach die Boxen angeliefert, die wir im Keller gut verstauen - unsere Heiligtümer!

Dann zum Reisebüro. Dort wird uns erklärt, dass ab Imphal defintiv keine Fahrräder transportiert werden könnten, weil der Scanner für Cargo/Fracht defekt sei und der Cargobetrieb nun eingestellt bleibe. Wir hätten mit dem Bus nach Guwahati zu fahren - 18 Stunden. Von dort aus könnten wir fliegen. Sei alles NO PROBLEM und überhaupt... Uns passt diese Lösung nicht. Erstens können und wollen wir nicht glauben, dass man keine Fahrräder transportieren kann ab Flughafen Imphal und zweites haben wir NULL LUST 18 Stunden im Bus zu fahren!! Wir haben die Strassen gesehen, auf welchen wir zurückfahren müssten im Bus - NEIN DANKE! Von der Zugfahrt nach Kalkuta rät der Reisebüromann nun ab, da die Räder im Cargoabteil nicht sicher wären... 

Wir rätseln, was wir nun tun sollen - und entscheiden uns nach einem Besuch im Cargobüro von Air India in der Innenstadt, zum Flughafen zu fahren und uns da mal selber ein Bild vor Ort zu machen. Bestärkt zu dieser Aktion haben mich auch die Abklärungen, die mein Vater getroffen hat, während ich schlief (Zeitverschiebung sei Dank) - wonach Fahrräder transportiert werden könnten (zwar als Cargo - aber transportiert)...

Am Flughafen fragen wir am Schlater von Air India nach - bekommen diffuse Auskünfte und vor allem wollen sie keine freien Plätze für unseren Flug nach Kalkutta zu haben - hm... Vielleicht sagt man uns einfach auch nur, dass es keine freien Plätze hat, um sich nicht um die Fahrräder bemühen zu müssen.

Dann stellen wir uns vermeintlich beim Schalter von Indigo an, einer Fluggesellschaft, die ab Imphal nach Kalkutta fliegt - wir werden äusserst kompetent beraten, bis der Herr hinter dem Schalter uns fragt, was Indigo denn zum Transport der Fahrräder sage - wir schauen ihn verwirrt an und antworten, das müsste er doch selber am besten wissen ER SEI doch Indigo - ist er eben nicht - sieht nur so aus... Er geht schnell zum Schalter von Indigo und erklärt, wir könnten die Räder als Gepäck aufgeben - nicht als Cargo und könnten Übergpäck relativ günstig dazu buchen, so dass jeder von uns inkl. Fahrrad 52 KG transportieren kann. Sollte reichen. OK - der Flug von Imphal nach Kalkutta sollte also klappen. Und weiter nach Yangun? Tja, in Kalkutta müssten wir umsteigen und die Velos selber einchecken/buchen, das sei aber kein Problem - dort könnten wir sie als Cargo augeben, da in Kalkutta Cargo verarbeitet werde, in Imphal eben nicht (offenbar funktioniert der Scanner in Kalkutta noch...). OK! Aber wir hätten nur 20 KG Freigepäck - hm - das dürfte teuer werden. Der Herr versichert uns, dass jedes Kilo Zusatzgepäck nur 250 Rupees koste - also umgerechnet etwa 4 Franken - können wir fast nicht glauben - soll aber so sein. Also das ist interessant für uns. Ungläubig verwirrt entscheiden wir uns, die Flüge hier und jetzt zu buchen. Da wir nicht alle Pässe dabei haben - wer hätte damit gerechnet, dass wir hier tatsächlich so schnell eine sinvolle Lösung finden?? - können wir aber nicht vor Ort buchen... Der Herr vom Reisebüro meint, das sei alles NO PROBLEM! Er packt seinen Laptop ein und uns in sein Auto, fährt uns zu unserem Hotel, wo wir die Buchung der Flüge dann vornehmen. Das dauert seine Zeit, da die Internetverbindung immer wieder abbricht - schlussendlich gelingt es aber. Der Herr vom Reisebüro schämt sich für die Infratruktur und meint, Imphal sei wohl der schlimmste Platz, den wir auf unserer Reise gesehen hätten - wir können ihm versichern, dass dem nicht so ist!!

Dann müssen wir aber wieder zurück zum Flughafen, weil wir die Flüge mit Kreditkarte bezahlen wollen und der Herr vom Reisebüro vergessen hat, seinen Kreditkartenleser mitzunehmen... Also fährt er uns wieder zu seinem Büro. Bei der Einfahrt zum Flughafen lacht er und mein lakonisch: "Imphal International Airport - steht hier angeschrieben - aber es geht kein einziger internationaler Flug ab Imphal...". Überhaupt ist er gegenüber seiner Stadt und seinem Land sehr kritisch eingestellt. Er hat ursprünglich Physik studiert - konnte das Masterstudium dann aber nicht machen - hat sich im Tourismus ausgebildet und betreibt nun sein Reisebüro am Flughafen, obwohl er nicht Geschäftsmann habe werden wollen. Sein Büro ist ca. 10 m2 grosse - die Kunstschaft steht im Freien unter einem  Vordach an - er bezahlt dafür monatlich rund Fr. 550.00 Miete und bekommt von unserem Umsatz 5% von den Fluggesellschaften - hat so über 10% der Miete verdient mit uns - und sich darum wohl so viel Zeit für uns genommen. 

Wie auch immer: Am Flughafen zurück funktioniert der Kredit- kartenleser nicht. Somit müssen wir zum ATM/Geldautomaten und das Geld in einzelnen Tranchen von je 10'000 Rupees ziehen. Er bringt uns zur State Bank, die seit heute wieder Strom hat. Unterwegs erklärt er, die Probleme mit dem Geldbezug an den ATMs hätte mit dem Erdbeben vor einigen Tagen GAR NICHTS zu tun - das sei ein alltägliches Problem in seinem unterentwickelten Land... Das viele Militär, welches nun zum Flughafen fahre habe damit zu tun, dass wohl eine wichtige Persönlichkeit oder Verwandte einer wichtigen Persönlichkeit (Militär oder so) ankomme und Geleitschutz wolle - ob wir uns vorstellen könnten, was das alles koste... Er wisse nicht, wohin all die Steuern fliessen würden, die der Staat abkassiere, die Korruption lasse grüssen. Wenn er einen Job in einem Büro der Administration möchte, hätte er übrigens auch zu bezahlen, sonst gibt's keine freien Stellen...

Wir müssen total 84'000 Ruppees in Tranchen zu 10'000 Rupees ziehen - das dauert seine Zeit, da der ATM/Geldautomat wirklich seeeeehr langsam läuft - aber läuft. Ich bekomme mein Geld problemlos. Karins Karte spuckt plötzlich und ich helfe mit meiner aus - im Nacken viele Inder die anstehen und sich wohl wundern, was die Touristen mit so viel Geld machen... Ich glaube ihre Ungeduld zu spüren - oder eher ihre Sorge, dass wir den Kasten ganz plündern, leeren...?

Unser Reisebüromann wartet derweilen geduldig und als wir das Geld beisammen haben, führt er uns in den Hof bei den "Bürogebäuden" von Air India, wo er im Hof sein Auto geparkt hat. Die Bürogeäbude sind alt und in der Schweiz würde man sagen, einer so grossen Firma nicht würdig...

Im Hinterhof bezahlen wir dann in Bar unsere Flüge und die E-Tickets mit seiner Unterschrift dienen uns als Quittung. Wir haben seine Handynummer und sollen anrufen, wann immer wir ein Problem haben. 

Tja, so fliegen wir also am 17. Januar 2016 von Imphal nach Kalkutta - unser Flugverkäufer will uns beim Check-In in Impal behilflich sein. Am 18. Januar 2016 fliegen wir dann nach Yangun. Das ist der früheste Direktflug, den wir einigermassen gut erreichen können (es gibt nur einen Direktflug pro Woche...). Bleibt zu hoffen, dass wir die Velos problemlos mitnehmen können. Unser Flugverkäufer meinte, wir müssten halt am Schalter von Air India in Kalkutta dann einfach genügend heftig insistieren - ja INSISTIEREN sagte er. Wir üben bis dahin mal unsere Rumpelstilztänze, die wir dann bei Bedarf in Kalkutta aufführen - oder wir ketten uns mit dem Veloschloss an den Counter von Air India, falls sie die Velos nicht mitnehmen wollen - es gibt bekanntlich immer einen Weg...

Was ich Euch hier in einigen Zeilen zusammenfasse, dauerte heute DEN GANZEN TAG!!! Nur die Flugbuchung inkl. Zahlungsvorgang dauerte 4 Stunden - in Worten: V I E R!! Was wir in der Schweiz mit einigen Mausklicks innerhalb max. 20 Minuten erledigt hätten, dauert hier einen halben Arbeitstag. U N G L A U B L I C H!! Aber nun haben wir gute Flugverbindungen und hoffen, die Räder kommen mit. Sollten wir in Kalkutta stranden, haben wir wenigstens die Option von dort jede Destination auf unserer Route anfliegen zu können - anders als aus Imphal... Und wir müssen nicht 18 Stunden Bus oder gar 24 Stunden Zug fahren...

Von Cora und Wolfgang, den Radlern, die wir hier in Impahl getroffen haben, haben wir zwischenzeitlich erfahren, dass sie ihr Permit überraschend doch bekommen haben - sie haben es aber viel früher beantragt als wir, bei der gleichen Agentur wie wir. Für uns ist der Zug "Landweg nach Myanmar" aber so oder so nun abgefahren. Wir fliegen - und haben ja auch die Info, dass das zuständige Ministerium in Myanmar unsere Anträge gar nicht mehr bearbeitet hat - uns läuft also so oder so die Zeit davon... Cora und Wolfgang sind offenbar grad noch so "durchgerutscht" - Glück für sie...

Tja und zum krönenden Abschluss hat die Kioskverkäuferin den Vorrat an Silk Bubbly Schokolade wieder aufgefüllt!! Als ich heute auf dem Heimweg den Kopf in ihren MINIATURladen (4 m2) steckte, strahlte sie mich an und meinte "3 Stück?" - ne, so schlimm war der Tag nicht - 2 Stück reichen voll und ganz...

Wir planen nun, wie wir die Tage bis zum Abflug ausfüllen werden. Wir wollen noch einige Tage hier in der Umgebung radeln. Und dann wieder nach Imphal zurück, um die Räder zu packen etc. 

Herzlich, erleichtert und freudig in die Welt hinaus...

Patrik Kirtap

 

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Fr

08

Jan

2016

BILDERRÄTSEL IMPHAL...

AUFLÖSUNG:

Es ist keine Toilette und auch nicht der Arbeitsplatz von Irina Palm. Es ist ganz einfach die Kinokasse in Imphal - ja, wir haben auch gestaunt...

 

Eine Gewinnerpostkarte bekommen:

Susanne N., Marian Z., Verena Z. und es gibt auch noch Trostpreise für Gion, Papi, Mariann und Rolf P. und Pesche T. 

 

Die Karten gehen spätestens in Thailand oder Malaysia zur Post - hier in Indien sind keine Postkarten zu finden - es gibt ja auch kaum Touristen...

 

Auch wenn ich noch div. Postkartenschulden bei Sponsoren und Rätselgewinnern habe, lanciere ich mal wieder ein Bilderrätsel. Die Postkartenschulden werden dann in Yangun oder Thailand beglichen ;-))

Seit Katmandu war es nämlich nicht mehr möglich, Postkarten zu kaufen...

Ihr kennt das aus Europa auch - es schaut da einfach etwas anders aus - JEDE/R von Euch stand schon einmal in einer dieser Reihen - da bin ich mir ganz sicher...

WO BIN ICH DA??? WAS SEHT IHR HIER??

 

ES IST NICHT DER SCHNAPSLADEN!!

 

 

EINSENDESCHLUSS - MITTWOCH, 13. JANUAR 2016, 14.00 UHR, ZEITSTPEMPEL DES E-MAILACCOUNTS... ADRESSE: bilderratselimphal@kirtap.ch 

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So

10

Jan

2016

IMPHAL KREUZ UND QUER ...

Liebe Alle

Gestern, 09. Januar 2016 hat es hier geregnet - kurz und heftig - der ersten Regen für mich seit - lasst mich überlegen - ... - .... - .... - ... - ???- Bulgarien!

Morgen, Montag, 11. Januar 2016 fahren wir in Imphal mal los, um an den Loktak Lake zu gelangen. Dieser ist offenbar nicht nur das grösste Süsswasserreservoir Indiens sondern auch optisch sehr schön. Wir sind gespannt. Es wird Zeit, dass wir wieder auf die Velos kommen!! Ich stürze mich nämlich mit dem gleichen Heisshunger auf die Mahlzeiten hier, wie wenn ich täglich radle... Die Küche in Indien ist fettiger als ich erwartet habe - vieles wird frittiert... Hm - bis an den Strand in Thailand kann ich ja wieder einige Pfunde abradeln...!

 

Heute habe ich aber doch noch Zeit, Euch einen Foto-Text-Blog zu basteln - Imphal kreuz und quer - lustige und ernste Geschichten - auch mit Blick auf das Erdbeben und seine Auswirkungen bzw. die Auswirkungen, die ich erkennen konnte...

Fiese Luftblasen...

Nebst der eher fettigen Küche ist die liebliche Bubbly Schokolade eine Gefahr! Die Luftblasen in der Schokolade setzten sich in der Wampen-region meines Bauches fest und blasen diese auf... Wusstet Ihr, dass Luftblasen so fies sein können...? 

Zeitungsberichte...

Auf dem Grossmarkt in New Delhi wurde ein Mann irtrtümlich vom Pulk zu Tode geprügelt, weil man ihn für einen Apfeldieb hielt...

Gewalt ist auch im Kino zu sehen (siehe weiter unten) - aber bedroht fühlte ich mich bisher in Indien noch nie...!

Indien tritt Myanmar einen Landstreifen ab - die betroffenen Bewohner freut das nicht - es gab offenbar Widerstand/Aufstand. Wir mutmassen, dass dies die Ursache dafür gewesen sein könnte, dass Myanmar keine Permits mehr ausgestellt hat...

Essen kreuz und quer...

Essen is(s)t - wie oben erwähnt - wichtig für uns. Und wir finden auch verschiedene Orte, wo wir lecker essen können. Mal günstig, mal teurer. Mal einfach, mal gediegener. So essen wir uns - kreuz und quer - durch Imphal. Ich geniesse es jeweilen sehr, auf dem Frauenmarkt ein kleines Mittagessen einzunehmen, diese einzigartige Stimmung auf mich wirken zu lassen - ich kann mich kaum satt sehen bzw. satt essen...

Die auf mich improvisiert wirkenden Küchen bilden die Existenzgrundlage vieler Frauen, die hier feinste Sachen aus den Töpfen zaubern - meist fritiertes Gemüse oder Fisch. Ein buntes Treiben. Unaufgeregte Hektik. Schwierig zu beschreiben. Asien eben - ich liebe es!!

Die hygienischen Bedingungen sind aus CH-Sicht unhaltbar - aber auf meiner Reise habe ich mich langsam, täglich an die sich verändernden Hygienebedingungen gewöhnt. So erschreckt mich auch DER Lappen im Restaurant nicht mehr, der wohl für alles dient. Wir würden damit wohl nicht mal mehr den Fussboden aufwischen. Würde man ihn auskochen, könnte man von der Suppe sicher eine halbe Kompanie satt kriegen :-)). Aber hier ist das so - und darum ist das hier so - Punkt! Meinem Magen und mir geht es dennoch PRIMA - oder gerade deshalb?! Dieser Lappen & Co. ist wohl die beste Impfung gegen alles und jedes...

Auch wenn wir auf dem Markt - wie übrigens in ganz Imphal - die einzigen westlichen Touristen sind, werden wir hier nicht bedrängt, wie in anderen Teilen Indiens. Wir werden zwar angesprochen und die Menschen sind interessiert zu erfahren, woher wir kommen und wie es uns in Manipur gefällt etc - aber alles mit sehr viel mehr Zurückhaltung als noch in Varanasi oder Assam... Nachstehend einige Impressionen - inkl. Lappenbild...

HIV-Prävention...

Seit ich die Schweiz verlassen habe, ist mir keine offene HIV-Präventionsmassnahme mehr begegnet. Das hat mich immer wieder geärgert. Investieren wir in Westeuropa Millionen in die Prävention, ist diese Krankheit bereits wenige Kilometer östlich der Schweiz kein Thema mehr - Kirche, Glaube und sonstige gesellschaftliche Aspekte sind offensichtlich stärker... Wie sollen wir diese Krankheit je einmal in Schach halten können, wenn sie selbst in vielen westlichen Ländern einfach kein Thema ist...?!??

Umso erstaunter und erfreuter war ich, als ich völlig unerwartet in Imphal Massnahmen zur HIV-Prävention gesehen habe - über den Erfolg der Massnahmen kann ich nichts sagen - aber immerhin wird das Thema öffentlich publiziert...!!

Marktfrauen - Frauenmarkt...

Das Marktgeschehen wird hier stark von Frauen geprägt, wenn nicht sogar dominiert.

Die beiden grossen, modernen Markthallen sind nach dem Erdbeben gesperrt und bleiben es wohl auch noch lange - wen sie nciht sogar abgebrochen werden müssen. Da haben viele Frauen ihren "Shop" verloren, ihre Existenzgrundlage, haben bei der Regierung Massnahmen gefordert, wie wir der Zeitung entnehmen konnten - ob jemals was umgesetzt wird... Wir sind gestern mal durch die eine Markthalle gegangen und haben auch versucht mit Frauen zu sprechen, was nur mit Händen und Füssen möglich war - ich staunte, wie "locker" die Frauen mit der Situation umzugehen scheinen... Die Markthallen sollen erst vor vier Jahren gebaut worden sein...

Bollywood...

Man kann doch nicht in Indien gewesen sein, ohne das Kino besucht und einen Bollywood streifen gesehen zu haben...

Wir haben erfahren, dass es grad einen Streik gibt und daher keine Filme auf Hindi gezeigt werden - also keine wirklichen Bollywoodfilme - und wir einzig Filme aus Manipur sehen könnten. Spielte uns keine Rolle - wir konnten eh nur der Bildsprache folgen...

Wir waren erstaunt, wie viel häusliche Gewalt in diesem Filmen gezeigt wird: Der Mann schlägt die Frau, die Frau den Mann, die Mutter prügelt die Tochter mit dem Stock, weil die Tochter mit dem falschen Typen..., weibliche Rivalinnen geraten sich im wörtlichen Sinne in die Haare, weil sie um den gleichen Typen buhlen... Gewalt wird offen gezeigt - Nähe oder gar Zärtlichkeiten tauschen die "Liebenden" oder Ehegatten aber keine aus - ... Aus westlicher Sicht erschreckend...!!

Wie im Westen haben sich die "Richtigen" dann offenbar doch noch bekommen - möge das nicht nur im Film so sein ...! Oder haben sich die sich versprochenen bekommen - möge das nur im Film so sein...!

Die Locals haben immer wieder gebrüllt vor Lachen - wir verstanden nicht wirklich weshalb, weil wir das aus der Handlung nur in den seltensten Fällen haben erfahren können - es muss sich um lustige Konversationen gehandelt haben...

Weitere Eindrücke...

So, nun sind 3 Stunden schon wieder um... Bilder aussuchen, komprimieren, hochladen, texten - alles braucht seine Zeit, zumal das WiFi langsamer dreht, als die Zeiger auf der Uhr...

Per SMS habe ich mal wieder meinen Pa eingespannt, der gewisse Abklärungen im Zusammenhang mit meiner vierten Reise getroffen hat - es bleibt spannend - ich lasse die Katze noch nicht aus dem Sack... Zuerst reise ich - sehr, sehr gerne mit EUCH!! - die Reise 3 weiter...

Nun muss ich packen und dann schon wieder zum Nachtessen...

Herzlich in die Welt hinaus - ich melde mich dann ab 14. Januar 2016 wieder - dann sind wir in Imphal zurück von unserem Ausflug - und bereiten uns auf den Flug nach Yangun vor, wo wir durch eine wunderbare Fügung privat wohnen werden. Mehr dazu dann später...

Patrik Kirtap

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Do

14

Jan

2016

ZURÜCK IN IMPHAL...

Liebe Alle

Nur schnell, schnell...:

Zusammen mit Karin und Fritz bin ich heute Nachmittag wieder gut in Imphal angekommen - wir haben vier schöne und spannende Tage verbracht am Loktak Lake. Bericht und Bilder folgen. Wir wohnen wieder im gleichen Hotel wie beim ersten Aufenthalt - aber nun im zweiten Stock - sollte es wieder beben, haben wir den kürzeren Fluchtweg...

 

Morgen und Übermorgen ist dann Packen angesagt und Passpartu reisefertig machen. Der Ärmste muss ja mal wieder in eine Kartonbox, um Ende Woche die Flugreise nach Myanmar anzutreten - das wird dann ein Abenteuer für sich - wir werden laaaange unterwegs sein...

 

Nachstehend mal vier Bilder eines verträumten Jungen mit seinem Geldschein, die ich heute auf dem Rückweg nach Imphal auf dem Markt in Wabagai geschossen habe - ich finde, die Bilder sind mir ganz gut gelungen...!!

 

Übrigens: Wir werden hier in Indien laufend fotografiert und gefilmt und bestimmt auch auf Facebook gestellt. Daher habe ich geringe Hemmungen, Menschen hier zu fotografieren und online zu stellen. Zudem respektiere ich immer, wenn mir die Menschen signalisieren, dass sie nicht fotografiert werden wollen. Und ich fotografiere Menschen ausschliesslich im öffentlichen Raum.

Herzlich

Patrik Kirtap

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Do

14

Jan

2016

LOKTAK LAKE...

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So

17

Jan

2016

Kollaps - äh Kolkata...

Liebe Alle

17. Januar 2016

Unser letzter Tag in Imphal war dicht befrachtet. Vorgestern haben wir einen Freund eines Freundes von Karin und Fritz getroffen, der Mitglied einer Tanzcompany ist, die alte lokale Tänze zeitgenössisch interpretiert und damit auch schon in GB, D und E auf Europatournee war. Er sagte uns, dass am Samstagmorgen ein Casting junger TänerzInnen stattfinde, das wir doch besuchen sollten, was wir auch gerne taten und erstaunt waren, was die jungen Tänzer sich autodidaktisch beigebracht hatten!

Dann zurück zum Hotel, zwei Stunden Zeit um zu packen, E-Mails etc. und schon wurden wir zum Nachtessen abgeholt. Ein Taxi führte uns ausserhalb des Stadtzentrums in eine "dunkle Gegend", wo sich hinter einem Wellblechtor ein wirklich sehr schön gebautes, auserlesen eingerichtetes Haus in gepflegtem Garten befunden hat - japanisch angehaucht. Ein Haus eines Freundes der Freunde des Freundes - wir wurden mit lokalem Food bekocht, durften traditioneller Musik und Gesang lauschen und hatten einen wirklich sehr schönen letzten Abend in Manipur. Zum Schluss wurden wir noch gebeten, einen Speak zu halten, der nun auf einem YouTube-Kanal publiziert werden soll, der sich vor allem an junge Menschen aus Manipur richtet.

Die Nacht war kurz und für mich auch unruhig. Mir lag die Flugreise doch mehr auf dem Magen, als mir lieb war...

18. Januar 2016

Das Frühstück kam pünktlich aufs Zimmer - also 10 Minuten Verspätung und nur einmal nachfragen müssen, ist in Indien sehr pünktlich. Die von uns bestellten Autos waren dann auch schon viel früher als erwartet da und somit standen wir inkl. Gepäck und Räder dann viel zu früh am Flughafen...

Der Mitarbeiter des Reisebüros, bei welchem wir die im Hinterhof bezahlten Tickets gekauft haben, hat uns freundlich empfangen und uns durch das CheckIn begleitet - was völlig ohne Probleme ablief (die Räder passten auch durch den Scanner - wobei nicht so klar wurde, ob dieser nun funktionierte oder nicht - ich habe da den Mitarbeiter des Reisbüros nicht so richtig verstanden...). Der Mitarbeiter wartete dann vor dem Gate, ob uns die Kontrolleure etwas aus unserem Handgepäck "wegnehmen" würden - er hätte diese Dinge dann an sich genommen und uns per Post nachgeschickt. Schon bald war klar: Alles gut. Einzig das Klebeband wurde "beschlagnahmt"... Ich konnte also bald mal Zeichen geben, alles gut. So waren wir erstaunt, wie einfach das alles ging und flogen dann mit ca. 30 Minuten Verspätung in Imphal ab.

In Kalkuta kamen unsere Räder soweit so gut an. Das Gepäck auch. Einfach an zwei Orten - aber alles da.

Dann ging es aber so richtig indisch weiter...

Den Schalter von Air India zu finden, wo wir unsere Räder und das Übergepäck anmelden bzw. als Cargo aufgeben wollten, war so einfach gar nicht. Schlussendlich haben wir ihn gefunden. Mussten das Gebäude verlassen und wieder betreten und unseren Pass vorweisen und das Ticket für den morgigen Flug, damit wir überhaupt wieder ins Geäude durften. Der bewaffnete Wächter hatte einige Mühe zu verstehen, dass wir an den Schalter von Air India wollen/müssen, um unsere Räder anzumelden bzw. als Cargo anzumelden. Was daran so schwierig zu verstehen ist, verstanden wir wiederum nicht - so dauerte es einige Minuten - gefühlte Stunden... Geduld - OHHHHHHHMMMM.... - er war sooo laaaaangsam von Begriff - aber schwer bewaffnet. Hm - wie kann man solchen Menschen ein Gewehr als Arbeitsinstrument in die Finger drücken??

Der nette Herr bei Air Inida erklärte uns dann, wir könnten die Fahrräder problemlos mitnehmen, wir hätten aber nur 20 Kg Freigepäck. Das wussten wir. Wir befürchteten auch, dass er uns die 750 Rupees pro Kilo Übergepäck verrechnen will - also 11 Franken oder so - und ich habe 30 Kg Übergepäck- die wir im Internet nachgelesen hatten... Und genau das war seine Information - Schock! Er klärte uns aber flugs ab, was es kosten würde, wenn wir alles als Cargo aufgeben würden - das hat uns unser Ticketverkäufer in Imphal nämlich dringend empfohlen und als "NO PROBLEM" bezeichnet - und genau das war ja unser Plan. Cargo würde - haltet Euch fest - 55 Rupees pro Kilo kosten und käme mit dem gleichen Flieger an. .NEIN, ich habe keine Null vergessen!!! Cargo ist also 13x günstiger!!!

Hm, also geben wir alles als Cargo auf. Gute Idee, meinte der Herr von Air India, das würde dann am Freitag in Yangon ankommen, während wir am Montag ankommen und spätestens am Mittwoch losradeln wollen/müssen, damit wir genügend Zeit haben um an die Grenze zu Thailand zu kommen. DENN: Heute Sonntag wir kein Cargo verarbeitet - und das in einer Metropole wie Kalkuta. Sonntag ist Sonntag. Punkt! Aus! Amen!

Oh NEIN! Morgen Montag ist die Zeit zwischen der ersten Aufgabemöglichkeit und dem Abflug zu kurz, wird uns erklärt!! Es bleibt dabei: Ankuft als Cargo am Freitag oder Mitnahme als teures Übergepäck! Einchecken können wir zudem frühestens drei Stunden vor Abflug - also müssen wir unser Gepäck noch hüten bis morgen Früh. Mühsam! Wir könnten dann "ganz einfach" beim CheckIn das Übergebpäck bezahlen... Der Ablauf mag einfach sein - die Kosten jedoch extrem... Wir werden gaaaaanz tief in die Tasche greifen müssen - und umgerechnet hat jeder von uns gute 320 Dollar zu bezahlen für Übergepäck - mein Budget kollabiert...!!! Ich beinahe auch!!

Aber es gibt keinen anderen Weg! Und es kommt noch mühsamer - so ist es doch besser, ich spare den Kollaps für mich noch etwas auf und lasse mein Budget mal den Kollaps vollziehen...

Wir fragen am Air India Counter, ob es Day-Rooms gibt am Flughafen und eine Gepäckaufbewahrung. ABER KLAR - NO PROBLEM. Wir sollen geradeaus ins Büro des Airport Authority Managers - wow - nur schon dieser Titel...!

Dort wird mir dann erklärt, dass er prüfen könnte, ob Day Rooms frei wären für uns - ein 3er Zimmer ist nicht vorstellbar! Wir könnten ja weiss der Geier was darin anstellen, das wohl der Hintergrund dieses "Verbots"...! Es gibt ein Doppelzimmer für Fritz und Karin und ich könnte ein Bett in einem Doppelzimmer für Männer mieten, das andere Bett würde dann sonst wem verkauft - oder auch nicht. Das will ich nicht und will den ganzen Raum für mich mieten - gegen Aufrpeis. Scheint zuerst machbar - geht dann aber plötzlich doch nicht - plötzlich ist das Männerzimmer nicht mehr verfügbar. Komisch. Das Gepäck könnten wir auch nicht in den Day-Room nehmen - Sicherheitsgründe. Und NEIN, wo denken die Touristen blos hin?! Eine Gepäckaufbewahrung gibt es am Internationalen Airport von Kolkate - einer riesigen Metropole in Indien!! - auch nicht mehr. Die ist aus Sicherheitsgründen GESCHLOSSEN! Somit können wir keinen Day-Room beziehen, weil wir das Gepäck dorthin nicht mitnehmen dürfen und müssen unser Gepäck bis morgen um 07.00 Uhr hüten. So ein Mist...! Einiges Hin-und-Her - unsere Nerven liegen Blank - Hunger haben wir auch! Dann eine vage Aussage, man würde unser Gepäck ausnahmsweise einlagern. Wir überlegen uns, ob wir einfach am Flughafen abhängen und warten wollen, bis es Morgen wird - das wäre aber eine sehr lange Zeit, in der immer jemand von uns Wache schieben müsste... Dann ruft man uns einen Agenten, der Hotels vermittelt. Wir bringen ihn dazu, uns ein 3Bettzimmer in einem Hotel in Flughafennähe zu vermitteln. 3000 Rupees inklusive aller Taxen und Transport inkl. Fahrräder ist sein letztes Angebot. Wir überlegen lange und entscheiden uns, uns diesen Luxus dann doch zu gönnen nach dem Frust über die fehlende Cargomöglichkeit etc. Der Agent bestellt ein grosses Taxi - wie er sagt. Indien wäre nicht Indien, wenn wir nicht alles Gepäck irgendwie doch noch in das Auto - einen etwas grösseren Personenwagen, aber kein Van! - gekriegt hätten. Ich bin dann als "Wachhund" mitgefahren. Zuerst im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz, weil KEIN Platz für die Beine mehr war. Dann konnte doch noch etwas Platz geschaffen werden. Fritz und Karin wurden in einem zweiten Auto transportiert. Der Agent fragte mich, ob wir in den grossen Boxen Fernsehgeräte transportieren würden. Aber klar doch: Jeder von uns hat seinen eigenen Fernseher dabei mit einer Bildschirmdiagonale von über 1.50 m - ist doch logisch, was sonst soll in einer solchen Kiste Stecken, auf der Velos aufgedruckt sind?

Ich kriege mich vor Lachen kaum mehr ein...

Überhaupt muss ich bei dieser Aktion sehr viel lachen. Verzweifeltes Lachen. Hilfreiches Lachen!!! Ausfedern hilft nicht weiter und öffnet auch keine Gepäckaufbewahrung, macht keinen Day-Room verfügbar und das Auto auch nicht grösser - lachen macht das zwar alles auch nicht - aber ist doch noch gesünder, hoffe ich wenigstens, als ausfedern... Für mich eigentlich eher unüblich, dass ich so ruhig und gelassen bleibe und mich über das Chaos einfach nur noch amüsieren kann - reisen verändert mich offenbar nicht nur optisch... 

Der Agent meinte dann, dass wir nun noch die Parkgebühren für das Taxi zu bezahlen hätten, was wir verweigerten, da er uns ein ALLES umfassendes Pauschalangebot gemacht hat. Das findet er  gar nicht lustig und ist einigermassen verärgert...!! Schlussendlich zückt er seine Geldbörse und bezahlt...

Nun teilen wir uns also ein Dreibettzimmer unweit des Flughafens und müssen nach 18 Uhr Lokalzeit die Flugboxen der Räder nochmals verstärken - vorher ist hier kein Klebeband verfügbar. Das Klebeband wurde uns ja am Flughafen in Imphal abgenommen - wohl aus Angst, wir könnten einen Überbringer der schlechten Nachrichten am Flughafen von Kolkata damit fesseln....

Die Fahrradboxen haben nämlich auf dem Transport - wohl auch im engen Taxi gelitten - die Boxen sehen nicht nur gut aus und wir fürchten, die Räder könnten Schaden genommen haben... SCH.....!!! Morgen Abend in Yangon werden wir mehr wissen. Ich hoffe, Passpartu komme heil an. Schrammen sind ja nicht so dramatisch - Passpartu ist ja schon bald mal 10jährig und hat einiges erlebt(wir waren in Norwegen/Schweden unterwegs, viel in der Schweiz, in Frankreich und nun auf der Velotour von Bern nach Singapur - alles in allem hat er schon min. 70'000 km auf dem Rahmen!!!) - darf also auch die eine oder andere Schramme haben - wie ich ja auch zunehmend graue Haare und Falten im Gesicht bekomme - also noch interessanter werde, als ich immer schon war... Aber verbogene Achsen/Naben oder eine massive 8 im Rad kann ich einfach nicht brauchen...!!

Fotos lade ich dann später mal hoch - vielleicht heute noch - vielleicht erst in Myanmar - vielleicht erst in Thailand.

Es scheint, Myanmar mache es uns wirklich schwer und teuer dahin zu gelangen - ....!!! Nun hoffen wir, der Aufenthalt in Myanmar werde so schön, wie die Reise dahin aufwändig und teuer war - dann werden wir im Paradies landen! Paradies? Beim späten Mittagessen meinte Karin, nach dem Chaos am Flughafen in Kolkata und den für uns nicht nachvollziehbaren Regeln scheine ihr der Aufenthalt in Manipur grad nochmals paradiesischer als er war - im Vergleich zu anderen Plätzen in Indien. Ja Manipur war für uns schon paradiesisch!! Was ihr hier in einigen Minuten auf ein paar Zeilen geleen habt, dauerte in Tat und Wahrheit STUNDEN...!!

Zu Manipur will ich dann spearat mal etwas schreiben - wenn ich Indien verlassen habe...

HERZLICH, müde, genervt, lachend in die Welt hinaus...!
Patrik Kirtap

 

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Di

19

Jan

2016

YANGON...

Liebe Alle

Heute haben wir auf der Terrasse unserer Gastgeberin ein wundervolles Frühstück genossen. Es gab richtig gutes Brot - der einheimsiche Bäcker habe einige Zeit in der Schweiz gearbeitet... - ein Genuss!

Danach haben wir Yangon besucht - oder was man von dieser Stadt halt in einem Tag sehen kann...

Wichtig war uns der Besuch der Shwedagon Pagode und eine Fahrt mit dem Circular Train rund um die Stadt. Nachstehend einige Fotos.

Morgen fahren wir los - verlassen Yangon und somit auch die Wifi-Zone unserer Gastgeberin. Ich melde mich dann wieder, wenn WiFi greifbar oder allenfalls über SMS-Blogs via Pa  - oder dann halt später erst wieder aus Thailand - wir werden sehen. Bisher klappte das mit WiFi ja immer irgendwie - mal schauen, wie es in Myanmar funktioniert...

Der teure und mühsame Flug hierher hat sich gelohnt - so unsere einhellige Meinung nach unserem ersten "richtigen" Tag in Myanmar... Yangon ist nicht Myanmar. Aber spannend und die Menschen sehr herzlich, zurückhaltend - auf der Strasse werden viele frische Früchte verkauft - viel mehr als in Indien...! Papaya, Ananas, Melonen - auf Äpfel und Trauben haben wir verzichtet, da diese aus China importiert werden... Dafür haben wir zum Frühstück Erdbeeren aus Myanmar bekommen - was geht es uns hier doch gut...!!

Nachstehend mal ein Bilderbuch - mehr dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder.

Herzlich und freudig in die Welt hinaus...

Patrik Kirtap

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Do

11

Feb

2016

MANIPUR - YANGON - BANGKOK...

Liebe Alle

Es war etwas still, die letzten Wochen. Das hat damit zu tun, dass das Internet in Myanmar zwar deutlich verbreiteter war als in Indien - aber nicht wirklich leistungsfähig. Und hinzu kam auch eine gewisse Schreibfaulheit von meiner Seite.

Nun bin ich in Bangkok angekommen und fasse mal die letzten Wochen zusammen...

 

Maniupr Indien

Im indischen Bundesstaat Manipur fühlten wir uns ja sehr wohl. Die Menschen waren sehr viel zurückhaltender als in anderen Teilen Indiens. Wir haben aber auch viel über die Geschichte Manipurs erfahren und vor allem auch berichtet bekommen, dass die indische Regierung in  Manipur die gleiche Spezialeinheit der Armee stationiert hat, wie sie in anderen Krisenregionen Indiens - z.B. Kashmir - stationiert sei. Damit will die indische Regierung verhindern, dass die Abspaltungsgelüste der Manipuri zu gross werden. Die Spezialeinheit hat auch viele Sonderrechte - so verschwinden offenbar auch immer wieder Menschen in Manipur spurlos. In der Zeitung konnten wir lesen, dass in den letzten 30 Jahren 1'500 Menschen "verschwunden" sind. Pro Woche "fehlt" also ein Mensch... Unweit unseres Hotels in Imphal sei kürzlich eine Militärkaserne abgerissen worden - auf dem Gelände habe man Gräber gefunden... Auch das ist Indien im Jahr 2015/16 - unvorstellbar!

Für die Manipuri ist klar, dass die indische Regierung für Manipur ein Permit wollte, damit sie Ausländer möglichst aus dieser Gegend hat raushalten können - damit niemand von den Umständen in Manipur berichten konnte. Und das scheint ja auch ganz gut gelungen in der Vergangenheit. Nun ist die Permitpflicht aber (wieder) aufgehoben - und hoffentlich nicht nur die Permitpflicht...

 

Permits...

Zwischenzeitlich haben wir auch erfahren, weshalb es zu Problemen mit dem Grenzübertritt auf dem Landweg gekommen sein soll. Indien habe vor zwei Jahren die Permitpflicht für Manipur aufgehoben. Befristet für zwei Jahre. Diese Befristung lief am 31.12.2015 aus - ab 01.01.2016 brauchte man also wieder ein Permit. In Delhi hat nämlich offenbar niemand daran gedacht, die Regelung zu verlängern und somit trat automatisch wieder die alte Reglung in Kraft, von der niemand wusste, dass sie wieder in Kraft getreten ist, weil ja niemand daran gedacht hat, daran zu denken...

Auf das Problem aufmerksam wurde man in  Delhi offenbar erst, als erste Reisende auf dem Landweg zwischen den Grenzen Myanmar/Indien strandeten, weil sie ein Manipurpermit gebraucht hätten, von dem niemand wusste, dass man es braucht... Die hatten zwar das Visum für Indien und das Permit aus Myanmar um die Grenze auf dem Landweg zu passieren - aber eben kein Permit, um in Manipur einzureisen (man brauchte Anfang Januar 2016 für einige Tage drei Papiere, um eine Grenze zu passiseren...!). Der von uns geplante Grenzübertritt fiel genau in diese Zeit. Myanmar habe die Grenze dann halt mal dicht gemacht, damit nicht weitere Touristen stranden - und wieder geöffnet, nachdem in Delhi daran gedacht wurde, daran zu denken, dass man nicht vergessen sollte sich zu erinnern... Delhi habe dann entschieden, dass es nun weiterhin kein Permit mehr für Manipur brauche - und die gestrandeten Touristen konnten nach Indien einreisen. Für uns kam dieser Entscheid aber eben zu spät. Indien... Administration... Papierkrieg...

Ein HOCH auf die Bürokratie in der Schweiz!!

 

Yangon - Bangkok

Unsere Reise von Yangon nach Bangkok verlief problemlos. Myanmar zu bereisen war sehr viel einfacher, als erwartet. Das Land ist im Vergleich zu Indien sehr viel weiter entwickelt - wenigstens auf der Strecke Yangon - Thailand, die wir gefahren sind. Die Strassen sind sehr viel besser, die Autos stossen keine sichtbaren Abgase aus, die Menschen sind sehr viel aufgeschlossener, freundlicher, wirken gebildeter - sind zurückhaltender, scheuer als in Indien.

Wir hatten auch nie ein Problem, eine Unterkunft zu finden. Bewusst haben wir auf wildes Camping verzichtet, da wir hörten, dass wir damit auch den Landeigentümer in Bedrängnis bringen könnten, selbst wenn der nicht weiss, dass wir auf seinem Land campen.

 

Bangkok

Ich geniesse es sehr, in Bangkok mal wieder in einem Homestay zu wohnen. Joe aus England wohnte hier für einige Tage mit uns im Schlafsaal. Auch er mit dem Fahrrad unterwegs. Alex der Grieche, der seit einiger Zeit in Indien wohnt und das cool findet - ich weiss nicht, wie er über ein Jahr in Varanasi hat wohnen und überleben können - für mich ein Wunder...

Ich geniesse es sehr, auf dem Morgenmarkt mein Frühstück einkaufen zu gehen: Würstchen im (süssen) Teig bei der Bäckerin, die mich bereits kennt und freundlich begrüsst, frische Ananas und Pomelo - mundgerecht zubereitet  - "Muesch es nume no ässe"!

Passpartu ist beim Velomech. Ein cooler Laden. Er wird eine "Grossüberholung" durchlaufen und bekommt einen neuen Gepäckträger, da dort ja mal wieder was gebrochen ist... Wird köstlich, aber dafür ist Passpartu dann ready für die Weiterreise...!!

Bei der Brücke am Kwai habe ich mir den Fuss verknackst - sieht nach Bänderzerrung aus oder so... Fahrradfahren ging aber ganz gut. Hin und wieder schwillt der Fuss nun halt etwas auf - und ich lagere ihn hoch und Fritz (Hausarzt) meinte, das heile von selbst dann irgendwann wieder ab. Ich bekomme also keinen Klumpfuss und amputiert werden muss auch nichts...!

Ich bleibe mindestens bis Montag mal in Bangkok und fahre dann allenfalls mit dem Zug aus der Stadt raus - mal schauen...

Hier in Bangkok habe ich mir ja noch ein neues Ladegerät für mein MacBook kaufen müssen. Ich hechtete gleich nach unserer Ankunft vor drei Tagen in ein Taxi und liess mich ins Siam-Center fahren - ein gewaltig R I E S I G E S Einkaufszentrum, wo es auch einen MacShop gibt. DA HAT ES MICH FAST ERSCHLAGEN!! Nie hätte ich gedacht, dass MIR Luxus einmal zu viel werden könnte, bin ich doch überzeugt, geboren worden zu sein, um verwöhnt zu werden. Aber nach den "kargen" Zeiten in Zentralasien, Nepal, Indien und Myanmar war ich dann im Siam-Center einfach nur überfordert. Wozu bitte braucht die Menschheit so viele Modelabels - während viele Menschen verhungern?? Wie auch immer. Ich habe mein Ladegerät gekauft und war so schnell wieder aus dem Siam-Center raus, wie ich drin war... Hm - natürlich kann ich mir nun auch die Frage stellen, wozu die Menschheit Ladegeräte braucht...

Bin ja mal gespannt, wie mir es dann ergehen wird, wenn ich wieder daheim bin und der Konsumwelt in der Schweiz wieder ausgesetzt bin - ich werde mich wohl schnell daran gewöhnen (müssen)...

Und ich gebe es zu: Zusammen mit Bruno aus Bern, den ich vorgestern zum Abendessen getroffen habe, habe ich es schon auch SEHR genossen, in einem gepflegten Restaurant ein schönes Stück Fleich zu essen - und Dekadenz pur habe ich dazu auch Kartoffelgratin gegessen - es war L E C K E R - und habe dafür auch mindestens CH-Preise bezahlt - es war ein sehr schöner Abend - DANKE Bruno für Deine Gesellschaft!! Ich freue mich auf weitere Abend in der Schweiz...!

 

In Myanmar sass ich auf einer Bank und habe auf unsere Abfahrt gewartet, als ich plötzlich ein Kleinkind in die Finger gedrückt bekam und die Mutter dann stolz und fröhlich Bilder von ihrem Kind und mir geschossen hat - es kamen dann noch weitere Mütter dazu und es gab ein kleines Fotoshooting. Ich habe da gerne mitgemacht, habe ich doch auch viele Fotos von Einheimischen gemacht - und konnte so etwas zurück geben...

Auf dem Weg nach Bangkok...

So wohnen Passpartu und ich in Thailand...

Auf unserer vierten Reise werden wir uns solche Unterkünfte kaum mehr leisten können und wieder vermehrt campen - doch auch das ist schön (wenn das Wetter mitspielt...)...

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23. JUNI 2016

65 Wochen

unterwegs... 

 

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02. Juni 2016

14 MONATE UNTERWEGS

 

SELFIEGALERIE

 

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***JUBILÄUM***

 

31.03.2016

52 WOCHEN

ON THE ROAD

Johor Bahru (Malaysia)

 

24.03.2016

Gründonnerstags-

Jahres-Jubiläum

(Malaysia)

 

02.10.2015

6 Monate

unterwegs

Bishkek (Kirgistan)

 

Cappuccino-Index

Ein Index aus der Wirtschaft - im wahrsten Sinne des Wortes...

Aktualisiert am

04. März 2016 aus Bang Sapahn