Ein schwarzes Schaf im gelben Taxi...

 So sah gestern übrigens die Strasse aus, bevor sie sich kurz nachher völlig in Staub auflöste... Hier war sie noch "gut" befahrbar, wenn man aufmerksames Schlaglochsurfen betrieb...

So, ich bin also in Plovdiv angekommen, welches mich mit seiner wunderhübschen Altstadt freudig überrascht! Doch alles der Reihe nach.

Obwohl das Donnerrollen gestern Abend die Fensterscheiben meiner Unterkunft zum Zittern brachte (!), fiel offenbar kein  einziger Regentropfen...
Heute Morgen bin ich dann zeitig losgefahren - bei Sonnenschein und Rückenwind. So mag ich unterwegs zu sein!

Zuvor habe ich aber noch versucht, ein Frühstück zu jagen. Im Restaurant, wo ich gestern zum Nachtessen war, wollten sie mir nichts servieren, da sie für eine Hochzeit dekorieren mussten - dann habe ich doch noch Café bekommen. Aber kein Brot oder so dazu. Einzig Sandwich hätte ich haben können, was mich nicht gluschtete. So habe ich meine Cafés getrunken und nochmals einen Blick in meine Mails geworfen >:-)

Die Strasse war gut, der Verkehr wenig. Wunderbar. Ich bin prima vorangekommen über Land, durch kleine Dörfer.

Hier musste ich einfach einen Kaffeehalt machen. Die Stimmung auf diesem kleinen Platz unter den Bäumen hat mich einfach aus dem Sattel gezogen. Und Passpartu fand auch sofort ein Gspänli. Der Kaffee kostete 0.50 Lev - 25 Eurocents - oder ca. 30 Rappen... Es wäre sicher spannend gewesen, mit den Leuten sprechen zu können, etwas aus ihrem Leben zu erfahren. Aber die, die mit mir Kontakt gesucht haben, konnten leider keine mir geläufige Sprache... So blieb es bei kurzen, aber herzlichen und auch witzigen Konversationsversuchen... Die Dame rechts von den Velos, die den Daumen in die Höhe streckt, war schon kräftig im Bier und wollte mich unbedingt dazu einladen - aber ich kann und will nicht schon um 11 Uhr am Morgen in den Alkohol steigen - sonst ist mein Tag wirklich im Eimer... Auf jeden Fall hatte sie mit sich selber ein Fest...

In diesem Dorf stand auch die Fabrik, deren Logo ich auf vielen der Klopapierpackungen wieder gesehen habe. Es gab viele Läden, die ausschliesslich oder vor allem Klopapier angeboten haben. Da kann die grosse Verdauungskrise aber sowas von kommen... 

Tja, dann bin ich weitergefahren und habe gegen 12 noch ne kurze Mittagsrast eingelegt und mein Brötchen gegessen, welches ich gestern Morgen in Sofia gekauft habe. Eine Hefeteiggebäck gefüllt mit eingebackenem Käse und Oliven. Lecker! Dazu Wasser - es war heute recht warm... Der wohl wärmste Tag meiner Reise bisher...

Die Strasse nach Plovdiv wurde ca. 30 Kilometer vor der Stadt umgeleitet - ich habe mich erkundigt. Auch für Velos sei auf der direkten Strasse kein Durchkommen, da die Strasse saniert werde. Tja da habe ich mich halt widerwillig auf die Umleitung eingelassen und mich auch prompt "verfahren". Das heisst, ich habe dann die wirklichen Nebenstrasse nehmen müssen.  Das hat mir einen Umweg von ca. 25 Kilometer eingefahren. Aber was soll's auf dem Weg nach Singapur spielen 25 Kilometer mehr oder weniger definitiv keine Rolle...

Plovdiv erreiche ich dann schlussendlich problemlos. Die Einfahrt ins Stadtzentrum führt über Kilometer von Kopfsteinpflaster. Nicht gerade angenehm zu fahren... Wie auch immer. An einer roten Ampel erlaube ich mir einen Taxifahrer nach dem Weg zu fragen. Oh potz! Der schnauzt mich aber heftigstens an und schwups schliesst sich die Scheibe der Beifahrerseite vor meiner Nase. Ich werde zuerst hässig, dass der Typ so unfreundlich reagiert. Dann muss ich lachen und sage mir: Wenn ich auf meiner Reise nur alle 3.5 Wochen einen unfreundlichen Menschen treffe, ist das doch eine sehr gute Bilanz. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich daheim, in meinem früheren Berufs-/Privatleben in der Schweiz sehr viel regelmässiger unfreundliche Menschen getroffen habe... Na dann fahr Du mal weiter, Du schwarzes Schaf unter den mir bisher begegneten Menschen in Deinem gelben Taxi.

Ich finde den Weg ins Zentrum auch ohne des Taxichauffeurs Auskunft - nur habe ich Mühe, die Altstadt bzw. das von mir anvisierte Old Plovdiv Guesthouse zu finden. Ich war so intelligent, mir die Adresse nicht zu notieren... Da hilft nur eines: In eine Beiz, wo es WiFi hat und googlen. Gedacht - getan. In der Beiz frage ich auch noch nach dem Old Plovdiv. Das Personal will es nicht kennen - aber ein junger Gast kennt es. Er stellt sich als Iljan vor und offeriert mir, mich zu führen, sobald er seinen Café und ich meine Cola getrunken haben. Hoppla - es gibt eben doch mehr freundliche Menschen, als schwarze Schafe in gelben Taxis...

Iljan hat vor einigen Jahren mal in der Schweiz gearbeitet. Er habe aber immer nur drei Monate bleiben können und habe dann wieder nach Bulgarien müssen.... Dann hat seine heutige Frau offenbar bei einer Castingshow teilnehmen können und er ist ganz nach Bulgarien zurück. Nein, berühmt geworden sei sie nicht, seine Frau... Er zeigt mir voller Stolz den glänzenden Ehering - Weissgold im Fall!! - nicht etwa Gelbgold!! Das betont er sehr!! Er hat vor drei Wochen geheiratet und nun erwarten seine Frau und er jeden Tag ihr Baby. 

Heue ist er auch mit seinem Rad unterwegs durch die Stadt - daran klebt noch das Versicherungskleberchen der Schweiz aus dem Jahr 2010...

Ich möchte Iljan zu seinem Café einladen, da er mich ja zum Old Plovdiv Hostel bringen will. Doch das geht gar nicht. Im Gegenteil: Er lädt mich zu meiner Cola ein... Das ist mir nicht recht - aber mein Widerstand nützt nichts!!

Das Old Plovdiv ist leider ausgebucht - Iljan in Sorge um mich, ob ich eine Unterkunft finde. Wenn nicht sein Baby jeden Moment kommen könnte, würde er mich zu sich einladen. Ich bedanke mich für seine guten Absichten - und finde im nächsten Hostel ein Bett. Wunderbar. Iljan ist erleichtert und verabschiedet sich von mir.

Ich beziehe mein Bett, Wasche meine Velokleider und dusche mir dann den Staub der Landstrasse vom Leib, mache mich auf in die Stadt wo ich in der Nähe des Amphitheaters geschlagene 30 Minuten auf einen Café warte - aber es läuft etwas hier, viele Touristen in der Altstadt. So wird es mir nicht wirklich langweilig...

Gehe dann noch in den Garten des Old Plovdiv zum Tee und schreibe Karten und komme mit einem Amerikaner ins Gespräch, der sich im Old Plovdiv noch ein Zimmer ergattern konnte und in den Bergen rund um Plovdiv wandert. Er erzählt, bei ihm daheim habe niemand Verständnis, dass er nach Serbien und Bulgarien reise - ebenso seine Verwandten in Deutschland würden das nicht verstehen - aber NEIN, selber waren sie noch nie in Serbien oder Bulgarien und haben sich ein Bild dieser Länder und ihrer Menschen gemacht - ich bestätige ihm, dass ich ähnliche Rückmeldungen von Verwandten und Freunden zu diesen beiden Ländern hatte - aber viel positivere Erfahrungen gemacht habe, als mir angekündigt worden sind - touch wood...

Schiesse einige Fotos der Altstadt, die ich beim Nachtessen hochlade - und verabschiede mich langsam ins Bett.

Ihr seht: Ich bin nach wie vor gut unterwegs, freudig!

Ach ja: Meine Berichte sind nicht etwa frei erfunden, auch wenn sich das so anhören könnte. Es ist tatsächlich, was ich den Tag durch so erlebe, einfach so, während ich mit dem Velo durch die Welt fahre... Unglaublich, gell!! Und der Iljan war sowas von hilfreich - und hat mir noch die Cola bezahlt. Das sind wirklich äusserst schöne und unbezahlbare Zufallsbegegnungen!!

Liebe Grüsse in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Sonntag, 26 April 2015 19:27)

    Hallo Patrik
    Es ist schön zu lesen, dass du schon so gut in deiner Reise angekommen bist.
    Lustig, ich bin damals in Plovdiv auch auf dieser Toilettenpapierstrasse eingefahren (-: ein seltsames Bild.
    In Plovdiv habe ich von einer herzlichen Familie Banica mit auf den Weg bekommen. Das habe ich dann überall gegessen. Bis in die Türkei. Sehr empfehlenswert. (Ich mache es jetzt auch Zuhause und esse gerde welches (-: )
    Ich wünsche dir viel Rückenwind und Sonne im Gesicht. Alles Gute, Sabine

 

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