Es glitzert und funkelt...

Ich kam schlecht weg aus Plovdiv. Einerseits kam ich fast nicht aus den Federn. Anderseits wollte ich noch erste Karten zur Post bringen. Marken muss man nämlich bei der Post kaufen - die gibt es nicht im Shop, wo Karten verkauf werden. So schob ich Passpartu also vollbeladen durch die Altstadt und suchte die Post, die ich dann auch tatsächlich am Ende der Strasse fand, über deren Kopfsteinpflaster ich ausserhalb der Altstadt dann holpern konnte. Sieben Briefmarken zu kaufen braucht seine Zeit. Die Karten wurden am Schalter geprüft und als klar war, dass alle in die Schweiz gehen wurden sie gezählt. Dann sieben Marken gezählt, alles im Computer eingegeben (grosse, alte Röhrenbildschirme...) und dann muss dem unbedarften Tourist auch noch gezeigt werden, wo der Briefkasten ist. Hm - wirklich, ich habe es nicht extra gemacht - aber ich habe den Schlitz in der Wand schlicht nicht als Briefkasten erkannt... Wenn ich das nächste mal nach Plovdiv komme - und das kann ich mir in der Tat gut vorstellen - dann weiss ich Bescheid und stelle mich nicht mehr so kompliziert an. Versprochen!

Das Frühstück im Hostel war grad so OK - schlimm war einzig, dass nur lauwarmer Filterkaffee gereicht wurde. Filterkaffee verstehe ich ja - aber lauwarm. Und wenn dann noch kalte Milch dazu kommt - nein, so schön will ich nicht werden. Darum musste auf dem Platz vor der Post noch ein Cappuccino sein, im Strassencafé. Von der Bestellung bis der Cappuccino auf meinem Tisch stand, vergingen gefühlte 45 Minuten. Real waren es aber nur 15...

Dafür habe ich während der Wartezeit das Touristoffice entdeckt, wo ich mir dann den Weg aus der Stadt hinaus erklären liess. Das war denkbar einfach: Über die Kreuzung und dann immer geradeaus. Es wird 11 Uhr, bis ich in Plovdiv endlich abfahre...

Wie ich Plovdiv verlasse bläst mir ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Mühsam. Aber so ist es nun mal...

Ich kämpfe gegen den Wind an, komme einigermassen vorwärts. Ich merke sehr gut, dass es hinter Plovdiv bis zur Grenze zur Türkei bzw. zu Griechenland (noch) keine Autobahn gibt. Es hat extrem viel Verkehr. Sehr viele LKWs...

Knappe 30 Kilometer hinter Plovdiv überrascht eine Raststätte in Form einer Burg. Das schaut witzig aus und ich beschliesse, dass ich mir eine erste Cola hier verdient habe. Ich rolle zwischen den vielen geparkten LKWs zur Burg und bestelle beim Kellner die Cola, nachdem das obligate Woher-Wohin bereinigt ist und setze mich an einen Schattenplatz vor der Burg - die Gaststube ist dunkel und kalt und leer - obwohl es hier so viele LKWs hat...

Serviert wird mir die Cola von zwei dürftig bekleideten Damen, deren Strümpfe und kaum über die Gürtellinie reichenden und dicht mit Strass besetzten Oberteile in der Sonne glitzern und funkeln. Ich habe nicht "Herrjessess, wo bin ich denn da gelandet" fertig gedacht, da bieten mir die Damen auch schon die Dienstleistung an, die man mit drei Buchstaben schreibt und wohl in jeder Sprache dieser Welt versteht. Ich versuche gefasst zu bleiben, erkläre "NO thank you!" - nützt nichts. Ich muss SEHR klar werden und die beiden wie streunende Hunde vertreiben, dass sie von mir ablassen. Das ist schwierig für mich - aber wenn sie es sanft nicht verstehen... Sie setzen sich zwei Tische weiter hin, rauchen eine Zigarette und plaudern, als wäre nichts gewesen - das beelendet mich, dass Menschen sich diesen Umgang offenbar gewohnt sind. Ich kippe meine Cola in mich hinein und bin froh, als ein weiterer LKW kommt und die Damen mit diesem Herrn ihr Glück versuchen können. Für die Cola habe ich 5 Lev zu bezahlen - "Wucher" - auch wenn "nur" Euro 2.50.

Ich bin schnell weg und denke, dass diese auf mich witzig wirkende Burg wohl eher ein Gefängnis für diese Frauen ist - ... Tragisch - aber ich kann die Welt nicht retten...

Ich radle weiter über schlechten Asphalt, an Schlaglöchern vorbei, durch Staub und schöne Landschaften. Selten bin ich für einige Minuten alleine auf der Strasse. Es ist echt anstrengend!! Viel Arbeit heute!!

Ca. 20 Kilometer vor Haskovo überkommt mich eine Fressattacke - da kommt mir das Motel am Strassenrand grad recht. Ich setze mich auf die Terrasse, bestelle beim Wirt 0.5 Liter Wasser und 0.5 Liter Limo, einen Espresso und das einzig essbare, das er offeriert: Chickensoup. Stelle mir vor, dass er mir nun ein Beutelsüppchen anrichtet. Weit gefehlt. Es wird mir eine wunderbar schmackhafte und grosse Portion Suppe serviert mit Nudeln und Gemüse und Chicken. Kostet zum Schluss alles 7 Lev. Da seht ihr, dass die Cola in der "Burg" echt überteuert war - doch ich wollte da einfach keinen Ärger und habe bezahlt...

Vor der Abfahrt frage ich den Wirt, ob es in Haskovo Unterkünfte gibt. Er erklärt mir, dem sei so - oder dann erst wieder im 35 Kilometer weiter entfernten Harmanli. Dazwischen sei nichts. Hm - ich schaue mal, ob ich mir nach Haskovo die zusätzlichen 35 Kilometer nach Harmanli zutraue oder ob ich es in Haskovo bewenden lasse, was mein eigentliches Tagesziel war.

Die Streck bis Haskovo hat es dann noch in sich. Auf und ab. Und weiterhin schlechter Belag. Ich beschliesse, hier zu übernachten. Die Vorstadt ist scheusslich. Zerfallende Plattenbauten. Grau. Trist. Einziger Höhepunkt: Ein Veloladen. Da ziehe ich die Bremsen voll durch und motze Passpartu mit einem Rückspiegel auf, der innert Minuten durch den Velomech montiert ist. Cool. Nun weiss ich immer, was hinter mir läuft.

Der Gegenwind hat nämlich noch einen weiteren Nachteil: Ich höre die Autos und LKWs bei Gegenwind deutlich schlechter anrollen. Nun habe ich sie aber im Blick. Cool!

Tja, sonst gibt es nicht viel zu berichten. Ausser dass ich bis zur Grenze zur Türkei noch 70 Kilometer habe. Morgen packe ich die.  Morgen fahre ich auch früher ab. Spätestens um 9 Uhr - habe ich mir überlegt. Mal schauen...

So! Heute habe ich sonst nix erlebt.

Ah doch: Entlang der Landstrasse stehen immer wieder Werbetafeln. Habe angefangen, die "speziellen" zu fotografieren. Es könnte ja ein Projekt entstehen "Werbung von Bulgarien bis Singapur". Ich bin sicher, dass die Models auf den Plakaten schon bald viel züchtiger angezogen sind, als hier in Bulgarien...!!

Ich grüsse Euch herzlich aus der Altstadt von Haskovo, die ganz nett ist - und nach der Vorstadt überrascht...!

Herzlich

Patrik Kirtap

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