Ein unerwartet dichter Tag...

Liebe Alle

Da setze ich nur schnell die Füsse vor mein Hotel und erlebe einen unheimlich dichten Tag...

Einen immer wieder verregneten Tag - aber perfekt für mich - auch zum bloggen, was das Zeugs hält. Draussen kann ich nichts mehr verpassen, so viel Schönes habe ich heute erleben dürfen... Und bei Regen zu bloggen und zu dösen - wunderbar...

Doch auch heute wieder der Reihe nach...:

Ich habe gut und äusserst erholsam geschlafen, ein perfektes Frühstück genossen mit Frischkäse, Oliven, Gurken, Tomaten, Käse, Brot - und natürlich Cay - reichhaltig!

Dann auf in die Stadt - Postkarten kaufen und diese bei Cay auf dem Platz bei der Moschee schreiben. Der Verkäufer der Postkarten tippt den Preis in den Rechner 140 Liren - hallo? Ich bezahle doch für 7 Karten nicht fast 50 Franken!! Er erschrickt selber und muss lachen. Er korrigiert um eine Dezimalstelle auf 14 Liren - da kommen wir doch ins Geschäft. Auf 20 Liren kann er nicht rausgeben - also bekomme ich Postkarten als Rückgeld - oder er hat mehr Karten verkauft, als ich kaufen wollte :-)) - WIN-WIN...!

Beim Cay Wirt bekomme ich den Cay ungefragt mit Zitrone serviert, so wie ich das gestern gewünscht habe - hoppla man kennt meine Vorlieben hier schon. Habe versucht, Euch die Stimmung beim Cay Wirt einzufangen und ein kleines Video gedreht....

4 Cay später lasse ich mich weiter durch die Stadt treiben, lande vor der Moschee wo offenbar das Gebet eben zu Ende ist. Die Besucher kommen aus der Moschee und werden von den fliegenden Händlern bereits erwartet, die ihre Karren so positioniert haben, dass die Besucher der Moschee an ihnen vorbei müssen...

Ja und jeder Händler bietet seine Produkte besonders lauthals an - jeder hat offenbar die beste Qualität zum besten Preis - so muss es sein auf einem asiatischen Mark! Habe auch hier versucht, die Stimmung für Euch in einem Video etwas einzufangen...

Wie ihr im Video der Marktszene gesehen habt, regnet es hier immer mal wieder - so halt auch heute. Nie lange - aber immer wieder. Gegen halb zwei treibt mich ein Hüngerchen und ein weiterer Regen in eine Kebabbude, wo mir ein feines Chcickenkebab serviert wird - liebevoll auf Zeitungspapier angerichtet (unter dem Zeitungspapier gab es durchaus einen Teller...). Ergänzt mit einem Pepsi und einem Cay ist mein Mittagessen für 5 Liren perfekt

Ja, was kann Mann sonst noch machen, wenn es regnet - genau: Zum Berber, um mich mal wieder rasieren lassen. So einmal die Woche gönne ich mir diese Wellnessbehandlung. Berbershops gibt es hier am Laufmeter - also in den nächsten rein, wo ich noch einen Moment Platz nehmen und warten muss, bis ein Berber frei ist. Sofort wird mir ein Cay angeboten, um die Wartezeit zu verkürzen. Danke - aber ich hatte heute schon min. 10 Cay - meine Blase...

Bald bin ich an der Reihe und der Berber wirft sich ins Zeugs - ich werde dick eingeschäumt und rasiert - dieser Prozess wird 2x durchgeführt. Dann werden die Augenbrauen geschnitten, der Nacken ausrasiert und natürlich wieder mit dem Feuerzeug die Härchen am Ohr abgebrannt (das mag ich gar nicht - und freute mich, dass selbst ein einheimischer Kunde vor mir auch aufschreckte, als das Feuerzeug zu lange oder zu nah an seinem Ohr war...). Zum Schluss wird mir das Gesicht eingeseift und gewaschen, dann bekomme ich mit Aftershavebalsam eine Gesichtsmassage und werde zum Abschluss in eine gewaltige Wolke Rasierwasser gehüllt. Ich werde die nächsten 10 Tage nie mehr ungewaschen riechen können - auch wenn gar kein Wasser aus der  Dusche kommt... 

Adem, wie der Berber sich vorstellt, fragt, woher ich komme. Er kann Switzerland offenbar einordnen. Ich zeige ihm die Postkarte meiner Heimatstadt Bern. Er freut sich sehr darüber und staunt über das Münster und die Berge im Hintergrund, die beflaggte Altstadt und die Aareschlaufe, welche auf der Karte abgebildet sind. Ja, darüber freue ich mich auch -  ohne Heimweh - einfach so mit Freude, dass ich in dieser schönen Stadt wohnen durfte und wieder wohnen werde. Und das ist für mich auch grad gut so!

An einem Bild bleibt Adem aber besonders hängen: Dem Bild mit den Bären drauf. Ich versuche ihm zu erklären, dass die im Zoo leben - nicht frei in der Stadt - das gelingt mir wohl nicht so gut. Hoffe, Adem habe nun nicht den Eindruck, in der Schweiz würden Bären frei leben und das sei dort gefährlich... OK,  hin und wieder lebt ja ein Bär frei in der Schweiz - bis er ganz schnell geschossen oder von der Eisenbahn überfahren wird...

Die Postkarte macht die Runde im Berbersalon - bei Personal und Kunden - alle strahlen und staunen. Ich lasse sie mir später in der Stadt laminieren, damit ich sie noch lange rumliegen kann... Die Menschen freuen sich ganz offensichtlich daran ein Bild zu bekommen, woher die komischen Touris kommen...

Dann MUSS ich mit Adem einen Cay trinken - sonst würde ich ihn definitiv beleidigen. Also gut, gerne! Frage ihn, ob er mit mir auf ein Foto möchte - und wie er will! 

Der jüngste Mitarbeiter im Berbersalon, der Cay serviert, putzt und herumsteht (Lehrling?) wird als Fotograf angestellt. Er nimmt meinen Fotoapparat ganz ehrfürchtig in die Hand. Hat wohl noch nie ein solches Ding in den Händen gehalten - aber er begreift sehr schnell, wie das funktioniert - auch mit dem Zoom. Adem freut sich mit mir über unser Bild. Ich werde herzlichst verabschiedet - sogar geküsst, so wie Männer sich in der Türkei küssen: Sie drücken sich ihre Köpfe gegenseitig an die Schläfen - links, rechts. Mir scheint, Adem habe mich fast adoptiert... Irgendwie kam ich als Kunde - und ging als Freund - eine wunderbar herzliche Begegnung, die mich tief berührt...!! Eine Begegnung, die mir unter die Haut ging, so aufrichtig ehrlich interessiert und freundschaftlich kam sie bei mir an. Eine Begegnung, wie ich mir vor meiner Abreise Begegnungen erhofft und gewünscht habe, sie zu erleben - und nicht wusste, ob auch ich solche Begegnungen haben würde, wie andere Reisende sie hatten - ich habe sie - und bin einfach nur sehr glücklich darüber!!

Beschwingt von den guten Begegnungen in der Stadt entscheide ich mich, den Holländer auf dem Camping zu besuchen, von dem mir das Nepalthesi berichtet hat. Das Wetter ist mir zu unsicher, um zu Fuss oder mit Passpartu zu gehen. Die Strassen hier sind bei Regen wirklich matschig. So nehme ich ein Taxi. Der Fahrer spricht gut Englisch - stellt sich als Cuma vor - er sei auch Bergführer, habe viel mit Touristen zu tun, daher spreche er Englisch. Den Holländer treffe ich auf dem Camping nicht an, also zurück in die Stadt.

Auf dem Rückweg frage ich Cuma, ob er mich morgen zu den Sehenswürdigkeiten in und um Dogubayazit fahren könnte. Ja klar - das macht er gerne. Wir vereinbaren uns morgen um 09.00 Uhr zu treffen - dann führt er mich zu den Dörfern am Berg Ararat, zum Ishak Pasha Palast, zum Meteorkrater,  der Eisgrotte und anderen Orten. Das wird sicher gut, zumal das Wetter morgen Sonnig sein soll gemäss Internetprognose, die für die letzten beiden Tage auch gestimmt hat... Cuma hat zwar einen stolzen Tagesansatz - er lässt mit sich nicht verhandeln. Er sei einer der ganz wenigen, die hier Englisch sprechen würden - das habe seinen Preis. Hm - Marktwirtschaft pur... Ich entscheide mich, Fabiennes Sponsorbeitrag an meine Reise für diesen Tag einzusetzen und mache mir Morgen also einen "Fabienne-Tag"! Danke, liebe Fabienne!!

Der Regen motiviert mich, meine Videos hochzuladen und einen Mittagsschlaf zu machen - das geht gleichzeitig, weil die Videos je gut 30 Minuten haben, bis sie hochgeladen sind...

Bereite den Blog von heute vor und bringe dann die Postkarten zur Post (Hinweis an Papi: Die 2.50 Liren pro Karte sind OK - das hat die Post in Istanbul und hier bestätigt!). 

Auf dem Weg zu Post schaue ich meine Karten durch und sehe, dass ich auf einer Karte vergessen habe "Switzerland" unter die Adresse zu kritzeln. Hole das auf einer Ablagefläche vor einem Geschäft nach und werde von einem Herrn angesprochen, ob ich Radfahrer sei und in den Iran wolle. Ich bin eher überrascht - auch wenn ich mein Velolangarmshirt trage - aber er hat mich an meiner Ortlieb Lenkertasche erkannt. Bestätige ihm - mit einer gewissen Zurückhaltung - dass ich mit dem Fahrrad Richtung Iran unterwegs sei.

Er stellt sich als Mehmet vor - und bei mir fällt der Groschen! Ja klar - Du bist Mehmet!! Das Nepalthesi hat mir gesagt, Mehmet werde mich in Dogubayazit erkennen - der erkenne jeden Radfahrer. Meine Zurückhaltung weicht der Freude, das Mehmet mich entdeckt hat. Und ja, das untrügliche Erkennungszeichen hilft mir, Mehmet wirklich zu identifizieren!!

Wir vereinbaren uns morgen Abend zum The, nachdem ich von der Tour mit Cuma zurück bin - die beiden kennen sich übrigens sehr gut, wie Mehmet mir erklärt... Mehmet arbeitet als Fremdenführer und will mir noch Informationen zum Iran geben. Das kann mir nur nützen. Es funktioniert, das Übergeordnete. So genial!!!

Zurück im Hotel frage ich, was eine Taxifahrt zum Palast koste und erfahre, dass ich 30 bis 40 Liren rechnen müsse. Da hat mir Cuma gar keinen schlechten Preis gemacht für einen ganzen Tag!!

Tja, so geht ein ereignisreicher Tag für mich zu Ende mit wunderbaren Begegnungen, Szenen, Stimmungen - und Zeit für mich - sein - mich einstimmen auf dieses lebhafte, spannende, herzliche, hektische, chaotische und in sich so stimmige Zentralaisen...

Während ich viel Geduld brauche, um die Fotos zu laden läuft im Hintergrund natürlich - ja, ich stehe dazu! - Andrea Berg... Und da schnappe ich grad Zeilen von ihr auf, die so passend sind für meinen heutigen Tag - ja, manchmal liegt halt auch in einem Schlagertext ein Stück Wahrheit (Andrea Berg - Einmal Himmel und zurück):


Wieviele Träume bleiben ungeträumt?

Schieb das Leben nicht mehr auf,

bau den Drachen und steig hinauf

Es kommt kein Augenblick jemals zurück


Heute bin ich einfach nur grad sehr glücklich darüber, dass ich meinen Traum lebe und das Leben nicht mehr aufschiebe - im Wissen darum, dass ich daheim gut eingebettet bin und bleibe, während ich hier meinen Traum realisieren darf... Wie privilegiert ich doch bin!!


Herzlich in die Welt hinaus - unten noch zwei mir wichtige Fotos!!

Patrik Kirtap.

Adem der Berber und Patrik

Ihr glaubt gar nicht, wie viel Mühe es mich gekostet hat, dieses Bild hochzuladen - habe sicher 20 Versuche unternehmen müssen... Aber es hat sich sowas von gelohnt!!!

Mehmet trifft auf Patrik... -

Adolf Ogi würde sagen: FREUDE HERRSCHT!!!

Für meine nicht CH-Leser: Adolf Ogi war ein in der Schweiz sehr populärer Verteidigungsminister und Bundespräsident, der in einem Weltalltelefongespräch mit dem ersten und einzigen CH-Astronauten den Ausruf wagte "FREUDE HERRSCHT" - seither ist dies in der Schweiz ein stehender Begriff für freudige Ereignisse...

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