Kirtap im Iran - und schon Millionaer...!!!

Liebe Alle

Ob Ihr es glaubt oder nicht: Ich bin im Iran angekommen - und freue mich daruber einfach grad sehr. Also so richtig bin ich noch nicht angekommen. Ich habe erst die Grenze passiert und mich mal in Bazarjan niedergelassen - dem Grenzort auf der iranischen Seite. Heute bin ich nur ca. 53 Kilometer gefahren. Aber das waren fuer mich sehr spannende Kilometer - ich habe mich sehr auf den Iran gefreut und je naehr er kam, je mehr Informationen ich bekommen habe etc., je nervoeser wurde ich. Doch auch heute alles der Reihe nach:

Ich bin also wacker um 09.00 Uhr losgefahren und habe mich auf den ersten Metern in Dogubeyazit bereits verfahren, weil ich die matschige Strasse umfahren wollte. Das war aber kein Problem - ich musste auf der Strasse nur fragen <Iran?> das haben alle verstanden und mir den Weg gezeigt. So war ich bald auf der richtigen Strasse - innerhalb der Stadt noch sehr staubig- ausserhalb alles bestens. Kaum Verkehr. Der Ararat auf der linken Seite, davor weidende Viehherden. Es war einfach nur zauberhaft schoen. Unwirklich. Und ich auf dem Weg in den Iran - he hier mit dem Velo und meinem ganzen Gruempel drauf - JUPIDUU!

Gute 15 Kilometer vor der Grenze standen dann die LKWs. Die Fahrer haben gekocht, gegessen, Karten gespielt oder lagen auf Decken am Boden und doesten vor sich hin. Beim fliegenden Baklavahaendler, der diese von mir so geliebte SUESSigkeit aus dem Kofferraum seines PKWs verkaufte, habe ich sofort einen Nothalt eingelegt und einen letzten Cay auf tuerkischem Boden getrunken - dazu wurde mir sofort ein Stueck Baklava gereicht. Ebenso sofort standen verschiedene Trucker um mich herum, bestaunten Passpartu und waren vor allem an seinem E-Werk interessiert. Lustig, zum ersten Mal hat sich jemand konkret danach erkundigt. Das E-Werk ist ein <Maschineli>, welches mit dem Nabendynamo von Passpartu verbunden ist. Es laedt einen Akku und von diesem Akku aus kann ich dann zB. mein Handy oder meinen iPod laden. Coole Sache. Sie waren begeistert, haben sowas noch nie gesehen... Dann die obligate Frage nach Woher-Wohin -die habe ich Ihnen auch gestellt - sie sind auf dem Rueckweg aus Georgien in den Iran und erklaerten mir, sie haetten ab hier drei bis fuenf Tage bis zur Abfertigung am Zoll - Achselzucken - ist nun mal so. Ein LKW-Fahrer sprach leidlich Englisch und hat uebersetzt. Ich will meinen Cay bezahlen und mein Baklava - das ist unmoeglich. Der fliegende Haendler wehrt heftig ab. DANKE!!

Rolle weiter Richtung Grenze und werde nur wenige 100 Meter spaeter von der Verkehrspolizei aufgehalten. Hoppla! Aber den Herren ist mehr nach einer Plauderei als nach Kontrolle - das soll mir nur recht sein. Wiederum die Frage nach dem Woher-Wohin. Das Wohin ist schnell geklaert, zumal die Strasse in meiner Fahrtrichtung ja nur ein Ziel hat - so wie ich auch : Iran! Das Woher wird schwieriger. Sie verstehen mich nicht... Erst als ich Ihnen sage <Roger Federer> da scheinen sie zu verstehen, dass ich aus dem gleichen Land komme wie er - welches Land das genau ist, haben sie - glaube ich - nicht ganz wirklich verstanden. Aber ich bin doch froh, kennt man Roger Federer auch in der Tuerkei... Sie wollen mit mir Cay trinken - Jungs gerne, aber wenn das so weiter geht, bin ich an Weihnachten noch nicht im Iran- also ein ander Mal - sie reichen mir zum Abschied die Hand, ich ziehe meine Fahrradhandschuhe aus, was sie fuer unnoetig, ich fuer anstaendig halt - und tschuess...

Weiter gehts ohne Stop zur Grenze - ich kenne den weg durch die ersten Haeuschen. Dann kommt das erste Haeuschen mit Kontrolle. Passpartus Heldenbrust schwillt an als die Zoellnerin erklaert, er sei ein Fahrzeug und entsprechend haette ich die Spur fuer Fahrzeuge zu waehlen. OK! Mit Passpartu - also meinem Fahrzeug - finde ich den Weg zur Passkontrolle. Dort gibt es ein Problem, weil ich ja mit der Identitaetskarte eingereist bin und das kleine Zettlechen bekommen habe, welches ich nicht verlieren durfte und auch nicht verloren habe, nun aber mit dem Pass ausreise, in welchem das Visum fuer den Iran klebt, welches der Zoellner hier sehen will. Ein laengeres Telefongespraech spaeter bekomme ich einen Ausreisestempel auf das kleine Zettelchen und in meinen Pass (wo es nun halt keinen Einreisestempel gibt...). Da mein Fahrzeug vor dem Gebaeude der Passkontrolle steht, kaempfe ich mich gegen den Strom der vielen Leute in verkehrter Richtung wieder zurueck ins Freie und fahre - wie die PKWs - mit Passpartu vor das Tor des Zolls der I.R. Iran - aber erst, nachdem tuerkische Zoellner meine Ausreisestempel kontrolliet haben und dann das lange Prozedere folgen kann, welches offenbar fuer die Ausfuhr von Fahrzeugen in der Tuerkei noetig ist. Das Prozedere an und fuer sich ist nicht schwierig. Dumm nur, dass vor mir zwei Tuerken mit einem Auto aus Deutschland ausreisen wollen und irgendwie etwas mit den Papieren nicht zu stimmen scheint... Das dauert.... Und es gibt nur diesen einen Schalter... - ... - ... - ... - und keinen Cay weit und breit. Ich werde nervoes, weil sich ein Gewitter ankuendigt - macht vorwarts... Dann endlich bin ich an der Reihe. Die Dame ist verwirrt, dass ich mit dem Velo da bin. Sie fragt, ob das Velo einen Motor oder eine Nummer habe: Nein, hat es beides nicht! Dann meint sie bestimmt: You can go!! Danke,haette man mir doch schon vor 20 Minuten sagen koennen...

Dann oeffnet sich das Schiebetor zur I.R. Iran - ein ganz wichtiger Moment fuer mich, ueber diese Schwelle zu gehen und Passpartu andaechtig in den Iran zu schieben. Ich muss aufpassen, dass ich keine waessrigen Augen bekomme, so emotional ist dieser Moment fuer mich - ich will aber nicht mit waessrigen Augen vor dem naechsten Zoellner stehen.....

Sofort steht ein Geldwechsler/Schlepper da, er mich freundlich begruesst:Welcome in my Country my Friend - give me your Passport! Und ehe ich raffe was laeuft liegt mein Pass schon auf dem Pult des iranischen Zoellners. Der prueft sorgfaeltig, erfasst alle Daten, plaudert mit dem Geldwechsler, der mit mir plaudert und seine Dienstleistungen anbietet zu den besten Kursen und ueberhaupt. Habe Muehe, ihm klar zu machen, dass ich nicht wechseln werde bei ihm, weil ich schon genuegend Geld gewechselt haette! Dann der ersehnte Einreisestempel. Der Schlepper hat Unterstuetzung von einem Kollegen bekommen und sie erklaeren mir, dass wir nun zum naechsten Teil der Einreisekontrolle muessten, was mir nicht geheuer ist, weil ich Passpartu unbeaufsichtigt stehen lassen muss - aber hier am Zoll klaut wohl keiner ein Velo... Ich durchlaufe eine naechste Kontrolle, wobei sich mir nicht erschliesst, was da kontrolliert wird in meinem Pass und sitze vor einer Dame, die meine Angaben zur Reiseroute erfasst, meine CH-Adresse aufnimmt, sich nach meinen Beruf erkundigt und und und. Sie spricht perfekt Englisch. Frage sie, ob ich den Schlepper fuer seine Dienste zu bezahlen haette - sie erklaert entschieden: NO! Der lebe vom Geldwechsel, werde aber vom Zoll beaufsichtigt. Aha... Wie ging das mit dem Taler, wenn wir schon beim Geld sind...

Kaum wieder zurueck bei Passpartu prasseln RIESIGE REGENTROPFEN zu Boden - wir stellen uns vor die naechste Barriere, waren bis diese aufgeht und stehen unter dem Vordach des Warteraums des Zollgebauedes auf der iranischen Seite. Wunderbar: Ich werde im Iran mit einem HEFTIGEN HAGELGEWITTER BEGRUESST - das kann ja heiter werden. Hieve Passpartu in den Warteraum und trinke einen Cay und kaufe mir dazu ein Pack Gebaeck. Das kostet mich 20 000 Rial - habe Hemmungen so viel Geld auf die Theke zu legen doch schnell gerechnet sind das kaum ein Euro. OK! 

1 Euro entspricht ca. 35500 Rial, so die Dame bei der Einreise, die so viele Fragen gestellt hat. Da wird man locker-flockig zum Millionaer, selbst als Budgetreisender... Waehrungsrechner im Internet sagen, dass 1 Franken 30250 Rial sind. Ich muss zuerst lernen, so viel Geld im Sack zu haben... >:-))

Der Regen laesst nach einem zweiten Cay nach und ich radle ins Staedtchen, wo ich ein Zimmer fuer 10 Dollar finde inkl. Dusche, Toilette auf dem Gang. OK - in Dogubeyazit bezahlte ich fuer deutlich mehr Luxus das Doppelte.Wie auch immer - es ist gut, wie es ist. Ich muss mir hier zuerst wieder ein Preis-Leistungs-Verhaeltnis erarbeiten. 10 Dollar sind in der Schweiz nicht viel - hier aber sicher mehr wert - und ich muss den lokalen Massstab kennen, um Preise verhandlen zu koennen... Wie auch immer. Mehmend hat mir gesagt, dass ich kaum ein Zimmer unter 7 Dollar finden werde.

Nach der Dusche hilft mir der Hotelier ein Internetcafe zu finden, wo das WWW einigermassen dreht - ich aber keine Fotos hochladen kann. Meine Videos scheinen hier auch nicht zu laufen, da die entsprechende Website, ueber welche ich sie hochgeladen habe, hier nicht zugaenglichist. Hauptsache, meine Website funktioniert. Umlaute kann ich auf der Tastatur hier auch nicht schreiben - ...

Und der Hotelier hift mir auch, mein zweites Handy iranisch zu machen - ein Probeanruf in die Schweiz hat ergeben, dass es funktioniert - einfach mit einer sehr schlechten Verbindung... Aber besser als nix. 

Fazit 1: Mein einziges <Problem> mit der Einreise in den Iran war die Ausreise aus der Tuerkei... Passpartu weiss im Fall zwischenzeitlich wieder, dass er ein Fahrrad ist und damit nur ein Untergruppe von Fahrzeugen...

Fazit 2: Empfang scheint gewaehrleistet - wenn halt auch via Internetcafe und schlechter Telefonverbindung...

Mein Einstieg in den Iran ist somit sehr gut verlaufen - trotz Hagel...

Auf Fotos muesst ihr warten - ... auch wenn es da noch schoene drunter haette vom Ararat, Passpartu und mir...

Herzlich in die Welt hinaus!
Patrik Kirtap

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    ka. (Donnerstag, 28 Mai 2015 01:33)

    Hallo lieber Patrick
    Was du bisch im Iran...!!!
    Eifach super... Ja isch ganz schpezieu... ig fröie mi für di/ mit dir.
    Gniess aues... Schön für mi das ig weiss wis isch dert wotte bisch!
    Guet nacht ka.

  • #2

    Pierre Bühler (Donnerstag, 28 Mai 2015 17:24)

    Hallo Patrick, Super du bewegst dich wieder und sammelst weitere tolle Erlebnisse. Das mit den Emotionen verstehe ich ganz gut, mir ist es auch gleich gegangen.
    Wenn keiner weiss was Schweiz ist, sag ihm doch einfach ROLEXLAND das hat jeder auf meinen Asienreisen sofort verstanden.
    Mach weiter so guet radel.
    Grüsse Pierre

  • #3

    Nepalthesi (Donnerstag, 28 Mai 2015 22:36)

    Salaaaam!
    Super Patrik! Du bist im Iran...ein wunderbares Land auch...auch ein Land der Gegensätze! Es freut mich so sehr, dass Du Persien mit dem Fahrrad Er-Fahren kannst :) Du machst das so super...so wie es für Dich stimmt, ganz grose Klasse.
    Geniesse Deine Zeit, die Gastfreundschaft und iss ein bisschen Cucu Sabzi für mich ;)
    Fahr ganz gut, häb Dir sorg und "cheili mamnun" für all Deine Blogeinträge...bin schon gespannt wie Du alles erlebst!
    Herzliche Grüsse, ds Nepalthesi

 

23. JUNI 2016

65 Wochen

unterwegs... 

 

* * *

02. Juni 2016

14 MONATE UNTERWEGS

 

SELFIEGALERIE

 

* * * 

 

***JUBILÄUM***

 

31.03.2016

52 WOCHEN

ON THE ROAD

Johor Bahru (Malaysia)

 

24.03.2016

Gründonnerstags-

Jahres-Jubiläum

(Malaysia)

 

02.10.2015

6 Monate

unterwegs

Bishkek (Kirgistan)

 

Cappuccino-Index

Ein Index aus der Wirtschaft - im wahrsten Sinne des Wortes...

Aktualisiert am

04. März 2016 aus Bang Sapahn