WE NEED GLUE...!

Liebe Alle

Gestern Abend (07. Juni 2015) bin ich per Bus in Isfahan eingetroffen. Heute (08. Juni 2015) habe ich erste Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt - WUNDERBAR SAGE ICH EUCH!!! 

Wisst Ihr, ich habe schon soooo lange davon geträumt, einmal hier in Isfahan zu sein - und es dann endlich zu sein - und alles auf dem Landweg angereist - DAS BEWEGT MICH SEHR!!

Bilder wage ich aktuell nicht hochzuladen, da das WiFi hier im Hostel sehr langsam dreht und wohl zusammenbrechen würde, wenn ich Bilder hochladen - aber ich finde unterwegs sicher eine Möglichkeit....

Es geht mir nach wie vor sehr gut - bin aktuell grad in Begleitung eines deutschen Backpackers und finde es auch ganz gäbig, mit nur einer Tasche zu reisen...

Heute habe ich einen anderen Veloreisenden getroffen, der tapfer aus Deutschland jeden Meter gefahren ist - nun aber entschieden hat, die Städte Shiraz und Yazd zu streichen - also nicht zu besichtigen -, weil es zu warm wäre, diese mit dem Velo zu erreichen.

Persönlich habe ich grosse Achtung vor Veloreisenden, die wirklich jeden Meter fahren - es ist für mich aber keine Option, wegen der Hitze das Velofahren einzustellen und auf den Besuch der Städte Shiraz oder Yazd zu verzichten - da fahre ich eben mit dem Bus hin!! So sind die Reisen eines jeden unterschiedlich - und das ist gut so!! Und doch: Ich freue mich, dann vor/hinter Mashad wieder aufs Velo zu kommen und wieder zu trampen. Für den Pamirhighway will ich ja gewappnet sein...

Habe Euch nachstehend noch den Blog der letzten Tage verfasst - echli kompliziert mit den Daten und Formulierungen wie "gestern Abend" - denn das ist zum Teil schon vorgestern... Doch ihr kommt schon mit...

Liebe Grüsse in die Welt hinaus...

 

Gestern Abend (06.06.2015) komme ich bei einem späten Abendessen, welches ich mir im Takeaway geholt habe (ja hier kann man Kebab mit Trockenreis und gegrillten Tomaten im Takeaway haben – viel edler als andernorts die runden Fleischstücke im schwammigen Brötchen...), in der Lobby des Hotels mit einem Ehepaar aus Holland ins Gespräch, die heute (07.07.2015) auch zur Botschaft Turkmenistans wollen, um ihr Transitvisum zu beantragen. Wir plaudern und sie erzählen von Ihrer Reise per Motorrad nach Neuseeland. Und ich erfahre, dass man auch Motorräder im Flugzeug transportieren könne – dürfte noch etwas aufwändiger sein, als ein Velo... Wie auch immer: Wir beschliessen, uns heute Morgen um 07.00 Uhr gemeinsam zur Botschaft aufzumachen.

07. Juni 2015

Gesagt getan – das Hotel kann uns um 06.30 Uhr noch kein Frühstück servieren – so offeriere ich zum Tee drei Bananen, die ich noch im Kühlschrank in meinem Zimmer hatte. In der Metrostation scheint der Tag noch nicht richtig erwacht – diesem Eindruck verfallen wir aber auch nur, bis wir unseren Bahnsteig erreicht habe... Der ist voll – genauso voll, wie die Metrozüge, die hier ankommen. Und es wollen mehr Menschen ein- als aussteigen. Obwohl wir uns verhalten wie Einheimische schaffen wir es nicht in den ersten Zug der einfährt, können uns aber gut positionieren für den nächsten Zug. Und da schaffen wir es dann auch rein. Wie Sardinen in der Büchse liegen, stehen wir im U-Bahn-Wagon. Der Holländer und ich pferchen uns in den normalen Wagon, während seine Frau sich für das Women only Abteil entscheidet... Wir sind durch ein Gitter voneinander getrennt und können dem regen Handel zuschauen, welchen eine Iranierin mit BHs in der morgentlichen Rushhour in der U-Bahn betreibt – kommt mir irgendwie komisch vor, wie die mehr oder weniger stark verhüllten Frauen hier öffentlich BHs kaufen...

Nein, ich geniesse die Fahrt nicht in vollen Zügen... Berührungsängste wären hier wirklich fehl am Platz. Die Fahrt dauert mindestens 30 Minuten, das weiss ich ja von meinen Ausflügen in den Norden der Stadt - ... Mit den vielen Menschen die ein- und aussteigen, dauert die Fahrt heute gute 45 Minuten – also fast so lange wie Bern – Zürich mit den SBB... Und wir sind nur in Teheran unterwegs – alles auf Stadtgebiet - und nicht quer durch die Schweiz...

An der Endstation kaufen wir uns Brot und Wasser und nehmen ein Taxi zur Botschaft. Da wartet bereits ein Antragsteller aus Italien und erklärt uns gleich, welche Position wir in der Warteschlange hätten. Mir weist er Position drei zu, da noch ein Visaagent vor ihm sei. Der Italiener erklärt uns den Ablauf des Visaantragsverfahren - und den Rest der Welt ungefragt gleich dazu... Leiser wird er erst, als er auf den Fussballfinal angesprochen wird, den Juventus offenbar verloren hat - eine Thema, welches mich wohl nie interessieren wird, auch wenn Jardenah mich zum FC Basel Fan bekehren will, wen ich zurück bin...

Wir lesen, dass man noch einen Brief schreiben und darin erklären soll, weshalb man nach Turkmenistan reisen will, das genaue Ein- und Ausreisedatum angeben muss und auf welchen Routen man reisen kann. Das alles ist für uns drei absolut OK – nur haben wir kein Papier dabei, um einen Brief zu schreiben. Der Italiener opfert drei Seiten aus seinem A5-Notizheft, nachdem wir ihn auf dieses zusätzlich notwendige Dokument aufmerksam machen. Wir verfassen unsere Antragsbriefe. Es gesellen sich immer mehr Leute – vor allem Visaagenten mit BEIGEN von Anträgen – zu uns und drücken nach vorne. Der Italiener bemüht sich, eine gewisse Ordnung in der Warteschlange herzustellen und vor allem zu erhalten...!

Dann öffnet sich das Fensterchen in der Holztüre unerwartet – eine gute halbe Stunde vor den offiziellen Bürozeiten -  und die Visaagenten stehen natürlich an erster Postition  - sehr zum Entsetzen des Italieners, der wie wir nicht mit einer vorzeitigen Öffnung des Visabüros gerechnet hat... Er insistiert in perfektem Englisch, dass die Reihenfolge einzuhalten sei – was niemanden wirklich interessiert...  Ein Schauspiel erster Güte...

Wir drei erfahren in der Zwischenzeit, dass wir unser Passfoto noch aufkleben müssen – doch niemand von uns hat Leim dabei. Ein Visaagent hat einen Bostitch – doch er erklärt, wir müssten unsere Passbilder auf den Visaantrag aufkleben... Ob das so ist oder nicht, wissen wir nicht – aber wir wollen alles korrekt machen und glauben schon, unsere Antragstellung könnte daran scheitern, dass das Passfotot nicht aufgeklebt werden kann. Gemäss Visaagenten macht das das Büro der  Botschaft nämlich nicht selber (ist irgendwie ja auch nachvollziehbar bei den vielen Anträgen...). In meiner Verzweiflung rufe ich einfach mal in die Runde der Visaagenten: PLEASE CAN YOU HELP US - WE NEED GLUE!!! Da dreht sich ein Agent um und streckt mir seinen Leimstift hin – wir sind gerettet, quasi in letzter Sekunde, denn es scheint, dass nach den Visaagenten nun die Touristen an der Reihe sind.

Der Italiener an erster Stelle – Ordnung muss sein. Sein Problem nur, dass er sein Passfoto weder auf das verlangte Format zugeschnitten noch aufgeklebt hat – geschweige seinen Antragsbrief geschrieben hat. Er ellbögelt sich nach vorne, schreibt im Stehen seinen Brief fertig und lässt sich von einem Visaagenten sein Passfoto ausschneiden und das Geschrei nach dem Leim geht von vorne los...

Irgendwie unterstützt sich die Kombination des südländischen Temperaments und Organisationstalents des Italieners mit den vor Ort angetroffenen  organisatorischen Abläufen kontraproduktiv – verkürzt uns aber immerhin die Warteizeit mit einer Art Situationskomik...

Dann darf ich meine Dokumente durch das Fensterchen in der Türe einreichen und stecke meinen Kopf grad mit durch – erkenne und grüsse den netten Herrn, der mir am Donnerstag schon Auskunft und das Antragsformular gegeben hat. Meine Unterlagen werden geprüft – insbesondere das Ein- und Ausreisedatum auf meinem Brief, welches ich korrekt auf 5 Tage Transit und die Laufzeit meines Anschlussvisums ausgerichtet habe. Ich bekomme freundlich und auf mich recht verbindlich wirkend mündlich zugesichert, dass ich mein Visum frühestens in einer Woche in Mashad abholen kann. Arbeitstage wäre immer von Montag bis Freitag in Mashad und Feiertage wären in den nächsten beiden Wochen keine. Alles klar – vielen Dank!! Bezahlen muss ich die Visagebühr auch erst, wenn ich das Visa abhole in Mashad. Cool!

Vor der Botschaft treffe ich noch andere Schweizer und ein Paar aus Deutschland, welche wie ich unterwegs sind – aber nach mir in Turkmenistan einreisen wollen und noch weitere Visa beschaffen müssen, die ich in Istanbul gemacht habe. Ich bin übrigens doch froh, habe ich meinen Visarun in Istanbul gemacht habe. Das war – so scheint mir – doch einiges einfacher, als in Teheran – da die Stadt hier viel weitläufiger ist.

Mache mich nach einer kurzen Plauderei auf zurück zur Metrostatin und erwische ein Sharedtaxi, welches mich sehr kostengünstig zur Metro bringt – zu Fuss wären das doch mindestens 30 Minuten...

Zurück im Hotel kann ich mein Gepäck und Passpartu in den verschlossenen Gepäckraum bringen und bekomme bestätigt, dass ich dieses hier kostenlos und sicher aufbewahren dürfe. Dauer spiele keine Rolle. Ein Veloreisender habe sein  Velo hier zwei Jahre eingestellt, dann Geld geschickt um es nach Frankreich zu schicken – das für den Aufwand des Hotelpersonals in Aussicht gestellte Geschenk aus Frankreich sei aber nie eingetroffen...  Mir scheint, das nie eingetroffene Geschenk habe das Hotelpersonal nachhaltig verletzt – aber aus europäischer Sicht ist wohl alles geregelt, wenn die Kosten für den Transport bezahlt sind – nicht aus lokaler Sicht, wie ich das zu empfinden glaube... Ich versichere dem Hotelmanager, dass ich mein Fahrrad in about 10 Days abholen werde – und dann wohl nochmals eine Nacht bei ihm übernachten möchte. Alles NO PROBLEM...

Ein Backpacker aus Deutschland fragt mich, ob er sich mir für die Busfahrt nach Isfahan anschliessen dürfe – er müsste aber noch packen, sei frühestens in eine halben Stunde fertig. NO PROBLEM – ich trinke einen Cay und warte auf ihn. Ich bin mindestens zwei Stunden auf meinen Wunschfahrplan im Vorsprung, so kann ich gut ne halbe Stunde warten. Der Hotelmanager empfiehlt uns, mit dem Expresszug nach Yazd zu fahren und dann von dort aus mit dem Bus weiter – ich will und werde die Runde aber andersrum machen, wie ich das immer wollte – und dann halt allenfalls mit dem Expresszug von Yazd nach Teheran reisen – das wird sich noch ergeben. Ich will mir Yazd, welches die eindrücklichste der drei Städte sein soll und wo ich ein Geschenkli von Nepalthesi abholen darf, als Dessert meiner Rundreise aufsparen...!!

Der deutsche Backpacker schliesst sich mir an, wir nehmen ein Taxi zum Busbahnhof und wollen uns da ein Busticket kaufen. Wir erschrecken, als die Dame am Schalter der Busgesellschaft uns eröffnet, die Fahrt koste 550'000 Rial – also knappe 20 Franken. Das ist für lokale Verhältnisse auch für eine Busfhart von fünf bis sechs Stunden im VIP Bus doch eher sehr teuer! NEIN – günstigere Busse gibt es nicht. Es dauert einen Moment bis wir realisieren, dass die 550'000 Rial der Preis für ZWEI Tickets sind – und somit sind wir mit knappen 9 Franken doch wieder auf dem Boden unserer Realität angekommen. Die Tickets werden ausgedruckt und die Abfahrtszeit in unserer Schrift auf das Ticket geschrieben. Das nächste „Problem“ taucht auf, als ich nach der Nummer des Abfahrts-perrons frage. Da ist das Personal hinter der Schalterscheibe und wir auf der anderen Seite gleichermassen gefordert – bis ein Mitarbeiter der Busgesellschaft das Büro verlässt und uns zu einem Bus führt und uns davor stellt: DIESER Bus fahre in einer Stunde nach  Esfahan – wir können unser Gepäck bereits einladen. SUPER – vielen Dank. Dann wird noch geklärt, dass mein Reisekollege aus Germany und ich aus Suisse, Switzerland, Rolexland und nicht aus Schweden komme, auch wenn wir in einem Volvo-Bus reisen werden... So können wir in geklärten Verhältnissen zum Mittagessen...

Schon bald hinter Teheran fängt im Fall die Wüste an. Ich habe – um wieder einmal mit Osch’s Worten zu reden – also alles richtig gemacht für mich, wenn ich die Strecken nach bzw. zwischen den Städten Esfahan, Shiraz und Yazd nicht per Velo zurücklege. Es ist HEISS hier. Vor der Botschaft habe ich vom Velofahrer aus der Schweiz erfahren, ein Kollege von ihm sei diese Strecken gefahren – er sei spätestens um 05.00 Uhr am Morgen abgefahren und habe dann ab spätestens 10 oder so für vier bis fünf Stunden Pause mache müssen. Wenn er Schatten gefunden hätte, sei es nur noch 38 Grad gewesen – sonst halt 40 oder mehr. Das brauche ich hier jetzt grad nicht, wenn ich andere Optionen habe. Velotour hin oder her!!

Ich glaube hier auf der Fahrt nach Esfahan, wo ich den Blog offline erfasse, einen Vorgeschmack auf meine Turkmenistan-Transitfahrt zu bekommen – das dürfte doch anspruchsvoll werden... Aber das ist ein Thema, welches mich aktuell noch nicht beschäftigen muss – nun warten schöne Städte auf mich...

Die Fahrt durch die Wüstengegend gefällt mir im klimatisierten Bus gut, sher gut – landschaftlich wäre es hier sehr schön, mit dem Velo... Doch körperlich...

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