Esfahan wirken lassen...

Liebe Alle

Gestern habe ich mir auf dem Basar eine Wolldecke gekauft - ihr glaubt es kaum: Tagsüber ist es hier heiss - gegen Abend wird es angenehm warm - nachts aber erfrischend kühl - da kann ich gut schlafen. Nur habe ich  ja meinen Daunenschlafsack in Teheran gelassen weil ich nicht damit gerechnet habe, hier nachts in meinem Inletschlafsack zu frösteln... Und die vom Hostel angebotenen Decken - hm, da habe ich lieber gefröstelt.

Nun habe ich also eine iranische Campingdecke, in welche ich mich nachts einkuscheln kann - die Investition hat mich 10'000 Tuman oder 100'00 Rial gekostet - also etwa drei Franken. Das bin ich mir wert!!

Ein Niveaduschmittel hingegen kostet hier locker 5 Franken - das finde ich dann wieder teuer - aber eben: Es muss importiert werden. 

Bei einer nächsten Iranreise - ja, ich werde den Iran sicher nochmals besuchen!! - möchte ich mehr über die wirtschaftlichen Abläufe erfahren können. Hier sind alle grossen Marken vertreten, zu finden. Und irgendwie müssen die Fremdwährungen, welche die Geldwechsler einnehmen, ja auch wieder in den Finanzkreislauf kommen... Spannend! 

Gestern wollte uns ein älterer Mann im Basar Eintrittskarten zu einer Volkstanzveranstaltung oder so verkaufen - als wir sagten, wir hätten keine 30 Dollar für diese Veranstaltung, wurde er fast etwas ärgerlich. Er meinte, alle reichen Iraner hätten ihr Geld in der Schweiz versteckt, wo wir damit gutes Geld verdienen würden - und dann würde ich sagen, ich hätte keine 30 Dollar für eine Folkloreveranstaltung übrig... - das wollte er nicht so recht verstehen - und das habe ich wiederum verstehen können... Da prallen halt unterschiedliche Vorstellungen und Bilder aufeinander...

Heute habe ich Esfahan dann einfach noch einmal auf mich wirken lassen...

Habe heute Morgen gepackt und mich dann als erstes um den Geldwechsel gekümmert. Vom Hostelpersonal wurde ich quer über die Strasse in die Ladenpassage gegenüber geschickt - doch da war weit und breit kein Geldwechsler zu sehen. Die erkennt man nämlich an ihren Umhängetaschen, dem Rechner oder dem Handy in der einen und den Geldbeigen in der anderen Hand. So frage ich einen Herrn, der da eher unmotiviert herumsteht, wo ich Geld wechseln könne. Er reagiert zurückhaltend, zückt sein Handy, wählt eine Nummer, spricht Farsi und reicht mir dann das Handy. Seine Frau ist am Apparat und erklärt mir, ihr Mann werde mich zur Wechselstube führen. Ich gehe davon aus, dass diese hier ganz in der Nähe sein muss - Irrtum! Wir spazieren gute 20 Minuten und dann stehe ich in der Wechselstube, wo mir für Dollar ein lausiger Kurs geboten wird - für Euro einen sehr guten. So muss ich mit dem Geldwechsler zuerst mal um den Dollarkurs feilschen - laufe ihm davon, weil er nicht auf mindestens 33'000 Rial pro Dollar kommen will. Das wirkt - ich bekomme meine 33'000 Rial pro Dollar. Draussen auf der Strasse frage ich bei den fliegenden Geldwechslern dann den Kurs auch noch nach - hätte nicht mehr gekriegt - Glück gehabt - nächstes Mal frage ich nämlich zuerst die fliegenden und dann den "Wechselstübler" und dann wechsle ich dort, wo es die bessere Rate gibt... Es braucht halt alles seine Zeit hier...

Auf dem Rückweg kaufe ich noch Guthaben für mein Irandandy, welches nach einem Gespräch mit der Heimat seit gestern Abend leer ist - überfordere den Kisokbetceiber, als ich für 200000 Rial Guthaben laden will - wir einigen uns bei 60'000 Rial - werde dann bei einem anderen Kiosk noch aufstocken...

Der deutsche Backpacker und ich verbringen den heutigen Tag getrennt - treffen uns aber gegen Abend, um dann gemeinsam den Bus nach Shiraz zu nehmen, der Isfahan um Mitternacht verlässt. Also so haben wir das mit dem Hotelpersonal abgesprochen, welches kein Englisch spricht. Sie wollten uns unsere Plätze reservieren und die Tickets ins Hostel kommen lassen - telefoniert haben sie - was am Telefon vereinbart wurde, konnten wir natürlich nicht mitverfolgen - aber es wird schon klappen... Es fasziniert mich, wie hier Business mit Touristen gemacht werden kann, ohne wirklich English sprechen zu können. Es wird gezeichnet, gedeutet, gestikuliert, geraten und gehofft, das Gegenüber habe verstanden, was man sagen wolle...

Wenn wir also den Bus um Mitternacht bekommen, kommen wir Morgen um 06.00 Uhr in Shiraz an - zwar wohl etwas "verchrugelet" (für meine nicht CH-Leser: zerknittert) aber wir haben dann schon mal den Tag in Shiraz und ein Hostel für diese Nacht brauchen wir auch nicht... Ich lerne hier noch sparen - und das Hostel hier in Esfahan hat mit Qualität auch nicht wirklich überzeugt, obwohl es uns sehr empfohlen wurde...

Ich finde zufällig ich Internetcafé, wo ich mal wieder auf das Fenster in der Schweiz zugreifen kann - zum ersten Mal, seit ich im Iran bin... 

Anschliessend schlendere ich nochmals durch den Basar und lasse Isfahan einfach auf mich wirken - Tagträumereien, Cay trinken, letzte Fotos - mich von Isfahan verabschieden - sehr dankbar und auch glücklich, dass ich hier sein durfte, mit eigenen Augen sehen durfte, was ich schon sooo lange sehen wollte...

Und nun geht es dann auf nach Shiraz - ein weiteres Highlight auf meiner Reise. Von Shiraz aus will ich Persepolis besuchen und den Salzsee, den es in der nähe geben soll... In Shiraz werde ich wohl länger bleiben als in Isfahan, bevor es dann nach Yazd geht... Irgendwo muss ich dann noch mein Iranvisum verlängern lassen...

Ihr seht, ich bin nach wie vor sehr gut und fröhlich unterwegs - und auch unterwegs sehr gut aufgehoben in meinem Daheim in der Schweiz - einfach wunderbar, so aufgehoben, verbunden und getragen unterwegs sein zu dürfen...!!

Herzlich in die Welt hinaus!!

Patrik Kirtap

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Kommentare: 2
  • #1

    Rita (O) (Dienstag, 09 Juni 2015 21:46)

    Lieber Patrik, spannend, spannend .... Habe nicht so viel zu berichten wie du, jedenfalls nicht über diesen Kanal

  • #2

    Gaby (Mittwoch, 10 Juni 2015 06:16)

    Liebes Bruderherz!
    Es freut mich enorm, dass ein weiterer Traum für dich in Erfüllung gegangen ist und du nun noch weitere Traumziele erreichen wirst! Ebenso ist es sehr schön, weiterhin an deinen Abenteuern teilhaben zu dürfen, resp. zu können, obwohl auch wir nun unterwegs sind. Weiterhin gute Reise und viele schöne, eindrückliche, spannende und berührende Momente wünschen wir dir!

 

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