Liebe Alle
Gestern Abend bin ich also in den Nachtzug nach Mashad gestiegen. In der Bahnhofshalle habe ich noch die Digitaluhr fotografiert, welche den iranischen Kalender so schön anzeigte - hier ist
offiziell nämlich erst März 13XX - das Bild musste ich aber wieder löschen, weil ich von zwei Bahnangestellten auf - sagen wir mal - eindringliche Art dazu aufgefordert wurde... Hoppla... Die Uhr
durfte ich aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren...! Ich weiss, dass ich in Usbekistan dann keine U-Bahn-Stationen fotografieren darf - aber eine Uhr im Waartsaal eines Bahnhofs... He nu so
de...
Der Zug war soweit edel - jeder Wagon hatte einen eigenen Schaffner, der für das Wohl der Gäste zu sorgen versuchte - er verteilte keine Mahlzeiten - einzig Bisquits und Süssgetränke aus dem
Tetrapack...
Mein 4er Abteil war voll. Drei Iraner und ich. Sie sprachen kein Englisch - ich noch immer kein Farsi... Somit haben wir uns mit Händen und Füssen etwas verständigt.
Als eine Dame aus dem Nachbarabteil zum Schaffner ging, wurde sie von meinen Begleitern angesprochen, ob sie Englisch könne - sie konnte. So haben wir uns etwas unterhalten und sie hat mir
LECKERES Gebäck aus Kerman angeboten - ihre Heimatstadt. Ihre Kolleginnen im Nachbarabteil haben dem Gespräch gelausch und gekichert - war ganz lustig.
Kurze Zeit später kam einer weitere Dame aus diesem Abteil und hat mir mir das Gespräch aufgenommen - in fliessendem Englisch - wie sich später herausgestellt hat, lebt sie seit vielen Jahren in
USA... Sie hat mir eingeladen, zu den vier Frauen ins Abteil zu kommen, damit wir etwas plaudern könnten - nun dieser Einladung bin ich gerne gefolgt, auch wenn ich mir nicht so sicher war, ob
das korrekt sei hier im Zug. Die Damen sassen hinter dem gezogenen Vorhang ohne Kopfbedeckung und ganz modern angezogen im Abteil und freuten sich über meinen Besuch. Ich wurde verpflegt mit
leckerem Sandwich (gefüllt mit einer Spezialität aus Eiern und Kräuter - sah aus wie Fleisch - war aber rein vegetarisch - und LECKER). Dann haben wir geplaudert. Ich habe erfahren, dass sie
zusammen an eine Art Klassenzusammenkunft fahren - sie haben sich zu viert zu Unizeiten die Wohnung geteilt - und so wie sie gesten Abend gemeinsam gelacht und gewitzelt haben, müssen das ganz
fröhliche Zeiten gewesen sein, damals an der Uni in Kerman... Nun haben sie also ein Wiedersehen mit Kolleginnen aus früheren Zeiten...
Eine der Frauen hat indirekt familiäre Beziehungen zu Bern aus alten Zeiten - die Welt ist klein.
Ich frage sie, ob das dann korrekt sei, wenn ich hier mit vier Frauen ohne Kopfbedeckung in einem Zugabteil sitzen würden - sie lachen und meinen "sicher nicht - aber wir kümmern uns nicht um
solche Auflagen". Doch im gleichen Atemzug meinen sie, dass es schon oh ein Unterschied mache, ob sie einen Touri wie mich einladen - oder einen Einheimischen. Einen Einheimischen würden
sie nicht einladen, das ginge nicht...
Lade wohl morgen noch Bilder hoch!
Vier Spannende Leben - eine Frau lebt in Huston, eine arbeitet in der Ölbranche und reist viel, eine hat Soziologie studiert und ist heute im Bereich Tanz tätig, eine andere hat eine spezielle
Beziehung zu Japan - ich habe viel über das Leben Iran erfahren - und die Zeit vering im Flug - ich legte mich erst gegen 01.00 Uhr ins Bett... Die drei Männer in meinem Abteil hatten bereits die
Lichter gelöscht - als sie mich bemerkten wurde aber grosses Licht eingeschaltet und mir die inzwischen vom Schaffner verteilten Kissen und Decken erklärt - ich musste das Bett bei Volllicht
beziehen und erst als klar war, dass ich nun bereit zum schlafen bin, wurde das Licht wieder gelöscht - Fürsorge pur.
Heute dann nach der Ankunft in Mashad zuerst den Cargo Terminal gesucht und problemlos gefunden. Passpartu und mein Gepäck sind wuderpaar angekommen - was für ein Wiedersehen - auch Lucky geht es
bestens!!
Dann bin ich zurück zum Bahnhof gefahren und wollte mir da noch einen Statdplan von Mashad besorgen. Passpartu wollte ich voll beladen nicht vor dem Bahnhof stehen lassen, so habe ich ihn mit in
die Wartehalle genommen - und wurde dann ziemlich schnell von der Polizei gestoppt. Musste meinen Pass zeigen und abgeben... Passpartu wurde beim Sicherheitsposten am Eingang geparkt... Ich habe
es nicht so mit den Bahnhofshallen...
Am Infodesk habe ich erfahren, dass ich den Stadtplan beim Fundbüro bekäme - auch eine Logik... Habe da einen neuen Stadtplan bekommen, keinen alten, verlorenen - :-))
Der Fundbüromann konnte auf dem Plan den Bahnhof kaum finden - ich erlebte das schon in Teheran so, dass die Menschen mit dem Stadtplan überfordert sind, nicht wissen, wie sich der Platz
befindet, an welchem sie arbeiten...
Aha - schlussendlich zeigte sich, dass der Weg zum Holly Shrine kurz ist. Da habe ich auch ein Hotel mit WiFi gefunden, welches ein soweit gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet - nur ist das
WiFi zwischenzeitlich abgelegen und laufe erst morgen früh um 8 wieder - ich hüpfte im Viereck, sage ich Euch - interessierte aber keinen, weil keiner Englisch kann...
Passpartu konnte ich in der Lobby parkieren, gleichen neben den Motorrädern, die auch in der Lobby stehen - ...
Ich habe ja noch das Visum für Turkmenistan abzuholen. Dazu habe ich zwei Adressen: Eine "inoffzielle" aus der Website www.caravanistan.com und eine offizielle, welche mir der geschiegelte Herr
im Konsulat in Teheran aufgeschrieben hat - nun galt es herauszufinden, welche Adresse stimmt. Also zu Reception. Erkläre mein Problem anhand von Landkarte, Pass und aufgeschriebenen Adresse.
Elias wird gerufen - er kann ganz wenig Englisch aber immerhin versteht er, was mein Problem sein könnte. Er ruft eine Frau an, der ich mein Problem zu schildern versuche - sie braucht einige
Zeit um zu verstehen, dass ich nur die Adresse verifizieren und kein Visum beantragen will. Sie verspricht, die Verifikation der Adressen für mich vorzunehmen und wieder anzurufen, was sie
tatsächlich tut - und ihr dürft raten welche Adresse stimmt: die inoffizielle aus dem Internet...
Der Hotelier ruft da gleich mal an - keine Antwort - dann zeigt er mir den Schlüssel zu seinem 125-Töff und deutet, ich solle aufsteigen - er will hinfahren und schauen, ob offen oder zu. Ich
hechte in mein Zimmer, hole Pass, Formulare, Geld, Fotos und so und steze mich in der Lobby auf die bereits knurrende 125er - wir fahren durch die Schiebetüre auf die Gasse und durch Mashad.
Finden dann das sehr gut versteckte Konsulat - zu. Die Wächter erklären mir, morgen sei offen - also wir verständigen uns so, dass ich ihnen meinen Kopf auf meine Hände lege und "schlafe" und
dann mit den Fingern frage, ob ich 1x oder 2x schlafen muss, bis offen sei - sie bestätigen 1x schlafen - also MORGEN! Der Hotelier schüttelt den Kopf, dass hier zu sei - will mich morgen um
09.00 Uhr nochmals hinfahren - kostenlos, da wir Freunde wären!
Somit besuche ich den heiligen Schrein hier in Mashad - das heiligste Heiligtum der Moslems im Iran - die Anlage umfasst ein Million Quadratmeter. Als nicht Moslem darf ich die Anlage nicht
selber besuchen - werde kostenlos geführt - den Schrein darf ich aber auch in Begleitung des Guides nicht besuchen. Dafür ein Video über die Anlage gucken und das Museum besuchen (gegen
Eintritt). Schade - Fotos durfte ich auch keine machen - die Kamera musste ich am Eingang abgeben - habe sie aber wieder erhalten.
Bevor ich wieder ins Hotel gehe, gehe ich noch schnell Wasser kaufen - im Laden fragt der Verkäufer, woher ich komme und will sich sofort mit mir fotografieren lassen - ok, dann will ich aber
auch ein Bild mit Dir - ok...
Da das WiFi im Hotel zwischenzeitlich abgelegen und erst morgen um 08.00 Uhr wieder zum Leben erweckt werden könne, musste ich mir ein Internetcafe suchen, um meine mir wichtigen Mails
schreiben und blogen zu können. Das war im Fall eine arg schwierige Angelgenheit!! Hier kann kaum jemand Englisch - und als Nicht-Moslem fühle ich mich auch nicht wirklich willkommen - eher
abweisend nehme ich die Leute hier mir gegenüber wahr - vielleicht bin ich einfach auch zu müde, weil ich im Zug schlecht geschlafen habe, weil die Klimaanlage nicht funktionierte - es war sehr
warm im Abteil. Ich lag nur in Boxershorts unter dem dünnen Leintuh - die Einheimischen lagen in ihren Jeans und dem Unterhemd da - ich staune, wie die mit der Hitze umgehen
können...
So, nun hoffe ich, dass morgen das Internet im Hotel wieder geht - wäre mir gerade morgen sehr wichtig :-)) - und ich ein Visum geschenkt kriege...
Herzlich in die Welt hinaus
Patrik Kirtap
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Marianne Heimoz (Montag, 22 Juni 2015 09:55)
Lieber Patrik
Falls du heute eine Internetverbindung haben solltest, auch auf diesem Weg: Happy birthday! Ich wünsche dir ein wundervolles neues Lebensjahr auf deiner Reise, die hoffentlich auch weiterhin viele Träume wahr werden lässt!
Herzlich
Marianne