DIE ERDE IST DORF UND STEHT UNTER STROM...

Liebe Alle

Vor einigen Tagen bin ich in Sauraha abgefahren - und bin zwischenzeitilich in Lumbini eingetroffen. 

Es geht mir nach wie vor gut!
Hinter Sauraha habe ich jeweils in Guesthouses übernachtet - sehr einfache Unterkünfte - wirklich sehr einfach - dafür jeweils viele Mücken...

Bezahlt habe ich für die Zimmer entsprechend wenig für CH-Verhältnisse - ab 3 bis 4 Franken pro Nacht ist man dabei... - und schläft in der gleichen Bettwäsche, wie die Gäste davor und die Gäste vor den Gästen davor deren "Vorgäste"... Wie sagte Emil doch auf der Reise: Man stumpft ab unterwegs...

26.11.2015

Zwei Tage hinter Sauraha sehe ich vor mir plötzlich einen - Ihr glaubt es nicht: EINEN TOURENFAHRER! Ich erhöhe das Tempo, will ihn unbedingt einholen, was mir auch gelingt. Und dann - DIE ÜBERRASCHUNG: Der Typ spricht Schweizerdeutsch! NEIN - er spricht breitestes Berndeutsch - er kommt aus der Länggasse, wie ich... UND: Er kennt kirtap.ch. - erst nach einigen Minuten realisiere ich, dass es Gion ist, der mich einige Tage vor meiner Abreise in der Jugendherberge in Bern besucht hat, um Passpartu zu sehen, mir Fragen zu Visas etc. zu stellen - weil er auch eine Reise plante.

DIE ERDE IST EIN DORF...

Wir wussten beide nicht von einander, dass wir in Nepal unterwegs sind. Die Freude und Überraschung, uns hier zu treffen ist entsprechend gross. Vor "lauter Schreck" müssen wir gleich bei einem Restaurant am Strassenrand anhalten und Tee trinken und plaudern...

Gion hat eine längere Zeit in Nepal verbracht, in einem Spital einen Freiwilligeneinsatz als Elektroniker/Elektriker geleistet und ist nun auch auf dem Weg nach Lumbini/Indien. Wir beschliessen spontan, gemeinsam nach Lumbini zu radeln. Danach werden sich unsere Wege schon wieder trennen...!

Wir haben an diesem Tag noch einen Pass zu überwinden - so starten wird nach einer längeren Plauderei dann doch noch. Die Strecke ist mühsamer als erwartet - Gion überrascht mich unterwegs mit "Schweizerküche": Blevita Bisquits aus der MIGROS - eine Köstlichkeit!

Kurz vor der Passhöhe essen wir dann in einem Strassenrestaurant einen Teller Reis und kommen mit zwei Locals ins Gespräch. Der eine ist in der Filmindustrie tätig und produziert u.a. Musikvideos - er hat ein Auftreten, wie ein Versicherungsvertreter aus dem Bilderbuch - eine richtige Quasselstrippe - kann alles - kennt jeden - etc.... Nicht einfach, uns von den beiden zu verabschieden. Sie waren überigens gemeinsam auf Brautschau. Der eine der beiden sollte heiraten, da er schon dreissig ist... Sie gingen heute zu Treffen mit Frauen, die in Frage kommen könnten (Kasten etc.)... Es soll eine arrangeirte Heirat geben... Der Bräutigam macht nicht einen wirklich glücklichen Eindruck auf mich... Eine andere Welt!

Hinter dem Pass übernachten wir in einem "Hotel" - meine kritische Prüfung des Zimmers hat zur Folge, dass die Anzüge des Duvets gewechselt werden. Immerhin... 

Beim Abendessen bemerken wir, dass wir an diesem Tag keine 20 Kilometer gefahren sind - aber dennoch so viel erlebt und gaaaanz viele Reiseerfahrungen ausgetauscht haben - ein toller Tag geht zu ende!

27.11.2015

Wir wollen zum Frühstück in der Molkerei gleich neben dem Hotel Joghurt kaufen und dieses mit Früchten aufpeppen. Der Plan scheitert, da das Joghurt einen Nachgeschmack hat, der es für uns ungeniessbar macht - also gibt es Samosa - mit Currygemüse gefüllte, fritierte Teigtaschen zu Frühstück.

Wir radeln los, erreichen die Abzweigung nach Lumbini nach ca. 10 Kilometern und sind etwas unsicher, ob diese Strasse wirklich nach Lumbini führt, da sie gesperrt ist. Die Polizisten sagen uns aber, dies sei der Weg nach Lumbini, wir sollen nur fahren. Die Fahrt wir HERRLICH - keine Autos unterwegs. Nur Velofahrer auf ca. 50 Km und einige Motorräder. Unterwegs trinken wir Tee in einem Restaurant und erfahren dort, dass die Strasse wegen der Grenzblockade gesperrt sei. Für die Nepali ein grosses Problem - für uns einfach nur Luxus pur. Wir radeln mit den Locals durch eine wunderbare Landschaft, geniessen die Fahrt und in einer Baumgruppe am Strassenrand halten wir an, um Mittagessen zu kochen. Gion überrascht mich mit einer Berner Röste aus dem Beutel von Coop - WUNDERBAR!

Während wir die Röste kochen - zur Vorspeise noch eine Gemüsecremesuppe - werden wir von Kindern beobachtet, als kämen wir von einem anderen Stern...

Nach einem feinen Mittagessen radeln wir weiter und erreichen Lumbini bei Einbruch der Dunkelheit. Wir suchen ein Zimmer oder Campingplatz. Hm - Camping gibt es hier nicht. Zimmer soll es in der Umgebung geben. Im ersten Gueshouse sollten wir für ein sehr bescheidenes Zimmer 850 Rupees bezahlen - viel zu viel. Als wir abfahren reduziert der Besitzer den Preis von sich aus auf 450 Rupees. Pech gehabt - zu spät!

Pech gehabt haben auch wir dann - es kommen nur noch teure Hotels. In einem Hotel will man uns ein Zimmer für 150 Dollar anbieten - Discount wird auf Rückfrage gewährt - 126 Dollar koste das gleiche Zimmer - viel zu viel.

Wir radeln weiter - führen in merheren Hotels mühsame, lange Preisverhandlungen und steigen schlussendlich in einem schönen, sauberen Hotel ab - sehr westlich - so westlich, wie schon lange nicht mehr. Das hat auch seinen Preis - ich kann den Preis drücken bis auf 15 Dollar/Person - und dann handle ich noch das Frühstück mit ein, nachdem der Zimmerpreis mal runtergehandelt war. Die beiden Typen an der Reception haben nicht so grosse Freude an mir - aber besser ein Zimmer vermieten, als gar kein Umsatz. Wir sind mit einem Paar aus Deutschland die einzigen Gäste im Hotel... Die beiden bezahlen aber 20 Dollar/Person - ohne Frühstück...

Die Tourismuskrise macht sich auch hier bemerkbar. 

Unter der Dusche bemerke ich eine Zecke, welche sich in meinem Bauchnabel festgebissen hat - Gion operiert mir das Teil inkl. Kopf dann raus - bin ich froh, um die Begleitung! Selber stellt er an sich dann auch noch zwei Zecken fest - eine operiere ich ihm erfolgreich vom Rücken, die andere kann er sich selber ziehen. Wir haben uns diese Mistviehcher wohl beim Mittagessen eingehandelt... Mein erster Zeckenbiss - ...!

Im Zimmer will ich dann auch mein Handy laden. Keine Steckdose funktioniert. Als Gion seinen Phasenprüfer zückt, den er für seinen Freiwilligeneinsatz mit nach Nepal genommen hat, zeigt sich: Die Steckdosen sind alle falsch angeschlossen. Die Erdung steht unter Strom!! So muss ich den Stecker diagonal in der Steckdose einstecken, dann funtkioniert das Laden des Handys... 

DIE ERDE STEHT ALSO UNTER STROM...

28.11.2015

Heute Morgen hat Gion die Receptionisten informiert, dass die Steckdosen verkehrt/gefährlich angeschlossen seien - diese zucken mit den Schultern, erklären, der Strom sei wegen der Grenzblockade halt auch nicht immer da etc. Es dauert, bis sie realisieren, dass die Steckdose falsch angeschlossen ist - es keinen Zusammenhang mit der Grenzblockade gibt - ... Der Receptionist will das überprüfen - hm, wirklich daran glaube ich nicht...

Nun geht es nach einer angnehmen Nacht in einem wirklich sauberen Zimmer und vor allem seit langem wieder wirklich sauberen Bett nach dem Frühstück bald mal zu den Sehenswürdigkeiten hier an Buddhas Geburtsort!

Und die Velokleider müssen noch gewaschen werden. Diese haben wir gestern Nacht in Seifenwasser eingelegt in der Hoffnung, dass Zecken, die sich möglicherweise noch darin befinden, über Nacht ersaufen...

Herzich in die Welt hinaus - Fotos folgen!
Patrik Kirtap

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Kommentare: 1
  • #1

    Pierre Bühler (Montag, 30 November 2015 06:05)

    Hallo Patrick. Ich lese am Laufmeter deine Dokumentation. Gefällt mir. Es scheint mir als Reise ich mit dir zusammen.....Während meiner Wanderungen musste ich am Morgen immer zuerst die Schuhe ausklopfen es könnte ja ein Skorpion oder sonst ein Viech übernachtet haben.
    Als Zeckenbisserfahrener rate ich dir die Bisse zu beobachten. Sollte die Rötung grösser als ein 2 Frankenstück werden Arzt aufsuchen. Momentan bin ich immer noch in Taiwan. Am 5. Dezember fliege ich nach Dubai wo Beatrice (sie fliegt bereits Heute (Montag) und ich an den world air games eingeladen sind. Unsere Aufgabe ist Modellbau mit Jugendlichen. Der Unterschied könnte nicht grösser sein: DEIN einfaches strapaziöses; aber Erlebnisreiches Reisen, Chapeau. Wir im Gegensatz zu dir Luxus pur. Für uns sind das die Früchte die wir für unseren Jahrelangen Einsatz im Modellflug ernten dürfen.
    Wir wünschen dir weiterhin gutes Gelingen beim Strampeln.
    Pierre Bue

 

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