ALEA IACTA EST... - DIE WÜRFEL SIND GEFALLEN...

 

Liebe Alle

Heute Morgen bin ich in Narbonne sehr gut gestartet und habe mich auf die Fahrt entlang des Canal du Midi gefreut! Schon so viel habe ich von diesem Canal gehört – und heute werde ich ihm also mit Passpartu folgen.

In Narbonne finde ich den Weg recht einfach. Mein kleines Hotel, in welchem ich recht günstig übernachtet habe, liegt am Weg. Die Polizisten haben mir gestern also einen guten Tipp gegeben. Der Besitzer des Hotels war eine etwas komische, schrullige Gestalt. Er lebt offenbar im Erdgeschoss des alten Hauses – ohne Fenster. Das Frühstück servierte er mir in einer Art Essraum/Wohnzimmer, der durch Vorhänge von seinen Privaträumen abgetrennt ist - ebenfalls ohne Fenster. Komisch - ... Er selber sah auch eher aus wie jemand, der kaum ans Tageslicht geht und wollte sich auch in der Gegend eher schlecht auskennen. Wie auch immer: Die Absteige an sich war OK!

Ich folge also zuerst dem Canal de l’Aude – der dann in den Canal du Midi mündete. Die Wege sind in einem Heft dokumentiert, welches ich in meinem Hotel mit auf den Weg bekommen habe. Daraus erkenne ich schon, dass ich einen Umweg fahren werde – aber es sieht nicht sooo dramatisch aus.

Unterwegs verliert sich dann der Weg immer mal wieder. Fahrverbote und abgesperrte Wege verwirren mich. Die Einheimischen sagen mir aber alle, ich soll mich daran nicht aufhalten, für Velos gelte das alles nicht. So rolle ich auf mal schönen, breiten und mal schmalen und schmalsten Wegen dem Canal entlang, bis ich vor dem Nichts stehe – also vor dem Gebüsch, durch welches nur noch ein Trampelpfand unter krumm gewachsenen Bäumen durchführt. Hallo? Hier komme ich mit Passpartu nicht durch – was nun?

Ich prüfe mal, ob Sandy weiss, wo wir sind und da erscheint SIE aus dem Nichts bzw. aus dem Gebüsch: Eine Australierien auf dem Jakobsweg unterwegs! Ha die kommt mir ja wie gerufen diese Pilgerin. Sie bestätigt meine Vermutung, dass ich mit Passpartu dem Trampelpfad nicht folgen kann – weiss aber, dass der Pilgerweg in 200 Metern den Canal über eine alte Eisenbahnbrücke quert und sie erklärt mir den Weg über die Brücke etc. Das ist ja genial! DANKE!! Übrigens meinte sie, Australien sei nicht so weit von Europa entfernt – „it’s just a Flight!“... – Ja vieles im Leben ist relativ...

Die Eisenbahnbrücke über den Canal ist leicht zu erkennen - logisch. Viel schwerer zu erkennen ist der Einstieg zu einer schmalen, sehr steilen Treppe, welche auf die Brücke führt. Der Einstieg ist hinter den Gebüschen gut versteckt. Die Treppe bzw. die neben ihr aufsteigende Rampe ist so steil, dass ich Passpartu da nicht hochkriege. Ich muss ihn abladen und alles einzeln auf die Brücke tragen, wo ich alles wieder montieren/beladen muss. Am Ende der Treppe hängt dann auch noch ein Schild, dass man mit SECHS Monaten Gefängnis und 3750 Euro gebüsst werde, wenn man die Brücke betrete. Huch - das heisst, man bezahlt pro Monat Gefängnis 625 Euro - hm, ich habe schon teurer gewohnt :-) ...!!

Die Eisenbahnbrücke ist seit Ewigkeiten nicht mehr in Betrieb und in den Reiseführern für die Pilger wird sie offiziell als Brücke ausgewiesen, die zu passieren ist - dann ist sie auch für Passpartu und mich OK - also: Was soll's - es wird mich schon keiner erwischen...!!

Die Brücke ist schnell passiert - ich leiste mir noch ein Juxfoto - und den Weg zum Canal du Midi finde ich problemlos. Ich staune, dass für die Strecke nach Béziers für Fussgänger 5 Stunden veranschlagt werden - Béziers ist gemäss Strassenkarte doch gar nicht so weit entfernt. Da realisiere ich, dass der Canal du Midi sich massiv durch die Gegend schlängelt. Das geht aus meiner Wegdokumentation gar nicht so eindeutig hervor. Mist - so komme ich ja nie an. Eigentlich wollte ich heute Abend ja in Sète übernachten... HILFE...

Dem Canal du Midi folge ich noch einige Kilometer und entscheide mich dann, auf die Hauptstrasse zu wechseln und den direkten Weg zu fahren. Schön war die Morgenfahrt entlang der Canals... Auf den Canals übrigens viele Ferienkapitäne mit ihren Schiffen unterwegs - ich weiss nicht, ob mir diese Art von Ferien nicht zu langweilig wäre - oder ob es eben grad sehr entspannend ist...

Auf der Hauptstrasse erwischt mich dann der Gegenwind voll. Aber brutalo brutal voll!! Ich komme kaum vorwärts - kämpfe!! Ich entscheide, in Béziers mal zum Bahnhof zu radeln und zu fragen, ob es Züge nach Nizza gibt. Das wäre fein - und doch, würde ich halt Aix-en-Provence verpassen. Aber irgendwann muss ich den Zug nehmen, weil ich es zeitlich sonst nicht rechtzeitig nach Menton schaffe. Meine Krankheitstage in Ayerbe und die Sturmtage in Sainte-Marie holen mich ein. 

Béziers erreiche ich schlussendlich gute 5 Stunden nach meiner Abfahrt in Narbonne - und bin nach Strassenkarte gerade mal 33 Km vorwärts gekommen... OK, ich bin schon mehr als 33 Km gefahren, da ich mich ja Canal entlang schlängelte - und ich habe auch noch eine Pause bei Lidl gemacht, wo ich mir Salat und ein Pizzabrot gekauft habe. Aber 5 Stunden für 33 km - so komme ich nie heim...

Bei Lidel übrigens stand ich wie ein Volldepp vor dem Gestell mit den Broten. Wie fischt man sich mit den an langen Stangen befestigten Schaufeln ein Brot aus dem Gestell?? Ich bin daheim aus Prinzip kein Lidl- oder Aldi-Kunde - und hier verhungere ich vor dem vollen Brotgestell. Da kommt eine andere Kundin und ich kann von ihr lernen, dass man sich die Brote mit dieser Schaufel durch das seitlich angebrachte Gitter der Brotfächer schiebt, wo die Brote dann in einer Art Rinne rutschen und so für den Kunden greifbar werden. Lebensmittelhygiene hat viele Gesichter...

Ich erreiche also den Bahnhof von Béziers und gehe mit gemischten Gefühlen an den Schalter. Einerseits hoffe ich, dass es einen einfachen Weg per Zug nach Nizza gibt - und gleichzeitig hoffe ich, dass alles sehr kompliziert und teuer wird, so dass ich doch fahren muss...

Nun ist es so, dass ich eine gute Zugverbindung nach Nizza bekommen habe. Die Fahrt dauert zwar, aber ich muss nur 1x umsteigen und bin dann schon in Nizza. Passpartu bekommt für den ersten Abschnitt einen reservierten Platz für 10 Euro - für den zweiten Abschnitt ist keine Reservation notwendig und Passpartu fährt gratis bis nach Nizza. Wo gibt's denn so was?

Tja, da schlage ich natürlich zu und die Würfel sind somit gefallen: Ich lasse die Provence aus - schade - und doch absolut richtig. Ich kann so gut und rechtzeitig in die Route des Grandes Alpes starten - ein mir sehr wichtiger Abschnitt auf der Heimreise, der wohl noch einige Kraft kosten wird - um die 16'000 Höhenmeter auf knapp 700 km wollen erstrampelt werden.

Es zeichnete sich ja ab, dass ich einen Abschnitt mit dem Zug fahren muss - und wenn der Wind so brutal ist, dass ich für 33 km schlussendlich 5 Stunden brauche, ist es richtig, den Zug zu nehmen - finde ich. Mann kann sich alles schönreden...

Zufrieden in die Welt hinaus - der nächste Blog kommt aus Nizza.

Herzlich

Patrik Kirtap

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