Mi

18

Mai

2016

MAL WIEDER RICHTIG BERGWÄRTS...

 

Liebe Alle

So ganz sicher war ich mir heute Morgen nicht, ob ich wirklich die richtige Route gewählt habe gestern Abend. Aber gewählt ist gewählt und schliesslich will ich ja noch über die Alpen - was sollen mir da also 1420 Höhenmeter auf 28 Km Distanz Angst einjagen?? Hallo?? Das sind im Schnitt ja nur um die 7% Steigung - durchgehend... Ich kann meine Unsicherheit nicht so richtig einordnen... Ich habe auf meiner Reise deutlich "heftigere Abschnitte" bewältigt - warum nun diese Unsicherheit...??

Amüsiert habe ich in einer Mail gelsen, dass sich ein Freund vor seiner ersten Passfahrt der Velosaison 2016 "fürchtet" - 600 Höhenmeter auf 40 Km. Das ist im Vergleich zu meiner heutigen Etappe ja FLACHLAND... Nun - alles ist relativ...

Nun, ganz so leicht habe ich die Herausforderung heute Morgen also nicht empfunden - und konnte nicht nachvollziehen, weshalb - was das Ganze dann zusätzlich verstärkt hat...

Vielicht, weil...: Mir fehlt seit Kirgistan schlicht die Übung für "richtige" Passfahrten, auch wenn ich in Indien auch Höhenmeter gemacht habe... Und an den letzten "Bergen" habe ich ja eher gelitten... Zudem habe ich gestern ja noch ein Paar aus Frankreich getroffen, welches mit dem Tandem unterwegs ist, um Spanien und Portugal zu umradeln. Die haben mir von der gewählten Srecke auch dringend abgeraten, es soll da nämlich auch noch einen "bösen" Tunnel geben - auf so einen bin ich doch schon in Kirgistan gestossen, der dann gar nicht wirklich böse war... Gestern hatte ich in Andorra le Vella auch noch ein Gespräch mit einem Reiseradler aus Finnland, der auch meinte, die von mir geplante Route sei doch sehr heftig... Tja, was soll mir passieren können: Ich gehe mal schauen - und wenn ich es nicht schaffen sollte, wechsle ich die Strassenseite und lasse mich zurückrollen - und wähle die flachere Strecke nach Perpignan (und ich weiss genau, dass ich das nicht tun würde, weil mein Kopf das nie zulassen würde - aber manchmal sind auch Optionen hilfreich, die man gar nicht wählen wird...). UND: Ich muss ganz einfach selber schauen gehen, wie die Strecke ist - und mich nicht auf das Fahrradfahrerlatein verlassen - damit habe ich seit meinem Start im April 2015 nur gute Erfahrungen gemacht!

Nach einem guten Frühstück war ich gestärkt genug, um die Welt zu erobern - oder wenigstens meinen Pass...

Aus Andorra le Vella fand ich den Weg problemlos. Immer der Steigung nach... Noch Wasser gekauft und dann ab die Post - also  die Schneckenpost...

Langsam aber stetig kurbelte ich mich bergwärts - ich rechnete mit 5 bis 6 Stunden Reisezeit bis zur Passhöhe - also inkl. Pausen. Das Wetter spielte mit. Sonnig, warm - Westwind - bedeutete für mich: Rückenwind. Wie der Wetterbericht es prognostiziert hatte. Unterwegs auf einer Sonnenterrasse noch schnell ein Café genossen und weiter gekurbelt...

Gegen Mittag treffe ich auf Laszlo - einen Reiseradler aus Ungarn. Er ist in meiner Gegenrichtung unterwegs und im Vergleich zu mir sehr einfach ausgerüstet und offenbar auch am Ende seines Budgets - so lade ich ihn zu einem Sandwich ein. Dazu muss er aber gute 3 Km wieder bergwärts radeln - weil es vorher kein Restaurant oder Laden gibt, wo wir etwas kaufen könnten. Das ist der Preis, den er für die Einladung zu bezahlen hat...

Die Orte entlang der Strasse sind offenbar praktisch alle auf Wintertourismus ausgerichtet. Die allermeisten Hotels und Restaurants sind geschlossen. Die Weihnachtsbeleuchtung fix installiert... Viele Wohnungen, Häusser, Ladenlokale und ganze Hotels (!) stehen zum Verkauf. Es läuft hier offenbar wirtschaftlich nicht nur gut.

Laszlo ist ein spannender Mensch. Und im Gespräch mit ihm zeigt sich einmal mehr, wie privilegiert wir in der Schweiz sind!

Laszlo berichtet mir von der Strecke bergwärts - und bestätigt mir, was ich schon ahnte: Die steilsten Abschnitte stehen mir wohl wirklich noch bevor... Aber ich habe ja Zeit...

Nach dem Sandwich kurble ich mich einfach weiter bergwärts - immer kurbeln, kurbeln, kurbeln.... Am Strassenrand steht alle Kilometer ein Schild, welches über die  verbleibende Distanz bzw. die verbleibenden Höhenmeter bis zur Passhöhe informiert - und auch über die Steigung auf dem kommenden Kilometer. Diese Schilder sind mal motivierend, mal weniger...

Der "böse Tunnel" kommt und hat für mich keinerlei Bedeutung, weil ich die Passstrasse fahren werde. Es geht für mich also keine Gefahr von einem "bösen Tunnel" aus. Ich sage ja: Selber schauen gehen, wie die Strecke ist!

Das Wetter wird zunehmend schlechter. Die Wetterprognose hält, was sie versprochen hat. Der Westwind bringt eine Regenfront. Hm - der Westwind war aber auch mein Rückenwind während des ganzen Tages. So hat eben jedes Ding min. zwei Seiten. Mal schauen, ob ich vor dem Regen auf der Passhöhe bin... Ein kleines Wettrennen...

Plötzlich stehe ich oben - also noch ein letztes Schild, das sagt, dass auf dem letzten Kilometer noch 66 Höhenmeter zu machen sind - und dann bin ich tatsächlich oben. Oben ist man, wenn es nicht mehr bergauf geht - sondern nur noch bergab... Kann auf verschiedene Situationen im Leben zutreffen, nicht nur auf Passfahrten mit dem Velo...

Ich brauchte tatsächlich alles in allem auf die Minute genau 5 Stunden und bin sehr zufrieden mit mir!! Gibt mir Mut für die Route des Grandes Alpes - wobei ich bis dahin wohl wieder einiges an Bergkondition verloren haben dürfte...

Das obligate Passfoto kann ich noch knipsen, bevor der Regen einsetzt, der mich zwischenzeitlich eingeholt hat. Zwischen die Regentropfen mischen sich auch Schneeflocken/Eiskristalle. Es ist entsprechend kühl und nass. Eine Kombination, die ich so gar nicht mag...

Erstmals seit gefühlten Ewigkeiten ziehe ich die Regenhosen wieder einmal an und stürze mich in die Abfahrt. Es geht mit 8% Gefälle gut talwärts - die Eiskristalle schmerzen im Gesicht - ich erreiche Pas de la Casa. Ein für mich optisch furchtbarer Ort. Ein grosses Skitourismuszentrum offenbar - mit spannender Vergangenheit. Hotels und TaxFreeShops OHNE ENDE... Viele Autos mit Autonummern aus Frankreich - Einkaufstouristen?! Es gibt hier auch spezielle Sonderangebote: Drei Stangen Zigaretten mit Klebeband elegant umwickelt - dazu eine kleine Flasche (0,5 LIter)  Schnaps gratis. Ein Laster kommt bekanntlich selten alleine... SEHR Sympa finde ich, dass hier HARIBO-Gummibärchen etc. in der KILO-Tüte verkauft werden, um die 3 Euro - ich konnte bisher widerstehen...

Der Ort wirkt auf mich wie ein Industriegebiet, welches hier in den Hang gestellt wurde. Lieblos, zweckmässig - ... Was soll's - von hier aus geht es bis Perpignan eigentlich nur noch talwärts - gute 120 km - mit einer "kleinen Steigung". Diese Strecke kann ich auch am Donnerstag noch bei Regen fahren, sollte es denn am Donnerstag auch noch regnen. Ich beschliesse, hier abzusteigen. Die Hotelsuche gestaltet sich sehr mühsam! Verschiedene Hotel lehnen Passpartu ab, weil sie keinen Platz für Fahrräder haben wollen... In einem anderen Hotel sagt mir der nett lächelnde Herr an der Rezeption, der mich mit "Bonjour jeune homme" begrüsst, das Zimmer würde 60 Euro kosten, dafür sei ein Frühstück inbegriffen und für Passpartu könnte man vielleicht auch noch einen Platz im Haus finden, das müsse er aber zuerst prüfen. Hallo? 60 Euro für eine Übernachtung - so grossartig kann kein Früsthstück der Welt sein! Eher genervt schiebe ich Passpartu durch den starken und kalten Regen, treffe auf zwei Verkehrspolizisten, die sich in einem Hauseingang vor dem Regen in Sicherheit gebracht haben. Die sagen mir, wo ich fragen gehen soll. Ein gutes, günstiges Hotel mit Garage. Und da steige ich ab und bezahle einen absolut annehmbaren, fairen Preis - inkl. Frühstück. Passpartu findet seinen sicheren Platz in der Garage. Geht doch!!

Andorra hat landschaftlich durchaus sehr schöne Seiten zu bieten. Einfach die Ortschaften entsprechen so gar nicht meinem Geschmack - sie sind ähnlich der Touristenorte, welche in Frankreich aus dem Boden gestampft wurden...

Eine warme Dusche, etwas dösen, die Strecke nach Perpignan nochmals ausloten - vielleicht schaffe ich die ganzen 120 km am Donnerstag?!, diesen Kurzblog schreiben, während einer Regenpause den erfolglosen Versuch wagen, irgendwo gepflegt ein Café trinken zu können, nun warten bis es Zeit für das Nachtessen wird... - und dann noch den Wetterbericht konsultieren - und dann gut und tief schlafen...

Zufrieden mit meiner Tagesleistung in die Welt hinaus

Patrik Kirtap

mehr lesen 1 Kommentare

Di

17

Mai

2016

ANDORRA...

 

Liebe Alle

Zum Schluss gibt's dann noch eine Premiere...

Ich habe mich verzählt...  Andorra scheint gar nocht nicht mein 23stes Land zu sein - erst mein 22stes... Wie auch immer: Heute bin ich in Andorra angekommen. Ein spannendes Land - das einzige auf der Welt, welches von zwei "fremden Staatsoberhäuptern regiert wird".

Was ich bisher von diesem Land gesehen habe, ist eher speziell. Landschaftlich noch nicht wirklich reizvoll. Dafür viele Tankstellen, grosse Einkaufscenter, überraschend viele Motorradläden etc. Das Benzin scheint hier nix zu kosten... 

Überraschend auch, dass bei der Einfahrt nach Andorra richtige Zollhäuschen passiert werden müssen. Darin langweilen sich die Zöllner sichtlich... Man reist ohne wirkliche Kontrolle nach Andorra ein.  Wie das mit der Ausreise bzw. der Rückreise nach Spanien ist, weiss ich noch nicht - ich stelle mir aber vor, dass die Rückreise nach Spanien dann mit Kontrollen verbunden sein dürfte. Andorra ist ja eine Steueroase, ein Zollfreiparadies - und Spanien will dann sicher die Waren verzollt wissen. 

In Andorra le Vella - der Hauptstadt - reihen sich Uhrengeschäfte an Uhrengeschäfte, Elektrogeschäfte an Elektrogeschäfte - dazwischen teure Modeläden und Tabak- und Alkoholshops. Einen Lebensmitelladen habe ich noch nicht entdeckt. Hier isst man offenbar teure Schweizer Uhren und trinkt Schnaps dazu...

In Andorra bin ich auf den Tag genau nach Planung angekommen - nur einfach eine Woche verspätet, die Krankheitstage, die ich in Ayerbe bezogen habe, fehlen mir. Es wird knapp bis Menton. Ich habe mir auch überlegt, ob ich Andorra auslassen soll. Aber das war auch nicht stimmig. 

Mein Projekt ist nun, irgendwie nach Perpignan zu kommen. Dort dann wieder einen Ruhetag - möglichst am sonnigen Strand -  einzulegen und dann allenfalls halt doch mit dem Zug ein Stück zu fahren... Ich werde sehen...

Tja, aber wie von Andorra nun nach Perpignan kommen? Zurück nach Spanien auf der Strecke, auf der ich heute Nachmittag nach Andorra gefahren bin? Das wäre die flachere Variante. Oder - wie ursprünglich im Grössenwahn geplant - Andorra queren und über die Berge nach Spanien und von da nach Perpignan? Kilometermässig kein wirklicher Unterschied - aber vor den HÖHENMETERN habe ich GROSSEN RESPEKT. Die ursprünglich geplante Strecke würde mich auf knapp 2400 Meter über Meer führen - da oben liegt noch Schnee - also nicht in Mengen - aber es liegt noch Schnee...

Hin-und-Her habe ich überlegt und dann den Entscheid gefällt: Ich versuche, auf der ursprünglich geplanten Route über die Berge nach Spanien-Frankreich zu radeln. Morgen will ich also den Pass knacken und habe mal eine Tagesetappe von max. 50 Km geplant. 30 Km bergauf - 20 bergab... Mal schauen, wie das geht mit meiner ganzen Haushaltung auf dem Velo. Auf der Route des Grandes Alpes werde ich ja auch solche Steigungen zu bewältigen haben. Training... 

Tja, ansonsten bin ich gut unterwegs - gehe bald schlafen. Morgen frühl will ich um 07.30 Uhr beim Frühstück sein - spätestens um 09.00 Uhr abfahren... Immer diese Vorsätze... Immer diese Termine... Immer diese Planung...

Ach ja: Eine Premiere erlebten Passpartu und ich heute Abend. Als ich im soweit günstigen Hotel eingecheckt hatte, erklärte der nette Herr an der Reception, das Hotel hätte keinen speziellen Platz für Velos, ich soll Passpartu einfach ins Zimmer nehmen. OK, kein Problem. Nur: Das Zimmer liegt im zweiten Stockwerk. Passpartu da hinauf zu tragen fand ich ätzend. Doch: Im Fahrstuhl hatte Passpartu exakt Platz! So fuhr Passpart zum ersten Mal auf der Reise Fahrstuhl. Er hat Busfahrten hinter sich gebracht, war im Iran alleine mit dem Cargotrain unterwegs (ich fuhr ja mit dem Nachtzug hinterher...), hat in Indien eine unvergessliche Taxifahrt überlebt, in Malaysia die Fähre nach Penang genommen, hat drei Flüge überstanden (und die damit verbundenen Zerlege- und Wiederzusammenbauaktionen) und nun also noch eine Fahrstuhlfahrt - was fehlt noch? Wir werden sehen!

Herzlich in die Welt hinaus...

Patrik Kirtap

 

mehr lesen 0 Kommentare

 

23. JUNI 2016

65 Wochen

unterwegs... 

 

* * *

02. Juni 2016

14 MONATE UNTERWEGS

 

SELFIEGALERIE

 

* * * 

 

***JUBILÄUM***

 

31.03.2016

52 WOCHEN

ON THE ROAD

Johor Bahru (Malaysia)

 

24.03.2016

Gründonnerstags-

Jahres-Jubiläum

(Malaysia)

 

02.10.2015

6 Monate

unterwegs

Bishkek (Kirgistan)

 

Cappuccino-Index

Ein Index aus der Wirtschaft - im wahrsten Sinne des Wortes...

Aktualisiert am

04. März 2016 aus Bang Sapahn