Di

14

Apr

2015

Ljubljana...

So, nach einem sonnigen Tag als Tourist in Ljubljana liege ich nun alleine in "meinem" 4er-Schlag im Hostel Tresor. Der Rentner aus Schweden, mit welchem ich das Zimmer letzte Nacht geteilt habe, ist heute Morgen mit dem Zug nach Venedig weiter. Komfortabel, so ein ganzer Schlag für mich alleine...!

Ich geniesse den Komfort und nutze das starke WLAN, um vom Bett aus einen Blogeintrag zu töggelen und meine Fotos zu sortieren etc. - und nochmals die Route nach Zagreb anzuschauen.

Aus dem Atrium des Hostels tönt lokale "Schlagermusik", irgendwer versucht mitzusingen - was nicht zwingend nötig wäre und noch viel weniger sinnvoll ist... 

Habe mein Gepäck für morgen Früh bereits vorbereitet. Passpartu hat im tiefen Keller des Hostels genächtigt, gleich neben dem Tresorraum des ehemaligen Bankhauses, in welchem sich das Hostel befindet. So sicher war er wohl noch nie platziert... Das Hostel liegt absolut zentral mitten in der Fussgängerzone. Mein Bett kostet 16 Euro pro Nacht ohne Frühstück und die Infrastruktur hier ist perfekt, neuwertig, sauber. Es steht sogar ein Bügelbrett zur Verfügung - ohne lange zu überlegen habe ich entschieden, davon keinen Gebrauch zu machen >:-)

Mein Eindruck von gestern Abend bestätigt sich heute auch bei Tageslicht:

Die Innenstadt von Ljubljana ist wirklich SEHR schön! Zwar reihen sich auch hier in der weitläufigen Fussgängerzone der Innenstadt die grossen Allerweltsmarken wie H&M, Boss, Mc, Armani, Diesel und sogar Bally etc. aneinander. Man könnte sich also auch in Zürich oder Bern wähnen - doch die Architektur der oft gut erhaltenen und im Zentrum meist aufwändig renovierten alten Häuser, die kleinen Seitengassen und die parallel zu den Hauptstrassen verlaufenden Nebengassen bieten ein ganz besonderes Ambiente.

Ich stelle mir vor, dass hier in der Innenstadt auch ein grosses Gerangel um Immobilien an bester Lage stattgefunden hat/stattfindet - und viel Geld damit gemacht wurde/wird. So romantisch, wie sich die Stadt dem Touristen präsentiert, so romantisch ist das Leben hier wohl für eine grosse Anzahl Menschen nun auch wieder nicht. Gestern aus dem Zug machten mir die ländlichen Gebiete von Slowenien einen eher ärmlichen Eindruck. Mal schauen, was ich auf dem Weg nach Zagreb antreffen werde.

Das Stadtbild Ljubljanas ist jedenfalls geprägt von vielen jungen Menschen. Studenten. Viele Fahrradfahrer jeglichen Alters. Mit und ohne Körbchen am Lenker, mit und ohne Hündchen im Körbchen am Lenker, mit und ohne Hut oder Helm. Mit Turnschuhen oder Highheels - grad wie's gäbig geit... Fussgänger und Fahrradfahrer weichen sich gegenseitig aus. Es scheint ein gewachsenes Miteinander zu sein. Cool!

UND: Worüber man in Bern mal wieder nur diskutiert, hat man in Ljubljana bereits umgesetzt!! Ein Fahrradverleihsystem, wie ich es aus Paris kenne. Man bezieht an einem Terminal ein Leihrad und gibt es nach Gebrauch an einem anderen Terminal in der Stadt wieder ab. Ha - das würde Bern auch gut anstehen!! Wer weiss, wenn ich dann zurück bin von meiner Reise, rollt das auch in Bern - wobei ich denke, sooo lange werde ich doch nicht reisen... Einer meiner Newsletterabonnenten sitzt ja im Berner Stadtrat und kennt Benno vom Velorouge, der auch im Stadtrat sitzt- da wären's doch schon zwei, die dieses Projekt supporten könnten. Allez hopp!!

Eine weitere Besonderheit hat das Stadtbild von Ljubljana für mich: Ein Strassencafé reiht sich ans nächste. Mir scheint, ganz Ljubljana müsse ein einziges grosses Strassencafé sein. Ich habe wohl noch nie einen Ort besucht, der soooo vooller Strassencafés und Kneipen war.  Mir soll's recht sein. Denn: Nach dem üblichen Filtercafé im Hostelfrühstücksraum - der befindet sich im ehemaligen Tresor des Bankgebäudes, in welchem sich das Hostel befindet - gönne ich mir an einem sonnigen Platz noch einen Cappuccino für gerade mal 1.50 Euro. Ha - da kann sich sogar der sparsame Velotourist erlauben, zu verweilen und überlegt sich, gleich einen zweiten Cappuccino...

 Ich lasse mich durch die Innenstadt treiben, ein Seitengässchen da, ein nächstes dort - und starte dann um 12 Uhr die Bootsfahrt durch Ljubljana. Volles Touriprogramm - doch ich mag halt solche Boots-fahrten durch fremde Städte. Der Guide war schon in Bern und hat auch das Bundeshaus besucht. Er ist stolz darauf, dass Ljubljana mit 300'000 Einwohnern grösser sei, als Bern. OK - dafür ist Bern meine Heimat!

Die Fahrt dauert rund 50 Minuten - "Wahnsinnges" wird nicht gezeigt ausser der einen oder anderen Botschaft, dem Konservatorium, welches sich in einem Neubau mit farbigen Elementen befindet und gewissen Informationen zum Stadtbild des Mittelalters und den vielen Herren, die Ljubljana in seiner Geschichte/Vergangenheit hatte - bis Slowenien dann entstanden ist, vor ja noch nicht so langer Zeit. Da wird mir mal wieder bewusst, in welch stabilen Verhältnissen die Schweiz doch seit vielen hundert Jahren wachsen und stark werden konnte...

Lasse mich am Nachmittag entlang der Markthalle zum Markt treiben, wo nebst Gemüse auch Kleider verkauft werden, die meiner Meinung nach so gar nicht in das auf mich sonst modern und jugendlich wirkende Bild Ljubljanas passen - hier wird offenbar die ältere Generation noch bedient, die auf geblümte Schürzen und so steht. 

Die Strassencafés sind gut besucht - ich verwöhne mich zum Mittagessen mit einer vegetarischen Falafel aus einem kleinen Fastfoodschuppen - lecker! - und Trauben aus dem Supermarkt (ebenso treu wie der Gegenwind haben mich bisher Aldi, Lidl und Spar begleitet...).

Das Wetter ist sehr schön, die Sonne scheint, Temperaturen angenehm. Gemäss Wetterbericht soll das auch die nächsten Tage so bleiben - das spornt mich doch zum Radfahren an - zumal gemäss der Wetterkarte der Wind aus Richtung Westen kommen soll und ich nach Osten radeln will. Bedeutet??? He??? JA - Rückenwind!! Glaube ich erst, wenn ich es spüre!!

Zagreb sollte ich eigentlich übermorgen Abend erreichen - habe mir schon mal die Route eingezeichnet auf meinen Karten und die Hostels in Zagrebs Centrum gegooglet >:-)). Oder versuche ich es doch mal mit Couchsurfing? Ich werde sehen...!

Hoffe einfach, dem Herr Eisner seine Schweissnaht halte wirklich, was er versprochen hat!!! Irgendwie muss ich im Alltagstest zuerst noch mein Vertrauen in diese Schweissnaht aufbauen, mehr Gepäck kann ich kaum mehr liquidieren... Andere Radfahrer sind mindestens so beladen wie ich - und da bricht auch nix!

So, ich stöpsle mir langsam meine Musik in die Ohren - die gefällt auch nicht allen - wird aber wenigstens nicht falsch gesungen...

Lade Euch noch ein, zwei Fotos hoch und wünsche herzlich gute Nacht - und bis zum nächsten Blog!

UND: Es geht mir noch immer gut. Bin nach wie vor fröhlich unterwegs, geniesse das unkomplizierte Leben im Hostel, habe das mit dem Ein-, Aus- und Umpacken, dem Waschen und dem Kleiderwechsel und so langsam für mich im Griff und überhaupt... 

Die Grundmüdigkeit, welche mich die letzten Wochen begleitet hat, legt sich glaub's auch langsam aber sicher - so hat mir eben auch der Tag Ljubljana sehr gut getan. Der Abschluss und der nahtlose Start in die Reise waren halt doch etwas viel - mehr jedenfalls, als ich erwartet habe. Aber es chunnt guet - und das isch guet so!!

Herzlich

Patrik Kirtap

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Mi

15

Apr

2015

ON THE ROAD AGAIN...

So, heute war also mal wieder ein Velotag angesagt. Ich will ja nicht als der Veloweltreisende in die Geschichte eingehen, der im ÖV um die Welt geradelt ist (wobei ich vorerst ja nur einen Teil der Welt erfahren werde). 

Gestern also schon gepackt und doch fand ich heute Morgen nur schwer den Einstieg in den Tag. Obwohl ich um 08.00 Uhr aufgestanden bin habe ich es geschafft, die Abfahrt auf 10 Uhr hinauszuzögern. Ich musste zuerst noch eine Karte zur Post bringen, dann im dm-Markt Sonnenmilch kaufen, dann einen anständigen Café und ein Brötchen jagen und schlussendlich bemerkte ich, dass ich vergessen hatte, Wasser zu kaufen - also zurück zu Spar (gleich neben dem dm-Markt mit der Sonnenmilch) und dann, ja dann ging es endlich richtig los...

Wie ich auf dem Velo sass und es rollte, fühlte ich mich gut und frei. Letzte Nacht fühlte ich mich sehr gestresst u.a. wegen der Frage, ob und wie ich wohl aus Ljubljana hinausfinden würde und glaubte phasenweise auch, Istanbul wohl nie zu erreichen. Blöd - aber solche Momente gibt's offenbar halt auch - hatte ich schon einmal... Tja...

Und dann war ich natürlich auch nervös, ob die Schweissnaht von Herrn Eisner hält, auch wenn ich keine halbe Kuh auf dem Gepäckträger habe. Ich glaube ihm ja schon - und doch muss ich mir im Alltag das Vertrauen in den Gepäckträger irgendwie zuerst wieder aufbauen. Man, bin ich kompliziert...

Da ich auf der Karte gut erkennen konnte, dass ich entlang der Eisenbahnlinie Richtung Osten fahren musste, machte ich mich mal auf zum Bahnhof, weil ich da die Eisenbahnlinie am einfachsten finden würde. Dort fragte ich eine elegant gekleidete, ältere Dame (älter als ich), die mit mir vor der Fahrradampel stand, nach dem Weg. Sie begann mit ihrer Erklärung in gewähltem Englisch: Über die nächsten drei Ampeln sei das alles noch kein Problem - aber dann, draussen in der Vorstadt - oh holy shit - dann werde es kompliziert. Holy shit wiederholte sie mindestens 10x, während sie mir den Weg aber so erklärte, dass ich problemlos aus Ljubljana hinaus fand und auf der von ihr empfohlenen Strasse ohne einmal abbiegen zu müssen bis nach Zalog fahren konnte, einem Quartier ganz im Osten der Stadt. Nix holy shit - einfach nur geradeaus, wenn man vorher richtig abbiegt...Von da aus ging es auf der Nebenstrasse dann weiter.

Durch die Stadt führte mich übrigens ein Radstreifen und sehr rücksichtsvolle Autofahrer. Wunderbar!

Tja, ich hatte mir eine Strecke auf Nebenstrassen ausgesucht, mit dem Risiko, dass ich Steigungen fahren muss. Diese sind auf meinen Karten nicht so eindeutig zu erkennen, da keine Höhenkurven eingetragen sind. Das hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil liegt darin, dass ich mich nicht schon vor Steigungen fürchte, bevor ich in diesen "klebe"...

Dieses Risiko ist heute 2x eingetreten. Einmal ging es mit 12% beschildert kurz aber heftig aufwärts. Das nächste Mal mit "nur" 7% Steigung - dafür mehrere Kilometer - aufwärts. Weiss nicht, was mir lieber ist - kurz und heftig - oder lange und sanft...

Beides waren aber faire Hügel - will heissen: Die Abfahrt auf der Rückseite war immer deutlich länger, als der von mir vorher zu bewältigende Aufstieg >:-)!

Ich genoss die Fahrt durch die kleinen Dörfer, die ländliche Gegend, die zum Teil so ländlich wurde, dass ich wirklich nicht mehr sicher war, ob ich auf der richtigen Strasse sei, auch wenn diese mit den gleichen Nummern versehen war, wie die Straße auf der Karte... Vereinzelt kamen mir Rennvelofahrer entgegen oder überholten mich. Einmal habe ich aber ein Auto angehalten (ja Peter, genau so, wie am 02.04.2015 oberhalb Trimstein - funktioniert auch in Slowenien :-)) ) - mit den beiden Insassinnen konnte ich mich nicht verständigen. Aber ich habe ihnen auf der Karte gezeigt wohin ich will und sie haben beide mit beiden Händen in die von mir angedachte Richtung gezeigt. Mit so viel Zeichensprache konnte es ja nur gut kommen, auch wenn der Strassenbelag schon seit einigen Kilometern fehlte und die Strasse plötzlich nur noch aus Schlaglöchern bestand. Der Härtetest für Herrn Eisners Schweissnaht, die gehalten hat, was er versprochen hat. SUPER!!

Ich dachte mir ja, als ich die Route ausgewählt habe, dass ich in einem der Dörfer einkaufen oder einkehren könnte. Hm - denkste. Die Dörfer sind so klein, dass es eben kaum Wirtschaften gibt oder Läden. Die Menschen betreiben, so wie ich das einschätze, viel Selbstversorgung und Landwirtschaft. Da braucht es halt nicht an jeder Ecke einen Aldi...So habe ich im zweiten Aufstieg dann meine matschige Banane gegessen, weil ich mir die Dose Thunfisch unbedingt für noch "schlimmere Zeiten" sparen wollte. Ich habe zudem immer noch ein grösseres Stück Roggenbrot aus Tassenbach dabei (ihr erinnert Euch, da wo die Serpentinen ins Lesachtal/ Gailtal hochgehen). Die Banane war vom Transport in einem Zustand, welchen sie daheim gar nie hätte erreichen können, weil ich sie schon viel früher entsorgt hätte. Aber so ne matschige Banane gegen ein Loch im Bauch ist schon was herrliches, sage ich Euch!!

Kurz vor Radece eine Cola getrunken in einer Beiz, in Radece selber um 16 Uhr dann eingekauft und gleich ein Dose Fleischpastete inkl. Brötchen verdrückt, dazu eine richtige und eine Schockobanane und gleich noch zwei Dosen Notvorrat gekauft. Dazu noch eine grosse Flasche Wasser. Hat alles in allem knapp über 4 Euro gekostet - finde ich günstig! Bei der Fleischpastete habe ich mich gegen die entschieden, auf der ein flauschiges Entchen abgebildet und etwas von Junior stand - was genau drin ist weiss ich nicht, da ich es nicht übersetzen kann. Wollte aber verhindern, dass ich Pastete aus jungen Entchen esse...

Habe dann einfach die Dosen gekauft, auf denen am meisten Gemüse abgebildet ist - auch wenn Fleisch drin sein soll... Hundefutter ist es auf alle Fälle nicht - das stand auf einem anderen Regal... :-)

Und weiter ging die Fahrt der Sava entlang. Ein breiter Fluss in einer grünen Ebene, in der Landwirtschaft betrieben wird. Heute Abend bin ich in Sevnica gelandet. Vor Sevnica habe ich Ausschau nach einem Platz für wildes Camping gehalten - doch es war mir noch zu hell und die Plätze zu exponiert. Da habe ich mich entschieden, durch Sevnica durch zu fahren und danach nochmals zu schauen. Da kam in Sevnica ein günstiges Hotel daher, welches im heutigen Tagesbudget noch Platz hat (Abendessen hatte ich ja schon...). Darum habe ich heute schon wieder WiFi und kann Euch bebloggen... 

Da es Blogleserinnen geben soll, die mich auf jeder Radumdrehung auf Googlemaps verfolgen, habe ich unter Statistik die wichtigsten Eckdaten meiner Route eingetragen...

Bin gut unterwegs und freudig, dass ich heute auf so verkehrsarmen Strassen so weit vorwärts gekommen bin, die Sonne geniessen konnte und den Rückenwind - der jedoch meist wieder von vorne kam... 

Morgen habe ich bis Zagreb noch gute 65 Kilometer - immer rauf und runter offenbar, aber kaum mehr so richtige Hügel - und wenn doch, dann nehme ich auch die!

Bis Istanbul ist es dann aber schon noch ein Stück...

Mal schauen, ob ich für gewisse Etappen nochmals die Bahn nehme... Das hängt halt auch alles davon ab, wann mein Pass in der Schweiz von seiner ersten Visumsrunde zurück ist und Istanbul erreicht. Einfach kompliziert, so eine Veloreise...

Herzlich - ich gehe schon bald schlafen - morgen will ich zeitiger los als heute. Vielleicht so um 09.45 Uhr....

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Aktualisiert am

04. März 2016 aus Bang Sapahn